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Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse

Titel: Bonjour Tristesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Sagan
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Vaters,
seine ausgestreckte Hand und —schon weit im Hintergrund — die Silhouette von
Elsa.
    »Anne«, sagte mein Vater, »Sie sind
unvergleichlich.«
    Sie lächelte ihm zu, als sie an ihm
vorbeiging, und nahm ihren Mantel.
    »Wir treffen uns dort«, sagte sie.
»Cecile, kommst du mit mir?«
    Sie ließ mich chauffieren. Die Straße
war so schön in der Nacht, daß ich langsam fuhr. Anne sprach kein Wort. Sie
schien nicht einmal das wilde Trompeten des Radios zu bemerken. Als der Wagen
meines Vaters uns in einer Kurve überholte, zuckte sie nicht mit der Wimper.
Ich fühlte mich schon ausgeschieden, ich war nur noch Zuschauer eines
Schauspiels, in das ich nicht mehr eingreifen konnte.
    Dank der geschickten Manöver meines
Vaters verloren wir uns im Kasino sehr schnell aus den Augen. Ich fand mich in
der Bar mit Elsa und einem ihrer Bekannten, einem halbbetrunkenen
Südamerikaner, wieder. Er hatte mit dem Theater zu tun und war mit so viel
Leidenschaft bei seinem Beruf, daß er trotz seines Zustandes interessant blieb.
Ich verbrachte ungefähr eine Stunde mit ihm und unterhielt mich gut, aber Elsa
langweilte sich. Sie kannte ein oder zwei große Stars, aber die Technik des
Theaters interessierte sie nicht. Sie fragte mich plötzlich, wo mein Vater sei,
als ob ich das wissen könnte, und entfernte sich. Der Südamerikaner schien
einen Moment betrübt darüber zu sein, aber ein neuer Whisky gab ihm wieder
frischen Auftrieb. Ich dachte an gar nichts; da ich aus Höflichkeit an seinen
Trinkgelüsten teilgenommen hatte, befand ich mich in einem Zustand vollkommener
Glückseligkeit. Das Ganze wurde noch sehr viel komischer, als er tanzen wollte.
Ich mußte ihn mit beiden Armen umschlingen und festhalten und, was noch sehr
viel mehr Kräfte beanspruchte, meine Füße immer wieder unter den seinen
hervorzerren. Wir lachten derart, daß ich Elsa, als sie mir auf die Schulter
klopfte und ich ihren Kassandrablick sah, fast zum Teufel geschickt hätte.
    »Ich finde sie nicht«, sagte sie.
    Sie sah bestürzt aus; auf ihrem Gesicht
war kein Puder mehr, es glänzte und wirkte verfallen. Sie bot einen
erbarmungswürdigen Anblick. Plötzlich empfand ich einen wilden Zorn gegen
meinen Vater. Er war wirklich von einer unbegreiflichen Unhöflichkeit.
    »Ah, ich weiß, wo sie sind«, sagte ich
lächelnd, als ob es sich um die natürlichste Sache der Welt handelte, an die
sie auch selber hätte denken können, ohne sich aufzuregen. »Ich komme gleich
wieder.«
    Seiner Stütze beraubt, fiel der
Südamerikaner in Elsas Arme und schien sich dort sehr wohl zu fühlen. Ich
dachte voll Trauer, daß sie viel üppiger war als ich und daß ich ihm das
deshalb nicht übelnehmen dürfte. Das Kasino war groß. Ich machte zweimal ohne
Resultat die Runde. Ich irrte über die Terrassen und kam schließlich auf die
Idee, im Auto nachzusehen.
    Es dauerte eine Weile, bis ich es im
Park fand. Und dort waren sie. Ich kam von hinten und sah sie durch das
Rückfenster. Ihre beiden Profile waren sehr nah beisammen, sehr ernst und
seltsam schön unter dem Licht der Laterne. Sie blickten einander an und
schienen leise zu reden; ich sah, wie ihre Lippen sich bewegten. Am liebsten
wäre ich wieder weggegangen, aber ich dachte an Elsa und öffnete die Wagentür.
    Die Hand meines Vaters lag auf Annes
Arm; sie beachteten mich kaum.
    »Unterhaltet ihr euch gut?« fragte ich
höflich.
    »Was ist los?« sagte mein Vater etwas
gereizt. »Was machst du hier?«
    »Was macht ihr hier? Seit einer Stunde
sucht euch Elsa.«
    Anne wandte mir ihr Gesicht zu,
langsam, als ob es ihr leid täte.
    »Wir fahren nach Hause. Sage ihr, daß
ich müde war und daß dein Vater mich heimgebracht hat. Wenn ihr euch genug
unterhalten habt, könnt ihr mit meinem Auto zurückfahren.«
    Ich zitterte vor Empörung, ich fand
keine Worte.
    »Wenn wir uns genug unterhalten haben!
Aber wißt ihr denn nicht, was ihr da tut! Das ist ekelhaft!«
    »Was ist ekelhaft?« fragte mein Vater
erstaunt.
    »Du nimmst dir ein rothaariges Mädchen
mit ans Meer, wo eine Sonne scheint, die sie nicht verträgt, und nachdem sie
sich von Kopf bis Fuß geschält hat, verläßt du sie. Das ist zu einfach! Was
soll ich Elsa sagen, was?«
    Anne hatte sich ihm wieder zugewandt,
sie sah müde aus. Er lächelte sie an und hörte mir gar nicht zu.
    Ich war außer mir, am Rande meiner
Beherrschung.
    »Ich werde... ich werde ihr sagen, daß
mein Vater eine andere Dame gefunden hat, mit der er schlafen will, und daß sie
sich

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