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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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hatte.
    Er drückte ihre linke Hand gegen die kalte Metalloberfläche. Ein grünes Leuchten umgab den Umriss ihrer Finger, und die Tür summte. Sie schob sich etwa eine Armbreite weit auf, bis sie offenbar klemmte. Sie schloss und öffnete sich noch ein paarmal, bevor sie zur Ruhe kam.
    »Wir müssen hindurch«, sagte Indrani. Sie schob ihre Hand durch den Türspalt und schien nach dem Hindernis zu suchen. Ihr schönes Gesicht wurde von Wundschorf und blauen Flecken verunstaltet. Irgendwie gab ihr das ein heldenhaftes Aussehen – sie hatte viel erlitten und trotzdem weitergekämpft. Doch sie fand nichts, was die Tür blockierte, die sich nun gar nicht mehr bewegte.
    »Wir müssen nach unten«, sagte sie mit hörbarer Verzweiflung. »Dort könnte ich meine Erinnerungen durchgehen und herausfinden, was sie von mir haben wollen. Endlich weiß ich, wo ich suchen muss. Das Kriegsschiff, das …«
    »Das ist für uns im Moment unwichtig«, sagte Stolperzunge. »Wir müssen zur Oberfläche! Hör mir zu!« Er packte ihren Arm, gröber als beabsichtigt. »Hiresh …«
    »Du meinst den Spion?«
    Stolperzunge schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er wollte auch mein Freund sein. Aber vergiss das für den Augenblick. Er hat das Dach gefragt, wie lange es dauern wird, bis die Wühler unseren Stamm erreicht haben. Sechs Tage, sagte er. Nur sechs! Und das ist jetzt schon vier Tage her.«
    »Sind die Wühler wirklich schon so nahe?«
    »Sie haben die Hügel überwunden«, sagte er.
    »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie. »Ich habe dir versprochen, Waffen zu besorgen.«
    »Danke.« Er ließ ihren Arm los. Sie würden gemeinsam heimkehren und die Wühler besiegen. Das Baby würde dann nur noch ein Kind in der Menge all der anderen Waisenkinder sein, die ständig seine Frau belagerten, und sie würde wieder ihm gehören, ohne dass der verderbenbringende Schatten seines Bruders alles ruinierte.
    »Aber«, sagte Indrani und stieß leicht mit der Stiefelspitze gegen eine der Leichen, »auch das hier ist mein Stamm, Stolperzunge.«
    Bei ihren Worten verkrampften sich seine Eingeweide. Sie hatten sich noch nicht einmal richtig umarmt, seit sie ihm das Baby vorgestellt hatte.
    Indrani wandte sich von ihm ab, und mit neu entflammter Wut schlug sie wieder gegen die Tür. »Bei allen Göttern, wir müssen ins Untergeschoss!«
    Dann fiel Stolperzunge etwas ein. »Gibt es hier in der Nähe viele Türen wie diese? Ich meine, würden sie darauf kommen, hier nach uns zu suchen?«
    Sie starrte ihn entgeistert an. »Du hast recht, Stolperzunge. Das war ziemlich dumm von uns. Wir müssen von hier verschwinden.«
    Dann rannten sie scheinbar ziellos durch dunkle Hallen, die früher einmal Parks gewesen sein mochten. Indrani trug das Baby auf dem Rücken, Stolperzunge die gurgelnde Jagadamba. Es fühlte sich gut an, über Leichen und zerfressene Metallstücke zu springen, die von der Decke gefallen waren. Der Geist des Jägers leerte sich von allen Erinnerungen und Zweifeln. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich der Aufgabe, das Gleichgewicht zu halten und in den huschenden Schatten nach Anzeichen für einen Hinterhalt zu suchen.
    »Wohin gehen wir?«, rief er seiner Frau zu. Er sah, dass sie müde wurde. Im Gegensatz zu ihm war sie solche Anstrengungen nicht mehr gewohnt, außerdem konnte die Geburt nicht länger als dreißig Tage zurückliegen. Sie war eine erstaunliche Frau!
    »Ich … ich weiß nicht … ich …«
    »Halt!«, sagte er. »Warte!« Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen, aber dann war sie es, die vorsichtig einen Arm um seine Taille und den Kopf an seine Schulter legte.
    »Gib … gib Flammenhaar nicht die Schuld«, flüsterte sie außer Atem.
    »Ich versuche es. Es ist nur …«
    »Ein Schock?«
    »Ja«, sagte er. »Ich … ich hasse ihn. Er ist nicht einmal hier, und ich werde ihn nie wiedersehen. Aber wenn ich ihn erwische, würde ich …«
    »Ich weiß, lieber Stolperzunge, ich weiß … Ich habe sie Flammenhaar genannt, damit du weißt, dass sie die Enkelin deiner Mutter ist.«
    »Der Stamm sollte ihr einen Namen geben, nicht die Eltern.«
    »So war es bei deinem alten Stamm, Stolperzunge. Hier herrschen andere Sitten. Komm jetzt.« Indrani löste sich von ihm. »Die Ausgänge sind in gleichmäßigen Abständen über das Obergeschoss verteilt. Wenn es sein muss, gehen wir zu einem, der mehrere Tagesmärsche entfernt ist.«
    »Auch damit dürften unsere Feinde rechnen. Wahrscheinlich überwachen sie gar nicht

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