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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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– und das tun die meisten von uns –, können wir jeden einzelnen Tag unseres Lebens aufzeichnen lassen. Wir haben immer noch unser normales Gedächtnis, aber es ist im Vergleich dazu so schwach, dass wir es nur noch selten benutzen. Durch die Vernachlässigung wird es sogar schlechter.«
    Sie hatte ihm erklärt, dass das Geheimnis etwas sein mochte, auf das sie vielleicht nur einen kurzen Blick geworfen hatte. Ein einziger Herzschlag der Zeit, der irgendwo inmitten der Bilder, Gerüche, Klänge und anderen Empfindungen eines ganzen Lebens verborgen war. Das hatte sie natürlich nicht davon abgehalten, trotzdem danach zu suchen. Indrani konnte sehr hartnäckig sein, vor allem bei der Jagd! Doch ihre Hoffnung, auf etwas zu stoßen, war gering gewesen, bis Krishnan das »Kriegsschiff« erwähnt hatte.
    »Aber wozu ist so ein ›Kriegsschiff‹ gut?«, fragte er.
    »Damit werden Aliens getötet, Stolperzunge. Die Wesen, die du ›Bestien‹ nennst.«
    »Ach so. Hiresh hat davon gesprochen. Eine Art Mordmaschine. Ihr tötet sie, aber ihr esst sie nicht.«
    »Du bist widerlich!«, sagte sie, doch gleichzeitig lächelte sie traurig und blickte ins Feuer. Auch sie war schon einmal eine Wilde gewesen, und damals hätte sie ihm zugestimmt. »Die Leute hier glauben daran, dass es das Schicksal der Menschen ist, alles zu beherrschen. Viele fortgeschrittene Bestien – oder Aliens, wie ich sagen sollte – sehen das anders. Also müssen wir ihnen von Zeit zu Zeit eine Lektion erteilen.«
    »Indem ihr sie tötet?«
    »Ja«, sagte sie. »Indem wir sie alle töten.«
    »Und ihr Fleisch verrotten lasst.«
    »Wir essen sie nicht. Das ist, wie gesagt …«
    »Widerlich?«
    »Ja.«
    Er warf mehr Holz ins Feuer und fragte sich, ob irgendwelche Elite-Leute in der Nähe waren und sie beobachteten. Selbst für einen Einzelnen wäre es nicht allzu schwierig, sie beide zu erledigen, wenn er etwas vorsichtiger als Krishnan war. Aber niemand wollte ihren Tod. Sie waren hinter einer Erinnerung von Indrani her.
    »Und die Kriegsschiffe?«
    »Ach ja … nun … vor der Krise … Ich erinnere mich eigentlich gar nicht an diese Zeit, weil ich damals noch ein Baby war, kaum größer als Flammenhaar.«
    »In den Armen deiner Mutter …«
    »Nein! Meine Mutter starb mehrere Jahrhunderte vor meiner Geburt. Also haben mein Vater und seine Freunde …«
    »Was? Deine Mutter lebte nicht mehr? Bevor du … Jahrhunderte …?«
    Indrani tat es mit einer lässigen Handbewegung als unbedeutend ab. So wurde es nun mal im Dach gehandhabt. Das Kriegsschiff war jedoch eine andere Sache. Wie es schien, hatte das Dach vor der Krise alle paar Hundert Tage eine der riesigen Tötungsmaschinen gebaut. Anschließend waren diese allein unterwegs und kämpften in der großen Schwärze außerhalb des Daches gegen »Aliens«. Doch dann war das Virus aufgetaucht, das die Nanos »fraß«, die Dinge bauten, worauf jegliche Produktion zum Erliegen kam. Alle freien Kapazitäten wurden dafür gebraucht, das Dach überhaupt in Betrieb zu halten. Doch ein Kriegsschiff war fast komplett fertiggestellt, als die Krise begann, und die Kommission hatte aus Angst vor einem unmittelbar bevorstehenden Alien-Angriff entschieden, dass Menschen die Arbeit von Hand fortsetzen sollten.
    Selbst unter Anleitung des Daches dauerte es Jahre, um das zu tun, was die Nanos innerhalb von Tagen bewerkstelligt hätten. Anscheinend hatte Indrani dieses Raumschiff ein einziges Mal besucht. Das bedeutete, dass sie jetzt nur einen Tag ihrer Erinnerungen durchsuchen musste. Das konnte nicht allzu schwierig sein. Sie musste sich nur hinsetzen und ein paar Herzschläge lang die Augen schließen. Doch das konnte sie nur im Untergeschoss tun. Dorthin zu gelangen war der schwierige Teil.
    Sie seufzte. »Glaubst du wirklich, dass sie jetzt jeden Ausgang überwachen?«
    »Das wäre das Klügste. Andernfalls müssten sie versuchen, uns in dieser Dunkelheit aufzuspüren.«
    »Wenn das Geheimnis für sie wichtig genug ist, bringen sie die nötigen Mittel auf, um beides zu tun. Und wenn wir die Türen nicht benutzen können, weiß ich gar nicht, wie wir sonst hier herauskommen sollen.«
    »Ich habe vielleicht eine Idee«, sagte Stolperzunge.
    Sie blickte auf. »Wirklich?«
    »Dazu brauchen wir ein Seil«, sagte er. »Wo bekommen wir eins?«
    In diesem Moment verstummten Jagadambas heisere Atemzüge. Während ihrer Flucht waren sie ein so beständiges Hintergrundgeräusch gewesen, dass das Baby aufwachte und weinte.

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