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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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die Türen hier oben. Wenn ich der Jäger wäre, würde ich mich an den Ausgängen im Untergeschoss auf die Lauer legen. Dann könnte ich meine Beute packen, nachdem sie von der langen Reise nach unten erschöpft ist.«
    Indrani riss die Augen auf. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wir haben wahrscheinlich großes Glück, dass die Tür blockiert war. Wir sollten uns lieber hinsetzen und gründlich nachdenken. Komm. Das Gras hier ist zwar tot, aber es ist immer noch weicher als der Boden der Korridore.«
    Stolperzunge wäre gern weitergegangen – aber nicht, weil er befürchtete, jemand könnte sie finden. In diesen riesigen Räumen konnten Jäger ewig suchen, ohne jemals auf sie zu stoßen, solange sie sich von den Ausgängen fernhielten. Es war die Kälte, die er fürchtete, dieser neue Feind, der den Seelenrauch aus seinem Körper saugte. Arme Jagadamba. Er hatte sie in die Decke gehüllt, unter der sie geschlafen hatte, aber sie zitterte immer noch.
    »Es wäre schön, wenn wir ein Feuer machen könnten«, murmelte er.
    »Das dürfte kein allzu großes Problem sein«, sagte sie. »Schließlich befinden wir uns in einem Park. Hier müssen überall tote Bäume herumliegen. Ich glaube kaum, dass diese armen Menschen versucht haben, sie zu essen. Wahrscheinlich wussten sie nicht einmal, wie man damit ein Feuer macht, um sich warm zu halten.«
    Wie sich herausstellte, war es leichter gesagt als getan. Sie fanden genügend Holz – alte ausgetrocknete Bäume und jede Menge Splitter, die sie als Zunder benutzen konnten. Doch sein Versuch, das Feuer zu entfachen, erschöpfte Stolperzunge und frustrierte Indrani, denn das Baby wimmerte die ganze Zeit vor Kälte. Immer wieder ließ er den Stock rotieren, doch es dauerte sehr lange, bis der erste Rauchfaden aufstieg.
    Selbst danach verflüchtigte sich Indranis Dankbarkeit sehr schnell, als er einen Fleischklumpen anschleppte, den er im Park gefunden hatte.
    »Woher hast du das?«, wollte sie wissen.
    Stolperzunge war traurig, dass sie nach der Rückkehr zum Dach so schnell wieder zivilisierte Gewohnheiten angenommen hatte. Doch viel schlimmer war sein eigenes Unbehagen. Der Gedanke, Menschenfleisch zu essen, brachte die Erinnerung daran zurück, wie er Krishnan in den Hals gebissen hatte. Als »Kannibale« hatte der Mann ihn bezeichnet, als wäre das etwas Schreckliches. Vielleicht war es das wirklich. Er musste gegen ein Gefühl der Übelkeit ankämpfen, als er das Fleisch aufspießte. Erst als es über dem Feuer hing und die Haut Blasen warf und knusprig wurde, als ihm der wunderbare Duft in die Nase stieg, verschwand seine Abscheu, und ihm lief stattdessen das Wasser im Mund zusammen. Sein Magen knurrte und zuckte, wenn er an das Essen dachte. Das hatte er die ganze Zeit gebraucht, um wieder zu Kräften zu kommen! In seinem ganzen Leben hatte er noch nie so großen Hunger verspürt.
    Er wusste, dass es Indrani ähnlich ging. Sie hatte den Kampf zwischen ihren Prinzipien und der Notwendigkeit zu überleben schon einmal verloren. Der Hunger hatte gesiegt. Trotzdem beobachtete sie ihn zunächst viele Herzschläge lang beim Essen, bis sie schließlich nachgab.
    »Diese armen Menschen haben keine Verwendung mehr dafür«, sagte sie. »Und jetzt braucht Flammenhaar meine Kraft.« Zur Mahlzeit tranken sie Wasser aus den kleinen Behältern, die an den Uniformen hingen. Falls die Wärter andere nützliche Ausrüstungsgegenstände mit sich geführt hatten, waren sie im Versteck der Rebellen zurückgeblieben.
    Als sie sich danach schläfrig in der Wärme ausgestreckt hatten, als Indrani das Baby stillte und Jagadamba nicht mehr zitterte, sagte Stolperzunge: »Die religiöse Frau mit den zuckenden Augen erklärte mir, dass sie dich im Untergeschoss nicht mehr beschützen können.«
    Indrani nickte. »Trotzdem sind deswegen viele Menschen gestorben. Das tut mir sehr leid, aber wenigstens hatte ich da unten die Möglichkeit, meine Erinnerungen zu durchforsten.«
    »Du hast die Religiösen nie gemocht. Das hast du mir schon damals gesagt. Du hast sie als Rebellen bezeichnet.«
    »Das waren sie auch.« Indrani seufzte. »Es missfällt mir immer noch, wofür sie sich einsetzen, und … und ich hatte sie die ganze Zeit in Verdacht, meinen Vater getötet zu haben. So hat man es mir berichtet. Also fiel es mir sehr schwer, zu ihnen zu gehen. Aber … wusstest du, dass ich genau diese Frau einmal verhaften ließ? Ayadara ist ihr Name. Stell dir das vor! Ein vierzehnjähriges Mädchen

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