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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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wütenden Blicken irritieren zu lassen. »Können Sie sich eigentlich vorstellen, welche Enttäuschung es für sie wäre, wenn sie von Ihrem Flirt erfahren würden? Nelly Wanting ist eine Schwarze – ist Ihnen denn das Ungeheuerliche Ihres Tuns überhaupt nicht bewußt?«
    Der junge Mann senkte die Augen, doch Dugdale war mit seiner Moralpredigt noch nicht fertig.
    »Wäre Nelly ein weißes Mädchen, müßten Sie Kate die Geschichte beichten und sie um Verzeihung bitten«, fuhr Dugdale fort. »Eine Ehe kann nur glücklich sein, wenn man rückhaltlos offen zueinander ist. In unserem Fall aber wäre Offenheit fehl am Platz. Deshalb wiederhole ich: Es ist das beste, wenn wir die ganze Geschichte jetzt und in alle Zukunft vergessen. Meinen Sie nicht auch?«
    Ralph nickte. Er fühlte sich elend, völlig verwirrt.
    »Sie haben recht, Dug.« Es klang ein wenig wehmütig. »Ich habe mich abscheulich benommen. Ich kann Kate nicht mehr heiraten.«
    Dugdale lächelte und faßte Ralph am Arm. »Nun seien Sie doch kein Esel. Schließlich sind Sie nicht der erste, der den Reizen eines Mädchens erlegen ist. Im übrigen wäre es eine Beleidigung für Kate, sie einfach sitzenzulassen. Denken Sie doch auch an. Ihre Eltern. In einer Stunde werden Sie alles mit anderen Augen sehen. Teufel, da läutet schon die Glocke. Es ist Zeit zum Umkleiden. Wir müssen uns beeilen.«
    Ralph hatte das Gefühl, ihm sei eine Zentnerlast vom Herzen genommen. Er lachte befreit auf. Die beiden Männer legten die halbe Meile bis zum Herrenhaus in Rekordzeit zurück, und als der Gong zum Abendessen rief, war die Erinnerung an Nelly Wantings Küsse bereits weitgehend verblaßt.
    Nach dem Abendessen zog sich der junge Mann allerdings sehr bald auf sein Zimmer zurück, und Dugdale saß noch einige Stunden in der Dunkelheit am Wasserloch unterhalb des Gartens und angelte.
    So kam es, daß niemand etwas von Ralphs gefährlichem Tauchabenteuer erfuhr. Erst eine Woche später erzählte Sarah Wanting ganz beiläufig Bony davon.
    Der Versuch, Clair zu verhaften, lag nun neun Tage zurück. Der hagere Mann war wie vom Erdboden verschluckt. Obwohl die Sympathien der Buschbewohner Clair galten, hoffte die Polizei, die inzwischen beträchtlich verstärkt worden war, ihn schon bald zu erwischen.
    Bony blieb diese Sympathie nicht verborgen, aber ihm war Clairs Schicksal gleichgültig. Ihn interessierte nur noch, wer den Mann von der bevorstehenden Verhaftung unterrichtet hatte. Er machte Martha, der schwarzen Köchin, den Hof, brachte Pontius Pilatus Nahrungsmittel und verbrachte viele Stunden im Eingeborenencamp.
    Eines Abends kehrte er von dort zurück. Wie gewohnt, bewegte er sich völlig lautlos. Plötzlich vernahm er Geflüster und blieb stehen. Schließlich entdeckte er unter einem Eukalyptusbaum zwei Gestalten.
    Von dort kam das Flüstern, und es war auch nicht zu überhören, daß man sich leidenschaftlich küßte.
    Bony setzte sich und wartete, bis sich die beiden Verliebten trennten. Nelly Wanting kehrte ins Camp zurück, wobei sie dicht an Bony vorbeikam. Als sie in der Dunkelheit verschwunden war, erhob er sich leise und folgte dem Mann zum unteren Ende des Tennisplatzes. In der Wohnbaracke brannte Licht, und als der Unbekannte dort eintrat, stellte sich heraus, daß es Ralph Thornton war.
    Für Bony war dies eine gewaltige Überraschung, und er grübelte in dieser Nacht noch stundenlang über die neue Entwicklung nach.
    Während der letzten Maiwoche regnete es im gesamten Osten. An einigen Stellen im Süden von Queensland fielen über zweihundert Millimeter Niederschlag, während es auf Barrakee lediglich hundertzehn Millimeter waren.
    Alle befanden sich in Hochstimmung, denn der Regen bedeutete ausreichendes-Grünfutter. Der glücklichste Mensch in New South Wales aber war Mr. Hemming, der nun nicht länger der Sklave von Sir Walter Thorley war, sondern Herr der Three Corner Station. John Thornton hatte ihm ein Darlehen über fünfundvierzigtausend Pfund gegeben, und wenn alles gut ging, konnte Hemming in zehn Jahren alles zurückgezahlt haben.
    Der Regen war gerade rechtzeitig gekommen, um Schafen und Lämmern ausreichendes Grünfutter zu bieten. Drei Tage zuvor war Blair mit der Säuberung von Tillys Tank fertig geworden. Nun fuhr er Holz, das für den Winter und die bevorstehende Schafschur benötigt wurde. Den Aufenthaltsort von Clair aber verriet weder er noch sein Gehilfe.
    Bony hatte inzwischen eine wichtige Entdeckung gemacht, die allerdings das

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