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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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in seiner beeindruckenden Uniform, umgeben von den Wachen ihres Vaters, steht plötzlich vor deiner Tür … Dennoch hat sie mich nicht fortgeschickt, als ich ins Dach zurückkehrte und Hilfe brauchte, schwanger und ganz allein. Die Rebellen haben mich und Flammenhaar vor den Leuten versteckt, die eigentlich meine Freunde waren. Es waren die Leute, die mich abgeschossen haben. Seitdem … seit ich dir begegnete, Stolperzunge … seit ich auf der Oberfläche gelebt habe, wurde mir bewusst, dass die Religiösen vielleicht irregeleitet sind. Aber meine Seite, die Kommission, ist einfach nur böse. Was sie getan haben – was wir getan haben – mit deinem Volk und all den Bestien, die wir dorthin verbannt haben, ist etwas Schreckliches. Wir … haben ihre Körperchemie durch unsere Nanos verändert, damit sich alle gegenseitig essen können. Wusstest du das? Wir haben das getan. Dann haben wir sie auf Liegen geschnallt und sie nach unten geschickt, damit sie leiden und sterben. So etwas lässt sich nie wiedergutmachen. Aber es muss beendet werden. Um jeden Preis. So können wir den Stamm retten, mein Lieber. Wir müssen das Problem an der Wurzel lösen.«
    Nicht zum ersten Mal war Stolperzunge von ihrer Leidenschaft ergriffen. Sie gehörte nicht zu jenen, die nur an die nächste Mahlzeit dachten. Ihre Pläne waren niemals klein oder kleinlich. Sie wollte die Welt verändern, sie retten, ob vor den furchterregenden Wühlern oder den Religiösen. Jetzt hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, die Kommission zu stürzen. Die dramatischen Flammenschatten auf ihrem Gesicht schienen diesen Aspekt ihres Charakters noch zu betonen und erinnerten ihn an die Zeit, als sie zu seiner Frau geworden war. Ich werde sanft sein , hatte er damals gesagt, weil er sich eingebildet hatte, stärker als sie zu sein. Sie hatte lauthals darüber gelacht!
    »Warum lächelst du?«, fragte sie ihn jetzt.
    »Nichts, meine Liebe, nichts. Du warst dabei, mir zu sagen, dass du das Geheimnis nicht entdeckt hast, obwohl du Kontakt zum Dach hattest. Ich verstehe nicht, warum.«
    »Ach ja.« Sie hob das Baby auf und legte es an ihre Schulter, damit es sein Bäucherchen machen konnte. Er spürte, wie sich seine Freude wieder verflüchtigte. Wenn das Baby seins wäre … wenn es von irgendjemand anderem wäre … von wem auch immer.
    »Viele von uns«, sagte Indrani, »wahrscheinlich sogar wir alle benutzen das Dach als unser Gedächtnis.«
    »Es scheint alles zu wissen«, sagte er.
    »Es sieht ganz danach aus.«
    Sie lächelte wieder und ermutigte ihren kleinen Liebling noch eine Weile, überschüssige Luft abzugeben. Das Baby gehorchte etwas zu enthusiastisch, als es einen kleinen Schwall Milch über seine Mutter erbrach.
    »Ui!« Sie lachte. »Das Problem ist, dass wir zu abhängig vom Dach geworden sind, und glauben, dass wir ihm alles anvertrauen können, um es zu speichern. Und das tun wir auch. Stell dir vor, Stolperzunge, du könntest noch einmal den Tag sehen, als wir zusammengekommen sind. Du könntest noch einmal jeden Augenblick durchleben und sogar riechen, was du damals gerochen hast. Du könntest länger bei den guten Momenten verweilen und die langweiligen oder schmerzhaften überspringen. Stell dir vor, dass du so etwas mit jedem Tag deines Lebens machen könntest. Du könntest in die Zeit zurückkehren, als du tausend Tage alt warst, und hören, was dein Vater über dich gesagt hat, oder ihn einfach nur betrachten, dir jedes einzelne Detail ansehen.«
    »Das wäre … wunderbar«, sagte er. Mit der Erwähnung seines Vaters hatte sie das größte Loch in seinem Leben angesprochen und ihm damit bewiesen, wie gut sie ihn kannte. Ach, könnte er ihn doch nur ein einziges Mal wiedersehen! Um seine klugen Worte zu hören, die er gesprochen haben musste, vor jenem schrecklichen Tag, als er entschieden hatte, zum Ruhm seiner Familie zu sterben. »Das ist hier möglich?«, fragte er nach. Er freute sich bereits darauf, ins Untergeschoss zurückzukehren, um es auszuprobieren. Es wäre ähnlich wie seine heimliche Beobachtung des Stammes. Er würde die Augen schließen und daran denken, was er gern sehen würde, bis das Dach es ihm zeigte …
    Indrani schien seinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, denn sie schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf seine Schulter. »Nicht für dich, Stolperzunge. Es tut mir leid, ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen. Ich habe nur versucht, dir zu erklären, wie es hier ist. Wenn wir uns dafür entscheiden

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