Bondage (German Edition)
davon gekommen zu sein.
Als ich mich umsehe, sitze ich neben der roten Pyramide im Sand. Es ist taghell draußen, doch von meinen Wächtern ist niemand zu sehen. Na wartet, Burschen, euch werde ich Beine machen!
Auch im Vorraum ist keiner meiner Leute zu sehen. Was treiben die hier bloß?
Jetzt verstehe ich, warum Seth so wütend war. Während ich durch die Pyramide gelaufen bin, um sein Geschenk zurückzubringen, machen die sich hier einen faulen Lenz. Das erklärt auch, wie der Berber, die Hexe und die zwei Schmalspurpolizisten unerkannt reingekommen sind. Kein Wunder, wenn hier keiner seinen Job richtig macht. Na wartet ... Seth wird mit mir zufrieden sein.
Im Vorbeigehen greife ich mir eine der Macheten aus dem Versteck, die wir für Notfälle hier gelagert haben, und stapfe wutentbrannt in den rechten Gang. Doch auch in unserer Küche, im Aufenthaltsraum und in den Schlafräumen ist niemand zu finden. Wo sind die alle? Im Tempel?
Wie ein wildgewordener Eber renne ich in unseren Andachtsraum, doch auch dieser ist leer. Das darf doch gar nicht wahr sein!!!
Auf dem Weg in meine Zuflucht schaue ich noch schnell bei Ismael im Folterkeller vorbei, um ihm zu sagen, dass ich ihm den Berber schenke, unter der Bedingung, dass dieser mindestens ein Jahr leidet, und finde dabei dessen abgenagtes Skelett in der einen und seinen Schädel in der anderen Ecke. Von Shahin keine Spur, nur die blutigen Stahlseile, die aussehen, als hätte sie jemand durchgebissen, und das Kondom, das ich vorhin achtlos zu Boden geworfen habe.
Ich muss ihn finden und zur Not selbst foltern, sonst wird Seth mich garantiert bestrafen!
Es war übrigens gelogen, als ich behauptet hatte, dass es mir etwas ausmacht, seine Schreie zu hören. Im Gegenteil. Aber wenn ich ihm das gesagt hätte, wäre seine Zustimmung vielleicht nicht so schnell gekommen.
Und ich musste mich echt zusammenreißen, ein Kondom zu benutzen. Aber er ist ein Stricher, und die haben doch immer Aids. Zum Glück, muss man sagen. Aids hält die Szene sauber. Nur die Starken überleben. Ich zum Beispiel. Hat man doch gerade gesehen. Ich habe einen Wutanfall von Seth überlebt.
Okay, hier gibt es nichts mehr für mich zu tun.
Ich durchsuche noch kurz die Schubladen nach etwas Brauchbarem und mache mich dann auf den Weg in meine Zuflucht, die doppelt und dreifach magisch gesichert ist, als ich spüre, dass eines meiner Siegel im Tempeltrakt soeben durchbrochen und damit ausgelöst wird. Ich spüre die Anwesenheit Mendelssohns. Hah, ich werde ihn bekommen!!!
Langsam pirsche ich mich in Richtung Tempeltrakt, genau darauf achtend, nicht entdeckt zu werden. Nach einer knappen Stunde höre ich Schritte und Stimmen. Mendelssohn, einwandfrei. Und seine Freunde sind auch mit dabei. Perfekt. Seth wird mit mir zufrieden sein ...
Kapitel Vierunddreißig
Brix
Als ich Nora, Lars und Sven endlich in dem mir bekannten Vorraum, den wir nach langem Suchen doch irgendwie gefunden haben, zurück- und sie von den herbeieilenden Tempelschülern versorgen lasse, spüre ich seit Langem wieder diesen ehernen Ring der Beklemmung um mein Herz. Ich hoffe doch, nein, ich bete darum, dass Shahin überlebt hat. Ich glaube, ich würde sterben, wenn nicht.
Ich betrete den Thronsaal und finde meinen Mann aufgebahrt in einer Ecke. Um ihn herum zwei Männer in demselben rot-schwarzen Gewand, wie ich es trage.
„Er schläft“, erklärt Delora mir, die dort auf mich gewartet hat.
Den Göttern sei Dank. Auch wenn er noch sehr lange schlafen wird, wie Delora mir erklärt, stört mich das kein bisschen. Von mir aus kann er schlafen, bis wir zu Hause sind, Hauptsache, er wird wieder gesund. Und das sage ich ihr auch. Sie lacht.
„Sachmedia war hier und hat ihn geheilt. Er wird wieder gesund, aber er muss lange schlafen, damit die Wunden in seiner Seele heilen. Wenn er erwacht, wird er denken, es sei ein böser Traum gewesen, und er wird sich nur noch bruchstückhaft erinnern können. Geht jetzt ... und alles Gute.“
„Carlos ist vom Dach gefallen“, fällt mir wieder ein.
„Ich weiß.“ Delora lächelt. „Seth setzt sich gerade mit ihm auseinander und prügelt ihn durch den Keller. Ihr solltet euch beeilen, damit seine Männer euch nicht erwischen, wenn sie von ihrer Suchaktion nach Carlos zurückkehren.“
Ich nehme Shahin, der inzwischen in ein weißes Leinengewand gekleidet ist, auf meine Arme und trage ihn hinaus, wo die anderen bereits warten.
Nora stürzt auf mich zu und untersucht
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