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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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und ihm Klapse versetzt. Hatten ihn unters Dach gezerrt, zwischen die Müllcontainer, wo niemand sah, was als Nächstes passierte.
    Die Schar war größer als am Morgen, mindestens ein Mädchen und zwei, drei ältere Jungen mehr, zu denen die Jüngeren respektvoll aufschauten. Auch der große Bruder von einem war dabei, mit seinen Kumpels, alle sahen sie stark aus, einer hatte einen Igelschnitt, der andere eine Jacke mit dem Logo einer Eishockeymannschaft, sie rauchten und beobachteten, was passierte.
    »Versprichst du, dass du nie mehr ...«, fing das Mädchen mit der Brille an.
    »Da helfen keine Versprechen«, kreischte der Kleinste.
    »Einfach die Eier ab«, sagte das älteste Mädchen. »So haben wir’s heute Morgen doch ausgemacht.«
    Zwei Jungen packten Tomi, der sich vergebens loszureißen versuchte.
    »Ihr Feiglinge«, schrie er und konnte das Schluchzen nicht zurückhalten.
    »Wer ist hier ein Feigling?«
    »Hat’s Spaß gemacht, ein kleines Mädchen zu treten?«
    »Ich hab niemanden ...«, versuchte Tomi zu widersprechen.
    »Halt die Fresse, du Scheißkerl!«
    Das Mädchen trat vor Tomi hin und beugte sich zu ihm hinab. Zuerst tätschelte sie ihn, dann kniff sie ihm in die Wange, mit den spitzen Fingernägeln.
    Tomi schrie auf, zog den Kopf zurück.
    »Kriegt unser Kleiner Sehnsucht nach der Mama?«
    Inzwischen hatte der kleinste Junge ein Klappmesser zum Vorschein gebracht.
    »Wer schneidet?«
    Lautes Gelächter. Das kleinste Mädchen zog sich mit seinen Freundinnen in den Hintergrund zurück.
    »So langsam müsste er’s kapiert haben«, mischte sich ein Mädchen ein.
    »Der da? Das wievielte Mal ist der jetzt schon hier?«
    »Genau. Mit ein bisschen gespielter Heulerei kommt der jetzt nicht mehr davon.«
    »Wir sollten uns für unser Baby was ... richtig Schönes ausdenken.«
    Geraune. In den Müllcontainer, schlug einer vor. Und dann auf die Rodelbahn, ergänzte ein zweiter. Der dritte war dafür. Zustimmendes Gelächter. Keine Widerrede mehr.
    »Zum Biomüll.«
    Gelächter.
    »Der hat schlechte Räder.«
    »He, der hier wär gut«, hörte man einen Jungen neben der Tür rufen.
    Einer der Papiercontainer war halb leer. Sie fingen an, ihn zwischen den anderen hervorzuzerren, der große Bruder kam mit seinen Kumpels zu Hilfe, die Zigaretten glommen rot im Halbdunkel.
    Sie zogen den Container in die Mitte, öffneten den Deckel.
    Die kleineren Jungen schleiften Tomi zum Container, Tomi wehrte sich, aber die Hände der anderen waren überall. Er zappelte einen Moment auf dem Rand, bis er auf die Zeitungen und Werbebeilagen fiel.
    Ausgelassene Rufe ringsum, der Deckel fiel zu.
    Scheißkerle.
    Ich bring euch um ...
    Ich fackel alles ab.
    Tomi griff nach der Flasche, versuchte aufzustehen, aber jetzt setzte sich der Container in Bewegung, und Tomi fiel hin. Flüssigkeit schoss aus der Flasche, halb auf die Jacke, halb auf den Abfall.
    Tomi drehte sich auf die andere Seite, der Container rollte ungleichmäßig, blieb immer wieder im Schnee stecken. Es tat Schläge, dann ging es wieder schneller voran, und er wurde hin und her geworfen.
    Auf einmal nahm das Tempo ab. Der Hügel, vermutete Tomi, sie standen vor dem Hügel, eine kleine Steigung und dahinter der steile Hang. Er versuchte, mit aller Macht aufzustehen, den Deckel anzuheben, aber er wurde von außen zugehalten.
    Abrupter Halt.
    »Gute Reise, Scheißkerl!«
    Gelächter.
    Beschleunigung.
    Ein Schlenker, ein Aufprall, der Container fuhr gegen ein Hindernis, drehte sich, fing an zu kippen.
    »He, haltet ihn ...«
    »Haltet ihn aufrecht!«
    Tomi flog auf die Seite, wieder eine Kollision, der Deckel sprang auf.
    Mitsamt den Zeitungen rollte Tomi in den Schnee.
    Der Griff um die Flasche lockerte sich.
    Er versuchte, sofort auf die Beine zu kommen, geriet zwischen dem Papier ins Stolpern, die Hand fand die Flasche, er konnte aufstehen. Er ballte die Faust und spürte dabei die Streichholzschachtel.
    Die anderen standen einige Meter von ihm entfernt im Halbkreis, überrascht, erstarrt. Sie schauten auf den Müllbehälter, der kurz vorm Scheitelpunkt umgekippt war, und auf den Haufen Altpapier daneben.
    »Scheiße, Mann.«
    »Warum hast du nicht aufgepasst?«
    »Hättest du selber aufgepasst ...«
    Erst jetzt richteten sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen, der ihnen die Flasche entgegenstreckte. Seinen einzigen Handschuh hatte er in den Schnee fallen lassen, in der Hand hielt er eine Streichholzschachtel.
    »Ich fackel euch alle ab!«, schrie Tomi

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