Bossing - wenn der Chef mobbt
auf, so stellen sie einen idealen Nährboden für böswillig erdachte Schwierigkeiten aller Art dar. Diese Handlungsweisen werden vielfach noch immer als Versuch gesehen, ein bestimmtes Problem zu lösen. Sich aggressiv zu verhalten, wird zum Instrument, um auf diese Weise ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Haben wir es mit einem schikanösen Vorgesetzten zu tun, so könnte dies zum Beispiel das Ziel sein, einen unbeliebten Teamkollegen loszuwerden. Nach außen will dieser Täter das übergeordnete, weitgehend akzeptierte Ziel des »Downsizing«, also der Personalreduktion, erreichen, damit das Unternehmen marktfähig bleibt. Davon abzugrenzen ist die feindselige Aggression. Sie wird von Wut und Frustration verursacht.
Typische Ziele von Aggressionen sind zum Beispiel:
Der Täter möchte seine Wünsche und Interessen durchsetzen. Diese stehen mit den Wünschen anderer im Konflikt.
Der Täter möchte Beachtung durch andere finden (Rangordnung).
Der Täter reagiert auf die Aggression anderer (Notwehr).
Der Täter will erlittene Gewalt rächen.
Anti-Bossingversus Peperoni-Strategie
Aufgepasst: Verwechseln Sie bitte die von uns entwickelte Anti-Bossing-Strategie der motivationalen Umwertung von destruktiver Aggression in positives Verhalten nicht mit der relativ bekannten »Peperoni-Strategie«!
Laut dieser Anleitung solle man zu »80 Prozent Paprika (Gutmensch) sein« und zu »20 Prozent Peperoni und Biss (Aggression)«. Dieses Konzept stammt vom Hamburger Kriminologen Jens Weidner. Es wendet sich an zu kooperativ und ausgleichend orientierte Führungskräfte, die mittels dieses Trainings mehr Härte und Durchsetzungskraft lernen sollen.
Im Wertequadrat verfolgt die Peperoni-Strategie eine gegenteilige Entwicklung als unser Konzept, dort sollen aus »Weicheiern« mit konstruktiver Aggression agierende Führungskräfte werden.
Aggression in Unternehmenskulturen
Einige typisch auftretende Ursachen für Aggressionen in Unternehmen sind unklare Stellenbeschreibungen, Konflikte aufgrund mangelnder Ressourcen (etwa zu wenige Computer) oder das System eines Gruppenbonus für erreichte Ziele. Damit wird im Team der Schwächste gesucht und schuldig gesprochen, das Ziel nicht erreicht zu haben – er gilt fortan als Sündenbock. Mobbing oder Bossing sind dann oft nur mehr eine Frage der Zeit.
Für Führungskräfte bedeutet das, dass sie sich intensiv mit dem Thema Aggression befassen sollten:
Denken Sie darüber nach, wie Sie selbst im Arbeitsalltag mit Aggressionen umgehen.
Was erfüllt Sie mit Aggression?
In welchen Situationen tritt sie auf?
Wie lösen Sie die damit in Zusammenhang stehenden Konflikte?
Chefsache Führung: Friedens- und Fairnesspflicht
Halten wir uns nun vor Augen, welche Führungseigenschaften gefordert sind, um Mobbing und Bossing positiv entgegenzuwirken. Die INQA (Initiative neue Qualität der Arbeit) nennt dazu anforderungsgerechte Qualifikationen, psychische und physische Gesundheit, hohe Motivation, anforderungsgerechte soziale Kooperation, die Fähigkeit zu gegenseitiger Unterstützung, effektive und effiziente Kommunikation.
Betrachten wir dazu ergänzend die Aspekte eines gesunden Führungsstils, wie sie der Gesundheitspsychologe Eckhart Müller-Timmermann festhält. Gelingt ein Management nach diesen Prinzipien, könnte ein Mitarbeiter sich so darüber ausdrücken:
Mein Einsatz macht Sinn.
Meine Fähigkeiten werden genutzt.
Ich weiß, wie der Chef und der Laden funktionieren (Transparenz).
Ich erhalte Feedback; mein Mitdenken ist erwünscht (Beteiligung).
Die anderen sehen mein Wollen.
Man lässt mich wachsen (Zutrauen, Motivation).
Ich bekomme klare Ziele, meine Ergebnisse werden gewürdigt; ich werde nicht nur nach Schema »F« geführt (Wertschätzung, Individualität).
Hier geht es gerecht zu. Konflikte werden ausgesprochen und angegangen.
Bei Engpässen kann ich mit Unterstützung rechnen.
Das Betriebsklima ist gut; ich bin stolz und nicht gekränkt.
Mein Gehalt entspricht meinem Einsatz und meiner Verantwortung (Fairness).
Handlungsfeld Führungsverhalten
Das Führungsverhalten von Vorgesetzten wirkt sich stark auf die Belastungen, die Zufriedenheit und die Motivation und auch auf die Gesundheit von Mitarbeitern aus:
durch die Vorgabe von Anforderungen und Zielen: Fordern sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu starken Leistungen heraus? Überfordern sie? Unterfordern sie? Sind sie klar und transparent vorgegeben? Oder unvollständig und widersprüchlich? Wurden Ziele
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