Borlik, Michael - Scary City 3 - Der Bezwinger der Dämonen
gewöhnlich waren.
»Wenn wir gegen elf bei der Villa aufkreuzen, sollte es dunkel genug sein. Ich habe nämlich keine Lust darauf, dass einer der Nachbarn die Polizei ruft, weil er uns beim Herumschleichen beobachtet hat«, sagte Lucy. »Und wir haben immer noch eine Stunde, um uns ein Versteck zu suchen, in dem wir auf Richies Ankunft warten können.«
Mats nickte. »Wenn wir vor ihm dort sind, hat er wenigstens keine Chance, uns eine Falle zu stellen. Wir werden es dem Kerl schon ...« Erfuhr herum und hielt nach Gestalten in Mänteln, Hüten und Sonnenbrille Ausschau. Eine beliebte Verkleidung unter Schattengängern, die sich unerkannt zwischen Menschen bewegen wollten.
»Was hast du?« Lucy musterte ihn besorgt.
»Jemand beobachtet uns.« Er rieb sich den Nacken. »Ich konnte seine Blicke spüren. Sie haben sich wie Nadeln in meine Haut gebohrt.«
Lucy schob sich dichter an ihn heran. »Aber da ist kein Schattengänger«, raunte sie ihm zu. »Nur ganz normale Leute.«
»Ich weiß.« Mats blickte zu den Fenstern über ihnen. Sie gehörten zu einem Bürogebäude. Doch nichts. Kein Gesicht, das zu ihnen runter sah. Keine Jalousie, die leicht hin und her schwang, weil jemand dahinter gestanden hatte. »Ich verstehe das nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass da jemand war. Ich kann mich nicht so ge...« Er verstummte und starrte auf den Eingang des Gebäudes, der im Schatten eines Vordachs lag. Für einen kurzen Moment hatte er geglaubt, dass sich dort etwas bewegte. Aber da war nichts, und der Schatten wirkte auch nicht so dunkel, als dass er etwas verbergen könnte.
»Mannomann, ich fange wohl an, Gespenster zu sehen.« Es war heute nicht das erste Mal, dass Mats das Gefühl hatte, von unsichtbaren Augen verfolgt zu werden. Vielleicht wurde er langsam ja paranoid.
»Du glaubst gar nicht, wie oft ich in der letzten Zeit wach werde und das Licht einschalte, um nachzuschauen, ob ein Zombie oder sonst ein widerliches Ding unter meinem Bett hockt.« Lucy brach ab und rieb sich die Oberarme. Dabei war es viel zu warm, um zu frieren.
»Wir werden Vlad fertigmachen, ganz bestimmt«, sagte Mats. »Und dann wird diese Stadt wieder sicher sein.« Er hielt ihr seine Hand hin und Lucy verkreuzte ihre Finger mit den seinen. Für sie mutig und stark zu sein, fiel ihm sehr viel leichter, als es für sich selbst zu sein.
Bald darauf kam der Alexanderplatz, der von den meisten kurz Alex genannt wurde, auch schon in Sicht. Außerhalb der Ferien trafen sich Mats und Lucy hier, um mit der Straßenbahn zur Schule zu fahren. Aber auch sonst kam Mats öfter her, um einen Abstecher ins Alexa zu machen, an dessen himbeerroter Fassade sie gerade vorbeigingen. In dem Einkaufszentrum gab es den besten Comic-Laden der Stadt. Mats wartete bereits sehnsüchtig auf den Anruf des Besitzers, der ihm mitteilte, dass der nächste Comic-Band von Mad Jack eingetroffen war.
»Hast du für heute Abend schon einen Plan?«, fragte Lucy.
Sie standen an der Ampel und warteten auf Grün, um auf die andere Straßenseite und damit auf den Alexanderplatz zu wechseln. Bei Burger King wollten sie sich zwei Schokomilchshakes genehmigen. Die beste Nervennahrung überhaupt!
Mats musterte die anderen Leute, die mit ihnen an der Ampel warteten. Keiner schien sich für sie zu interessieren. »Ich probiere es mit der gleichen Taktik wie beim letzten Mal«, antwortete er. »Wenn ich Glück habe, schicke ich ihn gleich mit dem ersten Treffer ins Land der Träume.«
Lucy warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Denkst du nicht, er wird damit rechnen, dass du es auf sein Kinn abgesehen hast?«
Mats zuckte die Achseln. »Richie macht keinen besonders hellen Eindruck.«
»Dieses Mal hatte er aber sehr viel mehr Zeit zum Nachdenken.«
»Hm, wir werden sehen.« Mats schaute zum Himmel auf und kniff die Augen zusammen. Lag es am Sonnenlicht oder war die Spitze des Fernsehturms tatsächlich von einem flirrenden grünen Nebel umgeben? Er wollte gerade Lucy daraufhin weisen, als eine Stimme ihm ins Ohr flüsterte:
»Scharf sollen sie sein und tief schneiden sie hinein.
Die Klingen, die ich schw inge.
Für das Blutlied, das ich singe...«
Mats' Kopf fuhr herum. Hinter ihm stand ein Typ mit einer Bulldogge, die sofort zu knurren anfing. Allerdings war es ein ganz gewöhnliches Tier und bei seinem Herrchen handelte es sich eindeutig um einen Menschen. Nur woher war dann die Stimme gekommen, die immer noch in Mats' Kopf nachhallte und ihn mit
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