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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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Wilder«, sagte Krishnan. Sein Mund war eine Masse aus Blut und Zahnsplittern. Er packte den Jäger an den Schultern und hob ihn mühelos vom Boden auf.
    »Und nun«, flüsterte er, »schprich! Wasch hat schie dir geschagt?« Er zog Stolperzunge ganz nahe an sich heran, als wollte er ihn umarmen. »Wasch hat schie geschehen?«
    Er drückte immer fester zu. Stolperzunge wehrte sich, aber er konnte sich nicht befreien.
    »Wir wissen gar nichts!«, kreischte Indrani. »Ich würde es dir sagen, wenn es so wäre! Ich schwöre! Ich schwöre!«
    Die Umarmung wurde noch fester.
    »Ich habe dich dein ganschesch Leben lang beobachtet, Wilder. Dein Volk hat mich schon immer angewidert.« Stolperzunge spürte, wie der Mann erschauderte – es schien fast so, als hätte Krishnan Angst vor ihm und nicht umgekehrt. Es könnte sich lohnen, genauer über diesen Punkt nachzudenken, wenn er nicht in der Gefahr geschwebt hätte, zu Tode gequetscht zu werden. Er stellte fest, dass er nicht mehr atmen konnte. Seine Arme wurden an seinen Körper gepresst, und die Knochen schienen bereits gegen seine Rippen zu reiben. Krishnan hielt ihn wie eine Mutter ihr geliebtes Kind. Er hörte, wie Indrani im Hintergrund gegen ihre Gegnerin kämpfte und verlor.
    Irgendwo in nicht allzu großer Ferne war das Baby auf dem Regal aufgewacht und wimmerte. Indrani flehte die Frau an, nach dem Kind sehen zu dürfen.
    Stolperzunge wollte dem Mann einen Kopfstoß verpassen, wie er es mit Sergeant Tarak getan hatte, aber er hatte zu wenig Platz. Sein Schädel wurde gegen die Wand gedrückt, Wange an Wange mit seinem Widersacher, und fühlte sich an, als könnte er jeden Augenblick platzen.
    »Wasch hat schie geschehen, Kannibale? « Wieder erschauderte der Mann. » Fleischfrescher! «
    Stolperzunges Sichtfeld wurde rot und fleckig. Ihm blieb nur noch genug Luft für einen Satz, aber mehr als ein Knurren kam ihm nicht über die Lippen. Dann tat er etwas, das er nie für menschenmöglich gehalten hätte. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und grub die Zähne in die Kehle eines lebenden Menschen. Für ihn gab es kein Zögern und keine Zurückhaltung. Er biss sich durch die Haut, die Sehnen, die Luftröhre und das Fleisch. Er kaute und trank die Schreie, noch bevor sie die Kehle verlassen konnten.
    Ein Schrei tiefster Abscheu und Verachtung kam von der anderen Seite des Raums, als Krishnan zusammenbrach. Kurz darauf folgte ein lautes Knacken. Indrani hatte die Ablenkung und das Entsetzen ihrer Gegnerin genutzt, um ihr das Genick zu brechen.
    Benommen sah Stolperzunge, wie sie in den Nebenraum zu dem schreienden Kind rannte. Dann hörte er ihr zitterndes Gurren, mit dem sie es zu beruhigen versuchte.
    Er hatte immer noch Blut an den Lippen und Fleischstückchen zwischen den Zähnen. Er konnte den Mund nicht schließen, ohne sie zu spüren. Es war falsch, das Fleisch zu vergeuden, es nicht zu schlucken. Doch er empfand nur Übelkeit und hätte am liebsten geschrien. Was würde Wandbrecher von mir denken? , fragte er sich. Jetzt bin ich sogar noch schlimmer als er. Mit den eigenen Händen hatte er einen anderen Menschen getötet – keinen tapferen Freiwilligen, sondern einen starken, gesunden Jäger. Er hatte es mit den Zähnen getan. Wozu war er geworden?
    Indrani kam aus dem kleinen Raum, das Baby seines Bruders in den Armen. »Wisch … wisch dir den Mund ab«, sagte sie. »Bitte. Wir müssen ganz schnell von hier verschwinden. Die Frau, mit der du gekommen bist, und auch die anderen alten Menschen werden mehrere Tage lang schlafen. Wir können sie nicht mitnehmen. Sie müssen … sie müssen zu Freiwilligen werden.«
    Er nickte und griff nach den Leitersprossen. Doch sie hielt ihn zurück. Sie führte ihn zur Seite und bedeutete ihm, sich neben den stöhnenden Wärter zu setzen, dem Krishnan einen Tritt verpasst hatte. Zuerst wischte sie Stolperzunge das Gesicht ab, als wäre er das Baby. Dann legte sie ihm und sich selbst die Uniformen und Masken an, und diesmal verzichtete er darauf, die Stiefel abzulehnen. Die Kleidung wärmte ihn, als wäre sie ein eigenständiges Lebewesen.
    Krishnans Geist ist darin gefangen , dachte Stolperzunge erschaudernd, doch er sagte nichts. Er hatte es verdient, von seinem Geist heimgesucht zu werden.
    Indrani sicherte die überwältigten Wärter, band sich das Kind in einer Schlinge auf den Rücken und steckte den Sprecher in eine Tasche. Dann führte sie Stolperzunge zur Leiter , wie sie das Gebilde nannte.
    Er schüttelte sie ab

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