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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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nicht, sich aufzurichten, obwohl er sich bereits viel besser fühlte. Mit wachsender Überraschung stellte er fest, wie hübsch dieses Mädchen war, sah ihre schlanke, bezaubernde Gestalt, die sich unter der nassen Bluse abformte, und die großen, schönen Augen, die ihn immer noch voll tiefer Sorge musterten. Tränen glitzerten in diesen Augen – Freudentränen über seine Errettung. Langsam hob er die Hand, streichelte zärtlich über Nellys Wange, über die eine Träne perlte.
    Das Mädchen spürte sein wachsendes Verlangen, beugte sich zu ihm herab und küßte ihn auf den Mund.
    Eine heiße Welle durchpulste Ralph, ließ ihn sein gefährliches Abenteuer vergessen. Doch das Mädchen hatte sich bereits wieder aufgerichtet und abgewendet, sie schien über ihre Dreistigkeit erschrocken. Ralph richtete sich ebenfalls auf.
    »Nelly, was – was ist mit uns geschehen?« flüsterte Ralph erregt, und ihre Gesichter berührten sich fast.
    Sekundenlang blickte sie ihn aus ihren großen schwarzen Augen schweigend an.
    »Aber Master Ralph, können Sie sich das nicht denken?« antwortete sie schließlich mit ihrer sanften Stimme.
    O doch! dachte er. Ich weiß es längst. Sie liebt mich, und ich liebe sie – ich habe sie schon immer geliebt.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, zog es langsam näher, bis sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuß fanden. Ralph fühlte ein bisher noch nie gekanntes Glück, vergaß alles, was ihm bisher lieb und teuer gewesen war – er vergaß die Little Lady, und er vergaß auch Kate Flinders, seine zukünftige Frau.
    Oben am Ufer aber stand, mit weißem Gesicht und wütend funkelnden Augen, Frank Dugdale.
    Die stürmische Umarmung hatte Nelly überzeugt, daß sich Ralph völlig erholt hatte. Nun handelte sie mit dem Instinkt der Eingeborenen. Urplötzlich sprang sie auf und rannte das ausgetrocknete Flußbett entlang zum Camp zurück. Sie hoffte, daß Ralph ihr nachjagen würde, und fürchtete sich zugleich davor. Seit Urzeiten hatten sich die jungen Männer ihres Stammes auf diese Weise ihre Frau erobert.
    Aber Ralph blieb sitzen, schaute der graziösen Gestalt nach, bis sie hinter der Flußbiegung verschwunden war. Noch war die Erregung nicht gewichen, in die ihn das Zusammensein mit dem Eingeborenenmädchen versetzt hatte. Er packte seine Handtücher, stürmte das Ufer hinauf und kleidete sich hastig an. Als er sich die Schuhe anzog, trat Dugdale zu ihm.
    Ralph merkte dem Zweiten Inspektor sofort an, daß er alles mit angesehen hatte, und das Blut schoß ihm ins Gesicht.
    »Hallo, Dug!« sagte er, ohne aufzublicken.
    Dugdale seufzte laut, schwieg aber. Schließlich hatte Ralph die Schuhbänder zugebunden, nahm seine Handtücher und erhob sich.
    »Ich nehme an, daß Sie alles gesehen haben?« fragte er trotzig.
    »Glücklicherweise, Ralph.«
    »Wieso glücklicherweise?«
    »Weil früher oder später doch jemand dazugekommen wäre. Da ist es besser, daß ich es war – und nicht Kate.«
    »Zum Teufel, Dug! Es ist doch wohl nichts weiter dabei, wenn man einmal ein Mädchen küßt!«
    »Bei mir wäre allerdings nichts weiter dabei, Ralph. Aber wenn man mit einem Mädchen wie Kate verlobt ist; sollte man doch kein Eingeborenenmädchen küssen!« Dugdale legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Eine Eingeborene, Ralph!«
    Dieser Hieb saß. Dugdale hatte immer noch nicht ganz verwunden, daß der Sohn des Schafzüchters sich mit der von ihm Angebeteten verlobt hatte. Getröstet hatte ihn bisher lediglich der Gedanke, daß Ralph ein feiner Kerl war und das geliebte Wesen bestimmt glücklich machen würde. Am allerwenigsten hatte Dugdale erwartet, daß sich der junge Mann mit einer Eingeborenen einlassen könnte. Für ihn war der Gedanke unerträglich, daß dieselben Lippen, die Nelly Wanting geküßt hatten, auch Kate Flinders küssen würden. Kate – das schönste Mädchen weit und breit.
    Armer Ralph! Er hatte keine Ahnung, welch geheimnisvolle Kräfte ihn mit unwiderstehlicher Gewalt anzogen. Er wußte genau, daß er seiner Verlobten gegenüber unrecht gehandelt hatte, doch zu seiner Überraschung spürte er keinerlei Gewissensbisse.
    »Vergessen wir das Ganze, Ralph«, meinte Dugdale mit bebender Stimme. »Mein Gott, Sie haben doch alles, was Sie sich nur wünschen können! Genügt Ihnen das denn nicht?«
    »Was geht das eigentlich Sie an?« entgegnete der junge Mann gereizt.
    »Ich denke vor allem an Ihren Vater, an Little Lady und an Kate«, erwiderte Dugdale, ohne sich von den

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