Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
Vom Netzwerk:
...«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du hättest es fast schon gesagt.«
    »Es ist wie ... atmen.«
    »Atmen?«
    »Man muss atmen, damit man leben kann.«
    Paula seufzte.
    »Ich kann es nicht.«
    »Was kannst du nicht?«
    »Ich kann nicht atmen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Erkki.
    »Kannst du es mir beibringen?«, fragte Paula.
    »Gern würde ich das, aber ...«, sagte Erkki.
    »Aber niemand kann für einen anderen Menschen atmen«, sagte Paula an Erkkis Stelle.
    »Ich liebe diese Küche«, sagte sie dann noch.
    Das war zu überschwänglich formuliert, sie hörten es beide. Dennoch war noch etwas übrig von dem angenehmen und seltsamen Moment.
    »Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen«, sagte Paula aufrichtig. »Oder genauer gesagt bin ich vom Scheitel bis zur Sohle eine einzige Lüge gewesen.«
    »Das ist bedauerlich.«
    Paula musste lachen.
    »Du bist wirklich von einem anderen Planeten.«
    »Kann sein.«
    »Jetzt könnte ich einen Schluck vertragen.«
    Erkki war peinlich berührt.
    »Ich glaube, ich ... habe nichts ...«
    »Bier?«, erkundigte sich Paula.
    »Kaffee oder Tee?«, schlug Erkki vor.
    »Ein Glas Wasser ist ganz okay.«
    »Ach so ... Milch wäre noch da.«
    »Gut. Ich hätte gern ein Glas Milch.«
    Erkki ging zum Kühlschrank.
    »Und wenn ich dazu ... irgendwas Kleines. Weißt du, einen Keks zum Beispiel. Falls du nicht zufällig Schokolade im Haus hast.«
    Erkki wirkte, wenn überhaupt möglich, noch peinlicher berührt als zuvor.
    »Zu dumm aber auch ... Knäckebrot wäre da.«
    »Dann Knäckebrot.«
    Entzückt blickte Paula auf das Glas Milch, das vor ihr hingestellt wurde, auf das Blütenweiß. Sie berührte leicht das bereits gebutterte Knäckebrot auf dem Teller daneben, wie um sich zu versichern, dass es real existierte.
    Erst jetzt merkte Erkki, dass Paula die rechte Hand in sonderbarer Position hielt.
    »Ist mit der Hand etwas passiert?«, fragte er.
    Paula drehte die Hand um. Legte das kurze, scharfe Messer auf den Tisch.
    »Nicht mit meiner Hand.«
    Dann fing sie an zu reden. Wischte alles Seltsame und Angenehme weg. Stocherte lauter Löcher in die Welt.
17
    »Rechts oder links?«
    Sie standen an einer Weggabelung.
    »Egal«, antwortete Ari. »Beide führen zum Becken.«
    Vor ihnen lag ein kleines Waldstück, das den Fußweg teilte.
    »Wenn du da langgehst und ich hier«, schlug Katri mit Blick auf Petri vor.
    Petri ging nach rechts, Katri wandte sich nach links, gefolgt von Ari.
    »Als kleiner Junge habe ich mich hier viel herumgetrieben«, sagte Ari.
    »War es eine glückliche Kindheit?«
    »Ja ... doch.«
    Lärm.
    Sie blickten nach oben zu den Wohnblocks.
    Eine Schar Kinder schoben irgendeinen Behälter vor sich her und machten ziemlich viel Krach dabei.
    Katri und Ari gingen weiter.
    Vor ihnen schimmerte eine kleine, beleuchtete Eisbahn.
    »Ich habe mir überlegt ... weil wir gestern davon sprachen, wie schwer eure Arbeit ist«, fing Ari an. »Dass ihr eine ganz schöne Verantwortung habt.«
    Es klang, als wäre das nur die Einleitung zu etwas anderem gewesen. Katri ärgerte sich. Worauf wollte der Schriftsteller hinaus? Gerade jetzt konnte sie kein Geschwätz vertragen.
    »Viele Menschen tragen schrecklich viel Verantwortung«, gab sie knapp zurück.
    »Aber nicht so eine. Ich wollte nämlich fragen ...«
    »Lehrer. Denken Sie nur an die Lehrer. Oder an jede andere Person, die mit kleinen Kindern zu tun hat. Oder mit alten Leuten. Mir Hilflosen. Die Welt ist voller Verantwortung, es gibt sie überall. Sogar im Supermarkt da drüben. Was die Frau an der Kasse zu dem Kind sagt, das zum ersten Mal alleine etwas einkauft.«
    »Ein guter Punkt, an sich, aber ...«
    »Und trotzdem darf man sich nicht zu viel kümmern. Man kann nicht jedem hinterherweinen, der mal eine Münze verloren hat.«
    »Ganz richtig«, konnte Ari dazwischensagen.
    »Sie tragen auch eine große Verantwortung. Nicht wahr?«
    »Eine ziemlich begrenzte. Na ja, irgendjemanden gehe ich immer auf die Nerven ...«
    »Wieso begrenzt? Sie schreiben eine Geschichte. Die liest dann jemand allein in einer dunklen Ecke. Sie können wer weiß was für Gedanken in den Kopf dieses Menschen einspeisen.«
    »Na ja ... So ein guter Autor bin ich nicht ... Zum Glück. Dass ich bei jemandem die Gedanken durcheinanderbringen könnte.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Na, weil ...«
    »Woher wissen Sie, dass nicht irgendwo ein erstaunlicher Satz steckt, dass bei jemandem der Kopf explodiert?«
    »Das war dann aus

Weitere Kostenlose Bücher