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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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klemmen, oder aber ein Ende der Kette über die Schultern und um den Nacken baumeln lassen ... spätestens, wenn die Fackel brennt und ich diese in einer Hand halten muss. Dafür hat diese Kette den Vorteil, dass ich mit ihr zuschlagen kann, wenn sich mir ein einzelner Wächter in den Weg stellt. Scheint, als hätte ich Glück gehabt.
    Dass meine Glückssträhne anhält, zeigt sich, als ich vorsichtig durch den Durchgang schaue, durch den Carlos mein rustikales Gefängnis betreten hat: Es ist weit und breit niemand zu sehen, und es ist dunkel, das bedeutet, dass niemand hier ist.
    Ich gehe leise den Gang entlang, der sich dahinter wölbt, und komme in einen größeren Raum, aus dem vier gleich große Gänge abgehen. Aus dem einen, linken, ist ein Lichtschein zu sehen. Also nehme ich am besten den rechten Gang, der in die tiefe Dunkelheit führt. Ein kleines bisschen Licht fällt auch hier durch den Gang – keine Ahnung, woher das kommt – sodass ich zumindest die Umrisse und Schemen erahnen kann, die der Gang und seine Biegungen wirft, und nicht gegen die Wand laufe.
    Nach ein paar Metern lege ich mir die Kette um meine Schultern und zünde die erste Fackel an. Sofort wird es hell, und ich sehe, dass ich mich tatsächlich in einem Gang befinde, dessen Mauern aus grobem, gehauenen Sandstein sind. Der Fußboden besteht aus Steinplatten, die aus dem gleichen Material und fugenfrei eng aneinandergelegt sind. Auf dem Weg durch den Gang schien es mir eben, als gäben einzelne Steine nach unten nach, aber die sehen eigentlich ganz stabil aus, wahrscheinlich hab ich mich getäuscht.
    Ich horche vorsichtig und gehe dann weiter, als sich nichts rührt. Ich muss lachen, als mir einfällt, dass Shahin und ich neulich im Fernsehen einen Bericht über diese ägyptischen Pyramiden gesehen haben. Wenn ich gewusst hätte, dass ich selbst mal in eine komme, dann hätte ich ne Kamera mitgenommen, oder zumindest meine Digitalkamera. Dann hätte ich nämlich auch die Statue fotografieren können, die da in der Ecke steht und mich anglotzt, als hätte sie noch nie nen Typen mit 'ner rostigen Kette um den Hals gesehen.
     „Ist schon lange her, dass du Besuch hattest, wie?“ frage ich die Statue, erwarte aber nicht wirklich eine Antwort. Dafür höre ich irgendwo weiter hinten Aufruhr, irgendwelche Stimmen rufen etwas auf Arabisch und dann höre ich Carlos’ Stimme ziemlich nah, es scheint, als würde er direkt hinter der Wand an genau der gleichen Stelle wie ich in einem anderen Gang stehen. Er flucht, und dann höre ich die Stimme von dem Blonden, dem Piloten, auf Deutsch.
    „Mendelssohn kann noch nicht weit gekommen sein, oh Hochwohlgeborener.“
    Carlos’ Stimme klingt kühl und gebieterisch. „Dann fangt ihn ein und bringt ihn sofort in den Opferkeller. Noch eine Panne darf nicht passieren.“
    In den Opferkeller? Ich sollte mich beeilen, beschließe ich, und beginne zu rennen. Ein leises Klicken unter meinen Fußsohlen lässt mich überlegen, ob Carlos und seine Leute schon auf meinen Fersen sind, aber es geschieht nichts, weswegen ich sofort wieder weiterlaufe.
    Nach wenigen Metern kommt es mir so vor, als würde der Gang leicht abwärts führen, und einige Minuten später – zum Glück jogge ich noch heute regelmäßig – endet der Gang in einer großen Halle, in der links und rechts je sechs Götterstatuen auf Sockeln stehen und mit den Gesichtern in die Halle blicken. Am anderen Ende der Halle ist eine breite doppelflügelige Tür, die verschlossen ist. Ich kann auch bei näherer Betrachtung kein Schloss sehen, außerdem gibt es keinen Hebel oder einen sonstigen erkennbaren Mechanismus. Shit! Sieht aus wie eine Sackgasse.
    Und den ganzen Weg zurücklaufen bringt definitiv nichts, dabei würde ich ganz bestimmt Carlos und Co. in die Hände laufen ... und dann ... Opferkeller.
    Danke, dann such ich lieber den Mechanismus. Ich gehe also durch den Saal, als sich hinter mir plötzlich jemand räuspert. Ich fahre zusammen, erschrecke mich fürchterlich und drehe mich um, die Kette zum Zuschlagen bereit in meiner Hand. Was ich jetzt sehe, lässt mich allerdings an meinem Verstand zweifeln: Die Statue links von mir, irgendein Typ in einem langen goldenen Mantel mit Falkenkopf, ist gerade von ihrem Sockel gestiegen und mustert mich aus Augen, die definitiv die Augen eines Vogels sind. Sicher, ich muss halluzinieren. Wahrscheinlich bin ich bei dem Sturz auf den Boden mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen und träume das jetzt

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