Bossing - wenn der Chef mobbt
Boxer. Ein niedergeschlagener Boxer mit hoher Resilienz wird anschließend seine Kampftaktik verändern. Der nichtresiliente Kämpfer belässt hingegen alles beim Alten – und wird wieder zu Boden gestreckt. Der entscheidende Unterschied: Der resiliente Boxer denkt darüber nach, woran er zuvor gescheitert ist – und wie er dieses Problem in dernächsten Runde lösen kann. Das bedeutet im übertragenen Sinn: Resiliente Menschen können mit Schicksalsschlägen und Niederlagen anders umgehen, sie sind in der Lage, das Ergebnis zu analysieren und für die Zukunft etwas daraus zu lernen.
Im Folgenden haben wir für die Anti-Bossing-Strategie die wichtigsten Merkmale des Denkens, Fühlens und Handelns resilienter Menschen zusammengefasst. Wir orientieren uns dabei an der Aufklärungsschrift der Amerikanischen Vereinigung der Psychologen »The Road to Resilience«. Folgende Meilensteine stehen Ihnen auf dem Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit bei Mobbing- und Bossingkrisen zur Verfügung.
1. Gemeinsam geht es leichter als allein
Zu den frühesten Befunden der Resilienzforschung zählt die Erkenntnis: Resiliente Kinder hatten starke emotionale Unterstützung eines Menschen in ihrer Nähe, sei es Großmutter oder Großvater, Pfarrer, Onkel, Tante, Lehrerin, großer Bruder oder große Schwester. Sie wussten, an wen sie sich wenden konnten, wenn sie wen brauchten. Entscheidend war, dass sie sich auf ein freundliches Ohr und ein offenes Herz verlassen konnten.
Das Prinzip des hilfreichen Nächsten gilt ein Leben lang: Solcher Art widerstandsfähige Menschen sprechen über ihre Nöte. Sie haben ein sicheres Gespür dafür, wem sie sich anvertrauen können. Sie erkennen, wer ein echter, hilfreicher Freund in der Not ist.
Legen Sie diese Erkenntnis auf Ihren Bossinganlassfall um: Wem können Sie trauen? Wer kann Sie in der Angelegenheit unterstützen?
2. Emotionale Krisenakzeptanz
»Du hast Angst, wieder so kaputtzugehen«, besang Udo Lindenberg den die Eingeweide herausreißenden Schmerz einer Trennung. Resiliente Menschen sind in der Lage, bei Katastrophen ihre schmerzenden Gefühle zuzulassen. Sie vertrauen auf die heilende Wirkung der Zeit. Menschen ohne diese Fähigkeit tundas Gegenteil, sie verdrängen den Schmerz und tun, als ob nichts wäre. Fazit: Es ist besser, Sie akzeptieren, dass Sie mitten in einer Krise stecken und vorübergehend nicht mehr klar denken können, anstatt auf »Business as usual« zu setzen, eine Inszenierung, die in aller Regel schiefgeht. Depressionen, Süchte und Selbstmord können die Folge sein.
Halten Sie sich also auch im Bossing- oder Mobbingfall an diese Formel: Gestehen Sie sich ein, dass es ein Problem gibt. Das ist der erste Schritt, um Lösungen zu finden.
3. Hoffnung
Resiliente Menschen sind hoffnungsfrohe Menschen. Psychische Widerstandskraft ist undenkbar ohne die emotionale Überzeugung: Die Dinge werden sich trotz allem irgendwann zum Besseren entwickeln.
Denken Sie daran auch in den schlimmsten Konflikten am Arbeitsplatz: Stärken Sie Ihre Hoffnungen, einige Anregungen dazu geben wir Ihnen auf Seite 126.
4. Lösungsorientierung
Wenn das Undenkbare, die ultimative Katastrophe passiert ist, reagieren resilient veranlagte Menschen proaktiv – sie gehen auf die Sache zu: »Gut, die Ereignisse sind nicht mehr rückgängig zu machen. Wie kann ich meine aktuellen Schwierigkeiten zumindest ein Stück weit bewältigen?«
Ein nicht resilienter Mensch hingegen würde sich darüber beschweren, dass gerade ihm so etwas passiert. »Womit habe ich das verdient?«, lautet eine typische Frage. Das nichtresiliente Grübeln lähmt, es zementiert die Folgen der Krise.
Bedenken Sie auch im Fall, dass Sie gebosst werden: Das Ereignis ist bereits ohne Grübeln schlimm genug. Eine passive Opferrolle hilft Ihnen nicht aus der Krise heraus. Sie verlängert nur den Schrecken. Verwenden Sie Ihre Energien stattdessen für Lösungsansätze und erste Schritte!
5. Keine Schuldgefühle
Wie fast alle Menschen, die eine Krise durchmachen, neigen auch Bossingbetroffene zu Selbstvorwürfen: »Hätte ich damals nur nicht so gehandelt«, sagen sie sich, »dann wäre alles anders gekommen.« Sie denken auch so, wenn sie sich objektiv nichts zu Schulden kommen haben lassen.
Resiliente Menschen sind dazu in der Lage, eine solche, auf sich selbst bezogene Perspektive zu relativieren. Sie können ihren tatsächlichen Beitrag zum Geschehen richtig einschätzen und von Faktoren abgrenzen, die das
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