Bondage (German Edition)
„Meinst du, die foltern ihn?“ Sven schüttelt den Kopf, aber er sieht nicht so aus, als sei er sich bei der Antwort sicher.
Nora hält in ihrer Bewegung inne, konzentriert sich kurz, und schüttelt dann verächtlich den Kopf. „Die foltern ihn nicht. Shahin macht das Einzige, was er kann ... er lässt sich vögeln.“
Das Misstrauen in Svens Augen ist unübersehbar. „Wie kommst du darauf, und wie willst du das so genau wissen?“
„Ich habe nachgesehen“, erklärt Nora.
„Und wie hast du das gemacht?“, will Sven wissen.
Nora lächelt überlegen. „Glaub mir einfach ... ich weiß es. Das einzige, was Brix’ Betthäschen später wehtun wird, ist sein Hintern.“
„Und seine Handgelenke“, wirft Lars ein. „Ich muss sagen, ich fand es ganz schön mutig von Shahin, dass er sich unseren Angreifern alleine gestellt hat. Es war bestimmt furchtbar anstrengend, uns hinterher zu laufen, und wer weiß ... vielleicht lässt er sich ja nur vögeln, um uns zu retten oder so ... vorausgesetzt, du hast überhaupt recht. Was hast du überhaupt gegen Shahin?“
Nora schüttelt mit dem Kopf, während sie weiter ihre Handfesseln durchscheuert. „Nichts ... was hilft. Ich kann ihn halt nicht leiden. Den ganzen Tag liegt er auf dem Sofa, pflegt seine Haut, bekommt Zustände, wenn ihm ein Fingernagel abbricht, badet, dann geht er Brix fremd ... und soweit ich weiß, manipuliert er Brix durch seinen Körper. Schließlich will der sich keinesfalls von Shahin trennen, auch wenn ich ihm tausendmal sage, wie schlecht und negativ Shahin doch für seine Entwicklung ist. So, fertig ...“, stößt Nora hervor und streift sich die zerschnittenen Reste vom Seil von den Handgelenken.
„Jetzt bist du dran“, kündigt sie Sven an und fährt fort, auch ihn zu befreien.
„Vielleicht ist es Liebe?“, wirft Lars zaghaft ein. „Vielleicht liebt Brix ihn einfach nur so, wie er ist. Außerdem glaube ich, du hast ein völlig falsches Bild von Shahin. Er arbeitet nämlich genauso hart wie Brix, und er ist weder narzisstisch noch sexbesessen. Und da bin ich mir ganz sicher.“
„Wie auch immer“, fährt Nora fort. „Ehrlich gesagt, ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er sich überhaupt bewegt. Dass er hier ist, revidiert meine Meinung über ihn doch ganz ordentlich, muss ich sagen. Aber auch wenn er nicht so dumm ist, wie er aussieht, ist er doch zu etwas nutze“, grinst Nora schelmisch, während sie Sven befreit und bei Lars weitermacht.
Beide schauen sie fragend an.
„Nun ... er hilft uns, die wichtigen Leute abzulenken, während wir uns befreien und unsere Ausrüstung zusammensuchen. Hoffentlich ist seine Kondition groß genug“, kichert Nora fast hämisch, während sie Lars mit einigen, wenigen Messerhieben befreit und dann aufsteht.
Während Lars und Sven ebenfalls aufstehen und sich ihre Handgelenke reiben, durchsucht Nora das Gepäck und die Ausrüstung, die von den Räubern einfach achtlos in die Ecke gestellt wurden.
„Alles da“, staunt sie, „sogar das Geld und Shahins Sachen ... und die Waffen. Wir könnten uns also leise auf den Weg zu unseren Kamelen machen und Shahin später befreien, bevor wir flüchten“, schlägt sie vor.
Mit den Rucksäcken und der Ausrüstung bepackt schleichen Lars und Sven durch das Lager. Nora folgt ihnen unauffällig, doch sie kommen nicht weit. Keine zwei Zelte weiter richten bereits zwei Vermummte ihre Gewehre auf die Drei und bedeuten ihnen, zum Zelt des Anführers zu gehen, wo man ihnen ihre Ausrüstung und die Rucksäcke erneut abnimmt und sie mit gezogenen Pistolen in Schach hält.
Noras hilfloser Blick spricht Bände, doch Lars zuckt nur mit den Schultern. Die Gesten ihrer Bewacher sind eindeutig genug gewesen, sie werden sofort schießen, sobald einer von ihnen den Mund aufmacht oder zu flüchten versucht.
Viel schlimmer ist es für Lars, dass es jetzt, beim Anführer, offenbar zum Showdown kommt. Hoffentlich ist es Shahin gelungen, den Anführer milde zu stimmen ... wenn Nora recht hat, was Lars hofft. Wenn nicht ... hoffentlich lebt Shahin noch.
Kapitel Achtzehn
Shahin
Als ich aufgeregte Stimmen in Kemals Zelt höre, wache ich sofort auf, zu sehr ist der Rhythmus der Wüste wieder in meinem Blut. Ich öffne meine Augen und sehe, dass Kemal verschwunden ist, nicht mehr neben mir liegt, während im vorderen Teil des Zeltes, von dem Schlafabteil mit einem Paravent getrennt, ein gedimmtes Licht brennt und mindestens vier Männer am Diskutieren sind. Es
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