Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
gewonnen.«
»Irgendwie?«
Mats nickte und beschrieb ihm seine neuen Fähigkeiten.
»Hm«, machte Mr Myrddin und strich sich über den Bart. »Als Erstes sollten wir dafür sorgen, dass keines der Zimmermädchen zufällig über Tol'Shak stolpert. Das wäre eine Katastrophe!« Er blickte neben seinem Stuhl zu Boden, wo der Steingnom mit übereinander geschlagenen Beinen hockte. »Kümmere dich darum!«
Sofort sprang das kleine Wesen auf und flitzte davon.
Mats sah den Zauberer ungläubig an. Wie sollte dieser Winzling ganz allein mit einem Ork fertig werden?
»Kysel ist stärker, als er aussieht«, erklärte Mr Myrddin, als hätte er Mats' Gedanken erraten. »Und nun zu deinen neuen Fähigkeiten: Als du vorhin gegen Tol'Shak gekämpft hast, wurde die Zeit nicht etwa langsamer, sondern du hast dich einfach wahnsinnig schnell bewegt. Auch das ist eine Gabe des Dämonenbezwingers.« Er nickte. »Ich denke, du bist jetzt so weit, dass ich dich lehren sollte, deine neuen Kräfte zu kontrollieren. Du musst wissen, wie du sie rufen kannst, wenn du Vlad besiegen willst.«
Mats vergrub die Hände im Haar. »Das ist unmöglich. Ich kann nicht gegen den Anführer der Nightscreamer kämpfen. Der alte Konrad hat selbst gesagt, dass Vlad inzwischen so mächtig wie einer der alten Götter ist. Wie soll ich so jemanden besiegen?« Er warf dem Zauberer einen gequälten Blick zu. »Egal, wie schnell oder stark ich bin, Vlad wird besser sein. Außerdem hat er eine ganze Armee aus Verbrechern und Mördern zu seinem Schutz zur Verfügung.«
»Nicht, wenn du ihn direkt herausforderst. Der Kodex der Nightscreamer verlangt, dass Vlad in diesem Fall Mann gegen Mann kämpft. Wenn er ablehnt, stände er als Feigling vor seinen Leuten da und sie würden ihn verstoßen. Auf diese Weise hat er auch den Ripper gezwungen, gegen ihn anzutreten.«
Falls Mr Myrddin vorgehabt hatte, Mats mit seinen Worten aufzumuntern, war das absolut in die Hose gegangen.
Der Ripper, auch als Jack the Ripper bekannt, war ein Poltergeist, der als der berühmteste Serienkiller Londons in die Geschichte eingegangen war. Vlad hatte ihn im Duell besiegt- was eigentlich als unmöglich galt - und war dadurch zum Anführer der Nightscreamer aufgestiegen.
Wie konnte Mats bei einem solchen Gegner überhaupt auf einen Sieg hoffen?
»Es ist nicht schlimm, Angst zu haben«, sagte Mr Myrddin, der seine Verzweiflung gespürt haben musste. »Alles andere wäre dumm.«
»Das ist es nicht. Jedenfalls nicht nur.« Mats ballte die Hände zu Fäusten und schlug damit so heftig auf den Tisch, dass die Augenpflanze ihm empörte Blicke zuwarf. »Wissen Sie, was mein Problem ist? Ich bin dreizehn Jahre alt. Dreizehn! Und ich soll verhindern, dass die Hölle auf Erden ausbricht. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich deswegen fühle?«
»Du fühlst dich betrogen«, antwortete Mr Myrddin. »Du denkst, es ist nicht fair, dass ausgerechnet du diese Bürde tragen musst.«
»Ist es ja auch nicht!«
Der Zauberer nickte. »Du hast recht! Aber ich will dir etwas verraten, das die meisten Helden gerne übersehen.«
Mats hob den Blick.
»Die Prophezeiung hätte dich nicht ausgesucht, wenn sie nicht absolut davon überzeugt wäre, dass du eine Chance gegen Vlad hast.«
Auch wenn Mats sich ganz sicher nicht wie ein Held fühlte, hatte Mr Myrddins Argument etwas für sich. »Glauben Sie das wirklich?«
Der Zauberer lächelte. »Wäre ich sonst hier? Und um deine Chancen noch zu verbessern, schlage ich vor, dass wir gleich heute Abend mit deinem Training beginnen.«
»Äh, heute Abend?« Mats hatte bisher nur Lucy von Tics Entführung erzählt. Wie er Mr Myrddin einschätzte, würde der zu dem Kampf mit Richie mitkommen wollen. Aber das konnte Mats auf keinen Fall zulassen, weil es das Leben des Feenmanns in Gefahr bringen würde.
»Ja, heute Abend.« Mr Myrddin zog eine Braue hoch. »Hast du damit ein Problem?«
»Da kann ich aber nicht. Wie... wie wäre es mit morgen?« Falls ich dann noch leben sollte, fügte Mats in Gedanken hinzu.
Mr Myrddin musterte ihn mit einem nachdenklichen Blick, aber schließlich nickte er. »Also gut, morgen. Aber vergiss es ja nicht. Ich habe noch etwas sehr Wichtiges, das ich dir geben muss.«
»Ich habe schon auf dich gewartet!« Lucy stürmte Mats durch sein Zimmer entgegen und küsste ihn zur Begrüßung.
Hitze stieg ihm in die Wangen und er grinste verlegen. Er konnte immer noch nicht ganz glauben, dass Lucy und er jetzt zusammen waren.
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