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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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mir ein Motel suchen, zuerst einen Kaffee trinken und dann tüchtig auf meinem Zimmer essen, denn ich hatte Proviant bei mir. Fünf, zehn Minuten noch, .
    Und dann kam der furchtbare Augenblick.  Da lag jemand auf der Straße! Als ich die Stelle erreichte, sah ich, daß es ein älterer, weißhaariger Mann war, der ausschaute, als sei er überfahren worden.
    Er war nicht tot, hatte aber wohl nicht mehr lange zu leben. Sein Puls schlug noch schwach. Ich hatte zwar Angst gehabt, aus dem Wagen zu steigen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Schließlich war ich ja Krankenschwester und wußte, was ich zu tun hatte – wenn noch etwas zu tun war.
    Erst jetzt bemerkte ich seinen Kragen. Der Sterbende war Priester. Aber was, um Himmels willen, war hier passiert? Warum war er zu Fuß auf dieser einsamen Bergstraße unterwegs gewesen? Ein Auto war nicht zu sehen. Zweifellos war er überfahren worden. Es war zwar wenig Verkehr auf dieser Straße, aber hin und wieder kam doch ein Auto durch. Ein heiseres Flüstern unterbrach meine Gedanken: »Wer… sind… Sie?«
    »Ich bin Krankenschwester, Hochwürden«, antwortete ich. »Warten Sie, ich habe einen Mantel im Auto.« Als ich damit zurückkam, fragte ich: »Was ist passiert? Wie lange liegen Sie denn schon hier?«
    Als die hagere, alte Hand nach der meinen griff, spürte ich plötzlich einen unwiderstehlichen Drang, den verletzten Priester in meinen Wagen zu schaffen, damit wir beide diesen einsamen, gefährlichen Ort verlassen konnten. Es war hoffnungslos. Nicht nur, daß mir die Kraft fehlte; zum Transport eines so schwer Verletzten bedurfte es eines Krankenwagens. War es die Angst vor den »Gilas«, die mich so zittrig machte? Verletzte und Sterbende hatte ich schon öfter versorgt. Aber niemals hatte ich mich so verlassen und hilflos gefühlt.
    Wieder kam das heisere Flüstern. »Ich sterbe… Sie müssen tun, was ich Ihnen sage…« Er rang nach Atem. »Ich bin Father Vala.«
    »Natürlich, ich werde alles tun, Father. Aber zunächst muß ich auf Hilfe warten. Sie müssen in ein Krankenhaus.«
    »Nein… Hören Siel«  Die Stimme des alten Mannes verebbte; sein Puls wurde unregelmäßig und war dann kaum noch zu spüren. Er ist tot, dachte ich. Dann begann er, wie mit dem letzten Aufbäumen eines eisernen Willens, von neuem zu flüstern.  »Hacienda Montera… Dona Isabella… Enkel… Canon Road… Vorberge…«  Er mußte erst wieder Atem holen und fuhr dann mit schwächer werdender Stimme fort:  »Gefahr… Mehr Morde… Fahren Sie – fahren Sie schnell… Mit niemand anderem sprechen… Fahren Sie… Sagen Sie…«
    »Was  soll ich sagen?«
    Unsere Augen trafen sich, und im Blick des alten Mannes schien etwas wie Zorn zu sein. Seine Lippen versuchten, die Antwort auf meine Frage zu formen, aber sein Flüstern kam jetzt zu schwach; ich konnte nicht hören, was er sagte. »Bitte,  warten Sie«,  flehte ich, »ich  kann nicht… « Meine Worte blieben ungehört; sein Puls war jetzt nicht mehr zu fühlen. Der alte Priester war tot.
    Mühsam richtete ich mich auf. Ich mußte hier weg, sonst würde ich vielleicht nicht einmal diese bruchstückhafte Warnung zur Hacienda Montera bringen können. Zwar wußte ich nicht genau, was passiert war, oder wer den alten Priester ermordet hatte. Aber ich war sicher, was seine letzten Worte bedeutet hatten: Daß das, was ihm passiert war, als nächstes Dona Isabella – ja, das war ihr Name – und ihren Enkeln zustoßen würde.
    Ich hatte keinen Beweis, sondern nur einen sehr starken Verdacht, daß die »Gilas«, die ich vor ein paar Stunden aus den Bergen hatte kommen sehen, den Priester ermordet haben mußten; wahrscheinlich hatte der Priester irgendwie mitbekommen, daß die Hacienda Montera ihr nächstes Ziel sein würde. Die Augen voll Tränen, weil ich ihn allein am Straßenrand liegen lassen mußte, stolperte ich zu meinem Wagen.
    Ich brachte es nicht fertig, noch einmal einen Blick auf die Leiche zu werfen, die mein blauer Mantel bedeckte. Ich versuchte, nicht mehr an seine Hand zu denken, die sich so an die meine geklammert hatte. Ich hatte nur noch eines im Sinn: Weg von diesen gräßlichen Bergen, solange ich noch konnte, um Dona Isabella – wer immer sie war – und ihre Enkel auf der Hacienda Montera zu warnen, daß sie in Gefahr waren. In schrecklicher Gefahr.
    Würde ich lange brauchen, dorthin zu finden?  »Canon Road… Vorberge… « hatte Father Vala geflüstert. Die Canon Road hatte ich einmal gekannt,

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