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Bordeuax

Bordeuax

Titel: Bordeuax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Torday
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Softwarefirma.«
    »Wirklich?«, sagte Big Mick. »Da
kenne ich mich aus. Ich bin Steuerberater, auf Unternehmen und
Kapitalgesellschaften spezialisiert. Ich bewahre Topverdiener und Leute mit
Unternehmensbeteiligungen davor, mehr Steuern zu zahlen als nötig. Wie hieß
deine Firma?«
    »Wilberforce Software Solutions«,
sagte ich. »Ich habe sie an Bayleaf verkauft, jetzt nennt sie sich Bayleaf UK.«
    »Tolles Unternehmen«, sagte Big
Mick. »Das sind ausgezeichnete Softwarepakete. Ich benutze sie selbst. Sehr
erfreut.« Er langte über den Tisch und schüttelte mir die Hand.
    Wir blieben noch eine Zeit lang
zusammen sitzen und unterhielten uns angeregt über Steuerberechnungen und die
Mängel der Finanzamtssoftware.
    Später, als Eric und ich wieder
allein waren, sagte er zu mir: »Ich bin froh, dass du dich mit Big Mick so gut
verstehst. Nicht jeder kommt mit ihm klar. Wahrscheinlich habt ihr euch über
Religion unterhalten, oder?«
    »Ja, so was Ähnliches«, sagte ich.
     
    Eric und ich fuhren mit unseren
täglichen Sitzungen fort, dazu gab es jeden Tag noch eine Gruppensitzung, in
der wir unsere Erfahrungen austauschten. Einige Gruppenmitglieder gingen, neue
kamen hinzu. Als die Reihe an Big Mick war, Abschied zu nehmen, gab er mir
seine Visitenkarte. »Melde dich mal bei mir, wenn sie dich jemals wieder hier
rauslassen. Jetzt, wo ich geheilt bin, könnten wir ja vielleicht
zusammenarbeiten, Ideen für neue Softwarepakete entwickeln.«
    »Und? Bist du geheilt?«, fragte ich.
    Big Mick zwinkerte mir zu. »Ein
Schritt nach dem anderen, Wilberforce. Ein Schritt nach dem anderen.«
    Einige Monate später habe ich
tatsächlich versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, aber als ich die
Telefonnummer auf seiner Karte anrief, hieß es nur, er sei nicht mehr in dem
Büro beschäftigt. Ich fragte hartnäckig weiter und erfuhr schließlich, dass er
im Streit über Geld von seinem Crackdealer erschossen worden war.
    Eric arbeitete weiter an meinem
Fall. Einen ganzen Vormittag lang diskutierten wir über Gott. Sehr unproduktiv.
    »Spielt Gott eine Rolle in deinem
Leben, Will?«
    »Inwiefern?«
    »Ich meine ... also, wir glauben,
dass es bei diesem ganzen Prozess hilft, wenn man auf eine höhere Macht baut.
Für mich ist das Gott. Aber wenn du nicht über Gott reden willst, ist das auch
in Ordnung, Will. Echt. Kein Problem.«
    »Ich glaube nicht, dass es besonders
hilfreich wäre«, sagte ich.
    Eric sah mich mit einer Mischung aus
Mitleid und Bedauern an. »Ich halte das für eine falsche Einschätzung, Will. Aber
okay. Wenn du das so siehst. Vielleicht kommen wir später noch mal darauf
zurück.«
    Die Sitzung am nächsten Tag war
schwieriger. Eric ging zur Tafel und schrieb: »Eine Liste aller Personen, die
ich verletzt habe.« Er wandte sich mir zu und sagte: »Jetzt kannst du dich
nicht mehr drücken, Will. Wenn du willst, dass es dir besser geht, musst du
begreifen, dass du durch deine Krankheit anderen Menschen möglicherweise
Schaden zugefügt hast. Vielleicht sind sie traurig wegen dir, oder du hast
ihnen Gewalt angetan, so wie Big Mick seiner Frau. Vielleicht hast du sie
bestohlen, sie angelogen oder sie in irgendeiner anderen Weise getäuscht.«
    Eric sah mich erwartungsvoll an. Ich
erwiderte seinen Blick. Wie so oft bei Eric wusste ich nicht genau, was er
eigentlich von mir wollte. Ich sagte nichts, deswegen schrieb Eric an die
Tafel: Mrs Wilberforce. Dann wischte er es aus und schrieb stattdessen Mrs
Will.
    »Catherine«, berichtigte ich ihn.
»Aber ich habe sie nicht verletzt. Es war ein Unfall.«
    »Sag nicht, sie hätte dich die ganze
Zeit in Ruhe trinken lassen. Es muss sie verletzt haben«, sagte Eric.
    »Ich weiß, dass Catherine wegen mir
gelitten hat«, sagte ich. »Ja, Eric. Wahrscheinlich habe ich ihr unnötig Sorgen
bereitet.«
    »Sonst noch jemand?«, fragte Eric.
»Meistens gibt es noch andere Personen.«
    Ed Hartlepool, Eck, Catherines
Eltern, meine Pflegemutter, mein Pflegevater.
    »Nein«, sagte ich. »Sonst fällt mir
keiner ein.«
    »Doch«, sagte Eric. »Es gibt noch
jemanden.«
    »Catherine hat Ed aus eigenen
Stücken verlassen«, sagte ich. »Das hatte nichts mit mir zu tun oder mit meinem
Trinken oder sonstwas.«
    »Interessant«, sagte Eric. »Darauf
kommen wir später zurück. Aber ich habe nicht an deinen Freund gedacht. Ich
habe an dich gedacht. Du selbst hast dir mit dem Trinken am meisten
geschadet.«
    In dem Punkt musste ich ihm wohl
recht geben. Ich hatte mir selbst geschadet. Ich

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