Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
was ich sagen sollte. Ich wollte ihm seinen Schmerz nehmen, aber ich wusste nicht, wie.
Er schüttelte den Kopf. »Sag nichts. Aber verbring den Nachmittag mit mir, nur abhängen. Okay?«
Ich nickte.
»Ich habe jetzt eine Übungsstunde. Wäre toll, wenn du mitkommen würdest. Das wird ein Spaß, versprochen.«
Ich lächelte. Spaß. So etwas hatte ich dringend nötig.
»Gehst du Fallschirmspringen? Da würde ich wahnsinnig gerne zusehen.«
»Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest mehr als nur zusehen. Ich will, dass du spri– «
»Oh nein! Ich springe nicht aus irgendwelchen Flugzeugen. Ich sehe nur zu.«
»Tandem, mit mir. Ich passe auf dich auf. Du wirst es lieben.«
Ich sah ihn an und verzog das Gesicht.
»Pass auf. Ziehen wir dir schon mal die Ausrüstung an. Wenn wir oben sind und du absolut nicht willst, dann zwinge ich dich nicht. Okay?«
Im Hangar zogen wir uns um. Tamron half mir mit meiner Ausrüstung.
»Wann machst du den Fallschirm fest?«
»Du brauchst keinen. Quinn hat einen, der groß genug ist, das Gewicht von euch beiden zu tragen. Du wirst an ihm festgeschnallt.«
Ich schloss die Augen. Das klang nicht ideal. Was wäre, wenn wir irgendwie voneinander getrennt würden? »Wie genau sind wir aneinander geschnallt?«
»Wenn ihr in der Luft seid, schnallt Quinn seine Halterung an deine. Es ist völlig sicher. Den Sprung hat er schon hunderte Male gemacht.«
»Was ist, wenn sich die Schnalle versehentlich öffnet?«
»Wird sie nicht. Ihr seid für ungefähr 45 Sekunden im freien Fall, bevor Quinn den Fallschirm öffnet, also krieg solange keine Panik. Genieß das Gefühl einfach. Wenn ihr auf ungefähr 1300 Metern seid, öffnet Quinn den Schirm und ihr gleitet zur Landezone.«
»Bereit?« Quinn lächelte, als er hereinkam, voll ausgerüstet und bereit loszulegen.
Wir gingen zum Flugzeug und stiegen mit sechs weiteren Springern ein. Zwei von ihnen sahen so aus, als wollten sie auch Tandem springen.
»Cordelia, entspann dich. Das macht Spaß. Ich wette, danach willst du es noch einmal machen. Es ist ein ziemlicher Rausch.«
Meine Nerven machten es mir unmöglich zu entspannen. Quinn stellte sich hinter mich und schnallte seine Halterung an meine. Ich war ihm so nahe wie seit Monaten nicht mehr, aber es fühlte sich gar nicht peinlich an. Ich drückte mich an seine Brust, um seine Ausgeglichenheit zu spüren.
»Ich öffne den Fallschirm nach ungefähr einer Minute. Der ganze Sprung dauert etwa fünf Minuten.« Er legte mir die Arme um und wir sprangen.
Das Gefühl war anders als alles, was ich je gefühlt hatte: ein totaler Rausch. Ich fühlte mich nicht wirklich, als ob ich fallen würde, eher als würde ich fliegen. Ich kämpfte gegen den Drang, Tom Pettys »Free Fallin‘« zu singen. Ich atmete die Luft ein und genoss jeden Augenblick. Quinn öffnete den Fallschirm und wir schwebten herunter und landeten sanft auf dem Landeplatz, wo Tamron mit breitem Grinsen im Gesicht wartete.
Aber ihr Grinsen war nicht so breit wie meins. Das war das tollste Erlebnis, dass ich je hatte. Sobald Quinn uns abgeschnallt hatte, drehte ich mich um und umarmte ihn.
Er lachte. »Spaß gehabt?«
»OH-MEIN-GOTT! Ernsthaft! Ich bin so froh, dass du mich bequatscht hast. Das war das Größte, ever! Ich will noch einmal!«
»Und das kannst du, wann immer du willst.« Er lächelte.
»Ich mache mich besser auf den Weg«, sagte ich. »Ich muss einen Initiationstest durchführen.«
Er nickte. »Okay, komm wieder… zu mir zurück.«
Auf der Fahrt mit Tamron zurück zur Academy gingen mir seine Worte immer wieder durch den Kopf. Ich hatte es so genossen, wieder Zeit mit Quinn zu verbringen. Fallschirmspringen war perfekt für uns, um wieder Zeit miteinander zu verbringen, einfach nur abzuhängen ohne schwierige Gespräche. Vielleicht brauchten wir genau das – zumindest in unmittelbarer Zukunft – nur Gelegenheiten, um Freizeit miteinander zu verbringen und einfach nur wir zu sein, wieder die besten Freunde. Das löste natürlich nicht das offensichtliche Problem, aber vielleicht konnten wir das eine Weile ignorieren und uns klar machen, dass wir uns als Freunde vertragen konnten. Dennoch hatte Quinn gesagt, was er gesagt hatte, bevor ich ging…
Diese Worte weckten in mir das Bedürfnis, mit Jagger zu reden. Als ich wieder in meinem Zimmer war, beschloss ich zu versuchen, ob ich ihn mit Hilfe unserer synchronisierten Sinne herbeirufen konnte, statt ihm eine SMS zu schicken. Anders als Quinn und ich
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