Bondage (German Edition)
geht um irgendwelche Gefangene ... meinen sie etwa Nora, Lars und Sven?
So scheint es, und da man über eine Flucht diskutiert, schätze ich, dass die Drei doch wehrhafter waren, als unsere neuen Freunde gedacht hatten. Leider entnehme ich dem Gespräch, dass der Versuch der Drei bereits nach wenigen Metern noch im Lager gestoppt wurde, und sie nun vor der Tür auf den Richtspruch des Scheichs warten. Ich hoffe, dass Kemal hält, was er mir versprochen hat.
Schritte verlassen das Zelt, und Kemal kommt zu mir, ist ganz ruhig, lächelt, als er sieht, dass ich bereits wach bin. In der Hand trägt er eine saubere Djellaba aus dickem Baumwollstoff, die er vor mir auf das Bett wirft.
„Zieh dich an, kleiner Neffe“, sagt er und schaut mir wohlwollend zu, wie ich das Kleidungsstück überstreife. „Und dann komm mit, wir sollten deine Freunde vielleicht von unserem geänderten Plan informieren.“
Ich nicke, schüttele meinen Kopf, um meine Haare in Form zu bringen und lasse sie offen nach hinten fallen. Inzwischen sind sie fast wieder schulterlang und brauchen diese Formgebung öfter denn je.
Dann streife ich meine Stiefel über, die ich vor Kemals Bett finde, und lege mir meinen Gürtel mit meinem Dolch um, was Kemal mit einem Grinsen kommentiert.
„Nur Männer dürfen Waffen tragen“, zieht er mich auf.
Ich nicke. „Ich weiß. Aber da ich zur Familie gehöre, wirst du bei mir sicher eine Ausnahme von der Regel machen“, stichele ich zurück, was Kemal rau auflachen lässt.
„Bist du sicher, dass du deinen Liebhaber wiederhaben willst?“, fragt er mich. „Ich wäre dir sicher ein genauso guter Liebhaber wie er“, bietet er mir an. „Und hier wärest du genauso gut aufgehoben und beschützt wie bei ihm“, beteuert er.
Ich halte kurz inne, suche seinen Blick, schüttele wortlos den Kopf, bevor ich in meinen Handgriffen weitermache.
Kemal nickt stumm, versteht es, aber seine Augen sagen mir, dass er mich dennoch beschützen wird, solange ich bei ihm bin ... oder er bei mir.
„Du liebst ihn“, stellt er kurz darauf lakonisch fest.
„Ja“, antworte ich ihm sofort. „Ich liebe ihn so sehr, dass ich mit drei Freunden alleine aufbreche, um ihn aus dem Tal der schwarzen Katakomben zu befreien. Ich liebe ihn so sehr, dass ich bedenkenlos mein Leben opfern würde, um ihm seines zu schenken.“
Kemal nickt. „So sei es, kleiner Neffe. Wir werden dich zu den Pyramiden des Todes begleiten, und dort auf dich warten. Das Tal ist heiliger Boden der Götter, wie du weißt. Aber in den Pyramiden herrscht Seth ... den letzten Rest des Weges werdet ihr alleine gehen müssen.“
Ich nicke, befürchtet hatte ich es bereits, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir Carlos besiegen müssen, um Brix zu befreien.
„In Ordnung“, sagt Kemal mit getragenem, ernstem Ton. „Warte hier. Zuerst werde ich mit deinen Freunden sprechen. Ich lasse es dich wissen, wenn du dazukommen sollst.“
Dann dreht er sich um, nicht ohne mir noch einmal zuzuzwinkern, und lässt mich alleine in seinem privaten Teil des Zelts zurück.
Ich setze mich in Gedanken versunken in einen der beiden Korbstühle, die neben einem niedrigen Tisch auf den Teppichen in der hinteren Ecke des Raums stehen, der von dem riesigen Bett in der Mitte des Raums dominiert wird. Ich höre weder den Stimmen draußen zu, noch achte ich auf das, was nebenan geschieht, sondern ich entspanne mich einfach und versuche, mich auf Brix und das, was gerade mit ihm geschieht, einzustimmen und herauszufinden, wie es ihm geht.
Kapitel Neunzehn
Brix
Als ich aufwache, ist es verdammt dunkel hier drin. Die eine Fackel hat ganz den Geist aufgegeben, und die andere funzelt nur noch vor sich hin. Das Rascheln neben mir und um mich herum kommt bestimmt von diesen vielen Käfern. Nur komisch, dass noch kein Einziger über mich gekrabbelt ist. Ich kann in den schemenhaften Umrissen hier drin nur noch erkennen, dass ich immer noch mit einer Kette an diesen komischen Pfosten gefesselt bin, und dass auf dem wackeligen Holztisch immer noch mein opulentes Mahl, bestehend aus Wasser und Brot, steht – und dass ich in Shahins Armen liegen und mich mit Trauben und Rotwein füttern lassen könnte, wenn ich nicht beschlossen hätte, mir noch ne Zeitung zu kaufen.
„Verdammter Mist!“, brülle ich durch den Raum. Ist mir auch egal, wenn meine Aufpasser jetzt wiederkommen, da können sie gleich neues Licht mitbringen. Ist ja zum Aus-der-Haut-Fahren hier, ehrlich.
Ich
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