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Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse

Titel: Bonjour Tristesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Sagan
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doch:
Er hat mich aufgefordert, im Dorf mit ihm Tee zu trinken, um ihm zu beweisen,
daß ich ihm nichts nachtrage und daß ich großzügige und fortschrittliche
Ansichten habe.«
    Die Ansichten meines Vaters über die
Fortschrittlichkeit junger, rothaariger Frauen amüsierten mich.
    »Warum lachen Sie? Soll ich hingehen?«
    Fast hätte ich ihr geantwortet, daß
mich das nichts anginge. Dann wurde mir klar, daß sie mich für den Erfolg ihrer
Manöver verantwortlich machte. Ob mit Recht oder Unrecht, es ärgerte mich. Ich
hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen.
    »Ich weiß nicht, Elsa, das hängt von
Ihnen ab; fragen Sie mich nicht immer, was Sie machen sollen. Wenn man Sie
hört, könnte man glauben, daß ich es bin, die Sie dazu treibt...«
    »Aber Sie sind es doch auch«, sagte
sie, »Ihnen ist es zu danken, Cecile...«
    Die Bewunderung in ihrer Stimme machte
mir plötzlich Angst.
    »Gehen Sie hin, wenn Sie wollen, aber
reden Sie nicht mehr über dieses Thema, ich bitte Sie!«
    »Aber... aber, man muß ihn doch von
dieser Frau befreien... Cecile!«
    Ich floh. Mein Vater sollte machen, was
er wollte. Anne sollte sich selber helfen! ... Außerdem hatte ich ein Rendezvouz
mit Cyril. Es schien mir, als ob allein die Liebe mich von dieser saugenden
Angst befreien könnte, die ich empfand.
    Cyril nahm mich ohne ein Wort in seine
Arme und führte mich fort. In seiner Nähe wurde alles einfach, und in allem war
Leidenschaft und Lust. Etwas später lag ich ausgestreckt auf seiner
sonnverbrannten Brust. Er war naß von Schweiß, und ich, ich war erschöpft,
verloren wie eine Schiffbrüchige, und sagte, daß ich mich verabscheue. Ich
sagte es lächelnd, denn ich meinte es ernst, aber ich empfand keinen Schmerz
dabei, nur eine Art von angenehmer Resignation. Er glaubte es mir nicht.
    »Das macht nichts. Ich liebe dich
genügend, um dich von meiner Meinung zu überzeugen. Ich liebe dich, ich liebe
dich so sehr...«
    Der Rhythmus dieser Worte verfolgte
mich während der ganzen Mahlzeit: »Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr.« Und
deshalb erinnere ich mich trotz aller Bemühung nur noch sehr undeutlich an
dieses Mittagessen. Annes Kleid war violett wie die Ringe unter ihren Augen,
wie ihre Augen selber. Mein Vater lachte, offensichtlich entspannt. Die Dinge
nahmen eine günstige Entwicklung für ihn. Bei der Nachspeise teilte er uns mit,
daß er am Nachmittag im Dorf Besorgungen mache. Ich mußte heimlich lächeln. Ich
war müde, fatalistisch. Ich wünschte nur, zu baden.
    Um vier Uhr ging ich zum Strand
hinunter. Auf der Terrasse begegnete ich meinem Vater, der im Begriff war, ins
Dorf zu gehen. Ich sagte nichts, ich gab ihm noch nicht einmal den Rat,
vorsichtig zu sein.
    Das Wasser war weich und warm. Anne war
zu Hause geblieben, sie mußte an ihrer Kollektion arbeiten. Sie saß in ihrem
Zimmer und zeichnete Modelle, während mein Vater Elsa den Hof machte. Zwei
Stunden später, als die Sonne mich nicht mehr erwärmte, ging ich wieder hinauf,
setzte mich auf die Terrasse und öffnete eine Zeitschrift.
    Und dann sah ich Anne. Sie kam aus dem
Wald, sie lief schlecht und ungeschickt, mit angelegten Ellenbogen. Und
plötzlich hatte ich den unangenehmen Eindruck, daß dort eine alte Dame lief und
daß sie gleich niederfallen würde. Ich blieb völlig erstarrt sitzen. Sie
verschwand hinter dem Haus in Richtung der Garage. Da begriff ich plötzlich,
und auch ich begann zu laufen, um sie einzuholen.
    Sie saß schon in ihrem Wagen und
schaltete die Zündung ein. Ich lief bis zu ihr und warf mich gegen die Tür.
    »Anne«, sagte ich, »Anne, fahren Sie
nicht fort, es ist ein Irrtum, es ist mein Fehler, ich werde es Ihnen erklären...«
    Sie hörte nicht auf mich, sie blickte
mich nicht an und beugte sich vor, um die Bremse zu lösen.
    »Anne, wir brauchen Sie!«
    Da richtete sie sich auf, ihr Gesicht
war verzerrt. Sie weinte. Und da begriff ich plötzlich, daß ich mich an einen
Menschen herangewagt hatte, an einen lebendigen, empfindenden Menschen und
nicht an ein abstraktes Wesen. Sie mußte einmal ein kleines, etwas
verschlossenes Mädchen gewesen sein und dann ein Backfisch und dann eine Frau.
Sie war vierzig Jahre alt, sie war allein, sie liebte einen Mann, und sie hatte
gehofft, vielleicht zwanzig Jahre mit ihm glücklich zu sein. Und ich... dieses
Gesicht, dieses Gesicht — das war mein Werk. Ich war außer mir, ich zitterte am
ganzen Körper, klammerte mich an die Tür.
    »Ihr braucht niemanden«, murmelte sie,
»weder

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