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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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einigermaßen stabil ist«, weiß Resilienzforscher Frederic Flach (Freiburg 2005). »Aber es ist etwas völlig anderes, wenn die Veränderungen um uns herum immer zahlreicher werden und sich ganze Gesellschaften im Umbruch befinden.« In turbulenten Zeiten steigt die Gefahr des gesellschaftlich tabuisierten Scheiterns für viele Menschen. Resiliente Menschen verkörpern für den Psychologen Heiko Ernst »jene tapfere Lebensmaxime: Im Leben hat man nicht immer gute Karten, es kommt drauf an, auch ein schlechtes Blatt gut zu spielen« (Psychologie Heute 9/2005).
    Auch angesichts von Bossing und Mobbing gilt wie für andere unfaire Prozesse und Schicksalsschläge: Die Stärkung dereigenen Widerstandskraft ist eine psychologische Schlüsselstrategie gegen seelische Unbillen.
    Vielleicht kennen Sie das Sprichwort »was uns nicht umbringt, macht uns härter«? Der Spruch stammt ursprünglich von Nietzsche. Befreit man ihn von seiner martialischen Bedeutung, hat er einen psychologischen Kern, den die sogenannte Positive Psychologie als Resilienz bezeichnet.
    Dahinter steckt ein Phänomen, das so manchen ins Grübeln bringt: Eine Kindheit in verwahrloster Umgebung, Armut, Gewalt, Kriminalität und Drogen an der Tagesordnung, das kann nicht gut gehen – glaubt man. Das wird tödlich verlaufen, oder? Broken homes create broken people – kaputte Umgebungen schaffen kaputte Menschen? Gemobbte und gebosste Menschen zerbrechen an Leib und Seele, weil man sie zerstören will?
    Das ist richtig – aber nur teilweise. Die traditionelle Negative Psychologie hat lange nur negative Prozesse und Fehlentwicklungen der menschlichen Psyche im Blick gehabt. Somit entging ihr, warum überraschend viele Menschen aus solchen »Psycho-Ghettos« ohne seelischen Schaden hervorgehen konnten. Eine Antwort darauf, wie das gelingen konnte, formulierten erst Positive Psychologen. Sie fragten: Was macht Menschen trotz widriger Umstände so robust, dass sie ein normales, glückliches und erfolgreiches Leben führen können? Wie können Menschen auch lange und schwere Krisenzeiten wie lang andauernde Arbeitslosigkeit oder traumatisierende Erkrankungen durchstehen?
    Die Antwort der Positiven Psychologie: Resilienz. Diese Menschen verfügen über eine besonders große psychische Widerstandskraft. Resilienz wird von der Amerikanischen Vereinigung der Psychologen als gelingender Anpassungsprozess gegenüber Elend, Widerwärtigkeiten, Trauma, Tragödien, Bedrohungen oder anderen besonderen Formen von Stress definiert.
    Im Zuge unserer Erfahrungen mit Mobbing- und Bossingbetroffenen verstehen wir Resilienz als wichtigen Aspekt in diesem Geschehen. Hier zeigt sich Lebenskompetenz, auch und gerade unter starken Stressbedingungen. Ein berühmtes Beispielist der querschnittsgelähmte Schauspieler Christopher Reeve, der sich bei einem Reitunfall buchstäblich das Genick brach. Er verzweifelte nicht, arrangierte sich im Gegenteil mit seinem katastrophalen Schicksal und bezeichnete sich als glücklicheren Menschen als früher. Verändert hatte sich auch seine Einschätzung dessen, was einen Helden ausmacht. Dachte er früher, das sei jemand, »der eine mutige Tat begeht, ohne an mögliche Konsequenzen zu denken«, so urteilte er später: »Ein Held ist ein gewöhnlicher Mensch, der die Kraft findet, sich mit Ausdauer und Beharrlichkeit in einer ausweglos scheinenden Lage zurechtzufinden.«
    Denken Sie einmal darüber nach: Welcher Mensch in Ihrer Umgebung ist ihm ähnlich? Wer verfügt über eine solche Widerstandskraft wie Reeve? Schauen Sie sich einmal um, wie solche Menschen mit dem Tod naher Menschen, mit plötzlicher Arbeitslosigkeit oder einer schlimmen Trennung umgehen. Resiliente Menschen zerbrechen und verzweifeln nicht, sie bewahren sich ihren Mut, statt misanthropisch zu werden. Sie gehen weiter aufrecht und suchen neue Herausforderungen.
    Früher ging man in der Forschung davon aus, eine solche Widerstandskraft sei angeboren. Mittlerweile weiß man: Das angeborene Temperament und die Intelligenz spielen eine wichtige Rolle, wie man mit Belastungen und Krisen umgeht. Weitere Grundlagen für eine solche Widerstandskraft kann man sich am einfachsten im ersten Lebensjahrzehnt aneignen. Resilienz ist aber auch später lernbar. Diese Art von Widerstandsfähigkeit besteht aus bestimmten Gedanken und Verhaltensweisen.
    Eine hilfreiche Orientierung auf diesem Pfad der Persönlichkeitsstärkung in Richtung Anti-Mobbing-Kompetenz ist die Metapher vom angezählten

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