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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sprechen. Zufrieden?“
    „Geh nicht zu weit von zu Hause fort“, sagte er mit ernstem Tonfall.
    „Seamus …“
    „Es gibt immer irgendwelche Probleme“, fügte er leise an.
    Sie sind alle verrückt geworden, dachte sie.
    Schließlich goss sie sich einen Whiskey ein. Es ist noch nie leicht gewesen, nach Hause zurückzukehren, dachte sie.
    „Achte auf Fremde“, fügte Seamus an. „Und sprich nicht mit ihnen.“
    „Seamus, das hier ist ein Pub. Wir bedienen ständig irgendwelche Fremden.“
    „Und achte auch auf Freunde“, meinte Seamus bedauernd. „Manchmal können Freunde einem … fremder sein als … Fremde.“
    „Seamus, du hast eindeutig genug.“
    „Ich bin nicht betrunken, Moira Kelly“, widersprach er.
    „Dann redest du einfach so wirres Zeug.“
    Seamus beugte sich weit vor. „Es wird geflüstert, Moira.“
    „Über was, Seamus?“
    Er lehnte sich wieder zurück, schüttelte den Kopf und sah sich unbehaglich um, als hätte er schon zu viel gesagt. „Pass auf dich auf, Mädchen!“ wiederholte er. Dann stand er auf und ließ das Glas halb voll stehen. „Gute Nacht, Kindchen.“
    „Seamus, warte, ich suche jemanden, der dich nach Hause begleitet.“
    „Moira, ich bin nüchtern, ich schwörs. Außerdem gehe ich schon seit mehr Jahren von diesem Pub nach Hause, als du auf der Welt bist.“
    „Seamus, du bist nicht betrunken, aber du hast einiges getrunken. Ich würde dich nicht Auto fahren lassen, und ich bin nicht sicher, ob ich dich allein nach Hause gehen lassen kann.“
    Er hob eine Hand zum Abschied.
    „Seamus!“
    Aber der ging bereits zielstrebig in Richtung Tür. Sie war zu besorgt um ihn, als dass sie ihn einfach so gehen lassen konnte. „Chrissie!“ rief sie. „Kannst du bitte die Theke für mich übernehmen?“
    Sie wartete deren Antwort nicht ab, sondern eilte dem alten Seamus hinterher.
    Auf der Straße musste sie erstaunt feststellen, dass Seamus bereits verschwunden war. Es war dunkel und kalt, sehr kalt.
    Wolken verdeckten in dieser Nacht den Mond, und alles, was jenseits der Beleuchtung des Pubs lag, verschwand in fast völliger Finsternis.
    „Seamus?“ rief sie nervös.
    Moira ging die Straße entlang, da sie den Weg kannte, den Seamus nach Hause nehmen würde. Als sie das Ende des Häuserblocks erreicht hatte, bog sie nach links ab und tauchte in die Schatten ein.
    Die Kälte drang durch ihre Kleidung hindurch.
    Während sie weiterging, verfluchte sie, dass sie um diese Uhrzeit den Pub ohne Mantel verlassen hatte. Auf dem Fußweg hatte sich bereits eine dünne Schicht Eis gebildet.
    Aber es war nicht allein der Winter, der Boston so fest in seinem eisigen Griff hatte, der sie zittern ließ. Es war auch Kälte, die von innen kam. Sie kannte die Straßen, die an den Pub angrenzten, seit ihrer Kindheit, sie kannte die Familien, die dort wohnten. Sie war mit Winternächten in Boston aufgewachsen. Aber sie hatte nie zuvor ein solches Unbehagen empfunden und nie diese innere Kälte gespürt, die nicht weggehen wollte.
    Sie bog um die nächste Ecke in eine Straße, in der die Dachtraufen eines Gebäudes tiefe Schatten warfen. Moira bewegte sich auf diesen Schatten zu, in dem sie Schutz suchen wollte, um nicht gesehen zu werden.
    Beinahe wäre sie mit den beiden Gestalten zusammengestoßen, hätte sie sie nicht im letzten Moment bemerkt. Sie nahm die Worte einer Unterhaltung wahr, die so leise geführt wurde, dass sie trotz der Stille der Nacht kaum etwas verstehen konnte.
    „Es ist also entschieden, die Sache kann steigen.“
    „Und das Teil?“
    „Das bekommst du rechtzeitig.“
    Plötzlich herrschte Stille. Obwohl sie wahrscheinlich nur einige Sekundenbruchteile anhielt, schien sie eine Ewigkeit zu dauern. Unbewusst war sie stehen geblieben.
    Es war, als würde sich etwas Großes aus dem Schatten lösen, dessen Sog sie erfasste und herumwirbelte. Sie wurde nach vorn gerissen. Auf dem glatten Boden fanden ihre Schuhe keinen Halt. Sie rutschte weg, während sie vergeblich versuchte, doch noch das Gleichgewicht zu halten. Sie fürchtete sich vor der Finsternis, die hinter ihr Gestalt anzunehmen schien. Etwas traf sie heftig in die Seite. Sie stürzte und sah Sterne an einem Himmel strahlen, der eben noch wolkenverhangen gewesen war.

8. KAPITEL
    A ls Moira aufstehen wollte, rutschte sie erneut weg. Sie sah auf, da tauchte plötzlich ein Gesicht über ihr auf.
    „Moira Kelly! Was um alles in der Welt machst du denn da?“
    Danny. Er beugte sich vor und nahm ihre Hände.

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