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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Sein Vater und seine Großmutter. Da war ja eine schöne Gemeinde beisammen, dachte Katri, als sie sich Aris kleinlauten Bericht anhörte. Und dann hat er sich auch noch einen Schriftsteller als Kumpel ausgesucht!
    Katri ließ die Episode auf der Eisbahn schnell vorüberziehen, mit leichter Schamesröte auf den Wangen. Petri schien nichts bemerkt zu haben.
    »Dann ist er plötzlich davongelaufen.«
    »Warum?«
    Ari wusste darauf keine Antwort.
    »Was war passiert?«
    Ari erzählte von den Kindern auf dem Hof und den Drohungen, die sie gerufen hatten. Und von der Begegnung mit Paula.
    »Könnte es sein, dass der Junge Angst vor der Frau hatte?«, fragte Katri probehalber.
    »Vor Paula? Ich glaube nicht. Ich weiß nicht.« Diese Möglichkeit hielt die Fantasie des Schriftstellers offenbar nicht bereit.
    »Oder vielleicht in dem Sinn, dass ...«
    »Ja?«
    »Von Berufs wegen.«
    »Von Berufs wegen?«
    »Paula hat gesagt, sie sei eine Kollegin von euch ... Oder arbeite für euch irgendwie als Beraterin ...«
    Katri und Petri sahen sich an.
    »Soweit ich weiß, ist sie in einer völlig anderen Branche tätig«, sagte Katri.
    »Trotzdem schien sie ziemlich viel über die Geschichte des Jungen zu wissen«, verteidigte sich Ari.
    »Zum Beispiel?«
    »Über die Probleme seiner Eltern ...«, fing Ari vorsichtig an, wobei er Bestätigung bei Katri und Petri suchte. »Und über die psychische Verfassung und die Alkoholprobleme der Großmutter.«
    Eine ganz schöne Geschichtenerzählerin, dachte Katri, verzog aber keine Miene. Aris Gesichtsausdruck wurde jedoch immer ungläubiger.
    »War das alles Quatsch, was Paula mir erzählt hat?«, fragte er.
    Katri zuckte mit den Schultern und bemühte sich um eine diplomatische Formulierung. »Sagen wir so: nicht ganz präzise in allen Einzelheiten.«
    Ari versuchte die Antwort zu verdauen.
    Katri nickte Petri zu und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. Sie standen auf und flüsterten gleich darauf im Flur miteinander.
    »Sollen wir doch noch mal versuchen, diese Vaara anzurufen?«, schlug Petri vor.
    Schaden kann es nicht, dachte Katri und rief die zuletzt gewählte Nummer an.
    Es klingelte in der Küche nebenan.
14
    Es hat noch nie an der Tür geläutet.
    Niemand ist je zu Besuch gekommen.
    Aber jetzt läutet es schon zum zweiten Mal.
    Erkki drehte das Radio leiser.
    Ein Hausierer? Die gab es nicht mehr. Die gehörten der Vergangenheit an ... Und die landesweite Sammlung für die letzten Kriegsinvaliden dürfte derzeit auch nicht im Gange sein. Vielleicht wollte ein Kind Kalender zu Gunsten seines Basketballvereins verkaufen. Oder zwei Mormonen boten ihren Glauben an. Nein danke, mir reicht mein eigener. Oder ...
    Vor fünf Jahren hatte ein Installateur geläutet, weil es ein Stockwerk weiter oben einen Rohrbruch gegeben hatte. War das nun wieder passiert? Ausgerechnet jetzt.
    Erkki öffnete die Tür.
    Kein Installateur, keine Mormonen, kein Kind.
    Eine Frau und ein Mann.
    Der Mann in Lederjacke, es sah fast nach Uniform aus.
    Die Frau ganz ohne Jacke oder Mantel.
    »Könntest du vielleicht mein Taxi bezahlen?«, fragte Paula.
15
    Ari zuckte zusammen.
    Das Telefon klingelte. Er kannte den Klingelton, auch wenn es nicht sein eigener war.
    Er schaute unter den Tisch. Zog Paulas Handtasche hervor.
    Katri Korhonen und Petri Salmi waren in der Küchentür erschienen, Katri drückte eine Taste ihres Handys. Der Klingelton verstummte.
    »Ich habe vergessen zu sagen, dass ... Sie hat ihre Tasche vergessen«, sagte Ari geniert. Er reichte Katri die Handtasche.
    Katri warf nur einen Blick hinein und schloss dann den Reißverschluss. Obwohl sie gern reingeschaut hätte, interpretierte Ari. War das Schamhaftigkeit oder Berufsethos?
    Wieder begaben sich die beiden Sozialarbeiter in den Flur, aber diesmal hörte Ari, was sie sprachen.
    »Was machen wir mit der Tasche?«, fragte Petri.
    »Wir nehmen sie mit«, sagte Katri. »Wir gehen als Erstes an der Wohnung vorbei, falls die Dame zu Hause ist. Wenn nicht, bringen wir sie der Polizei.«
    Stille.
    »Was denkst du?«, fragte Petri.
    »Draußen wird es immer kälter, und ein kleiner Junge ist verschwunden«, sagte Katri.
    Sie ging wieder in die Küche und erklärte, sie würden sich langsam auf den Weg machen. Aber zuvor noch eine Frage.
    Wie in einer Krimiserie, dachte Ari, und irgendwie wurde ihm innerlich warm. Die Kindheit, der erste Fernseher.
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wo der Junge sich aufhalten könnte?«
    Ari schüttelte den

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