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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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weinerlich.
    Kurzes Erstaunen, dann Gelächter.
    Das jüngste Mädchen trat einen Schritt nach vorn.
    »Hast du dir wehgetan?«
    Tomi spritzte Flüssigkeit aus der Flasche, traf den Ärmel. Das Mädchen wich zurück, die anderen kamen auf Tomi zu. Er stürzte ihnen entgegen, die Flüssigkeit spritzte im hohen Bogen, nun wichen alle zurück.
    »Scheiße, was für ein Depp!«, kreischte der kleinste Junge.
    Tomi nahm das Streichholz.
    Die anderen kamen wieder näher. Tomi trat hinter den Altpapierhaufen.
    »Nehmt ihm die Streichhölzer ab«, rief einer der großen Jungs von der Seite.
    »Kommt nur her!«, rief Tomi und hielt das Streichholz an die Schachtel.
    Die Gruppe blieb wieder stehen, zögerte.
    Dann setzten sich die großen Jungen in Bewegung.
    Im Nachhinein erinnerte sich Tomi daran, wie sie auf ihn zukamen, dabei an ihren Zigaretten zogen. Tomi riss das Streichholz an, es entflammte. Ging gleich wieder aus. Tomi fingerte nach einem zweiten Hölzchen. Die anderen kamen näher. Glühende Zigaretten zwischen den Fingerspitzen, ausgebreitete Arme, bereit, den kleinen Jungen zu packen. Drei zur Hälfte gerauchte, glühende Zigaretten in der Luft.
    Eine Stichflamme.
    Tomi spürte das Brennen, riss sich die Jacke vom Leib, wich zurück.
    Die Flammen liefen die Papierbahn entlang, ein Mädchen sprang zur Seite, eine neue Stichflamme ...
    Die Jacke brannte.
    Das Mädchen schrie.
    Tomi lief zuerst hin, machte dann kehrt, stolperte, rutschte den Hang hinunter.
    Oben wurde geflucht.
    Geweint, geschrien.
    »Scheiße ...«
    »Schnee drauf ...«
    »Ruft die ...«
    Tomi rannte davon.
19
    Erkki konnte nur zuhören.
    Alles war Lüge gewesen. Genüsslich erzählte Paula von ihren Aktionen, von der Mischung aus Erpressung und Flirt im Umgang mit Bezirksleiter Laakso, von den Ereignissen des Tages, von den Rauswürfen, die unweigerlich bevorstanden.
    »Als würde das überhaupt keine Rolle spielen.«
    Paula sah Erkki direkt an, ohne Mitleid.
    »Ich habe Mirja nie schlagen wollen.«
    Erkki wurde blass.
    »Ich weiß nicht ... ob ich das hören will.«
    Paula entfuhr ein sonderbares Lachen.
    »Natürlich wollte ich es ... Was rede ich da für einen Unsinn? Kann man denn jemanden aus Versehen schlagen?«
    Erkki wand sich auf seinem Stuhl, er wollte weg. Aber es bestand keine Möglichkeit zur Flucht.
    »Du hast deine Tochter geschlagen? Heute?«
    »Nein ... nein ... Vor einer Woche zuletzt richtig ... Vor ein paar Tagen nur so eine gewischt ... Warte mal, ich zähle nach ... Vielleicht vier, fünf, sechs Mal seit Weihnachten.«
    »Vier oder fünf oder sechs Mal?«
    »Oder sieben. Hört sich das viel an?«
    Erkki holte tief Luft.
    »Warum hast du sie geschlagen?«
    »Warum? Na, weil sie so ... Ich krieg sie nicht in den Griff.«
    »Nicht in den Griff?«
    »Ich ... Ich hab das Gefühl, dass sie zu ihrem Vater möchte.«
    »Aber das ist doch kein Grund.«
    »Nicht? Was dann? Sag mir einen besseren Grund.«
    Erkki legte die Hände vors Gesicht, die Finger auf der Stirn wie zum Schutz.
    »Ist deine Tochter in guter Verfassung?«
    »Ich denke doch.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nachdem ich ihr eine gewischt habe ... Es war ein bisschen fester ausgefallen. Ich musste ihr Hausarrest geben. So wie sie aussah, konnte ich sie nicht auf die Straße lassen ... Die Beine hätten sie sowieso nicht getragen. Kann man das Arrest nennen?«
    »Ist sie schon lange ... unter Arrest?«
    »Zwei ... nein, drei ... es werden jetzt vier Tage. Ich weiß nicht ... Ein bisschen zu lange.«
    »Aber ... was sagt denn das Kindermädchen?«
    »Es gibt kein Kindermädchen. Ich hab selbst auf mein Kind aufgepasst.«
    Erkki merkte, dass seine Hände zitterten. Wieder holte er tief Luft.
    »Warst du eben bei ihr?«
    »Ja ... fast.«
    »Fast?«
    »Ich konnte nicht hingehen ... ich hab es nicht geschafft.«
    »Solltest du das nicht tun?«
    »Sollte, sollte. Ja, sicher. Man soll alles Mögliche.«
    Erkki sah Paula an, die keine Anstalten machte, vom Stuhl aufzustehen.
    »Vielleicht müsstest du mal mit jemandem reden?«
    »Ich rede ja die ganze Zeit. Und du scheinst zuzuhören.«
    »Ich meine mit ... mit jemandem vom Fach.«
    Wieder ein Lachen, laut, ein freudloses Lachen.
    »Ja, ja, ich kenne die ganzen Berufshelfer«, sagte Paula. »Die sind alle von derselben Sorte.«
    Sie erstarrte, und damit endete ihr Redefluss. Sie lehnte sich ans Fenster und starrte hinaus.
    Erkki folgte ihrem Blick, er schien sich auf nichts Bestimmtes zu richten.
    Es schneite nicht mehr, die

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