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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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eigenen Problemen beschäftigt, daß er sich nicht die Mühe machte, die hagere junge Frau zu beschimpfen. Kaum hatte ich ein paar Bissen hinuntergewürgt, da befiel mich lähmendes Entsetzen, als Carlos sagte: »Abuela, du hast doch Sally einen deiner Fächer als Abschiedsgeschenk versprochen.  Verdad, querida?«
    Die alte Dame zuckte zusammen. »Abschied?« flüsterte sie. »Schon jetzt?«
    Carlos wirkte jetzt um Jahre gealtert, doch konnte mich das nicht trösten. Ruhig sagte er: »Meine Brüder und ich glauben, daß es das Beste ist. Niemand von uns sieht sie gern gehen. Aber diese Bande hat sie lange genug in Angst und Schrecken versetzt. Nach dem, was jetzt mit Rosa passiert zu sein scheint, haben wir beschlossen, sie zur Grenze von Oklahoma zu bringen, damit sie ungefährdet nach Hause fahren kann.«
    Die alte Dame musterte Carlos. »Aber sie wollte doch noch so gern Santa Fe besuchen.«
    »Ich weiß«, sagte Carlos barsch. »Das geht eben nicht. Das wäre viel zu gefährlich. Diese Banditen werden von Tag zu Tag frecher, das merkst doch auch du!«
    »Dann«, erwiderte Abuela mit erstickter Stimme, »dann heißt das also, daß Rosa nicht mehr zurückkommt? Ist es so, Carlos?«
    Carlos dunkle Augen begegneten denen Abuelas. »Wir haben noch Hoffnung, aber man kann natürlich nie wissen. Vielleicht kehrt Rosa nicht mehr zurück. Du darfst aber Teresa noch nichts davon sagen…«
    »Wann, denken Sie, fahren wir los?« Es gelang mir kaum mehr, die Worte zu formen.
    Carlos’ Blick ging von Dona Isabella zu mir. Es gab keinen Aufschub mehr, nicht einmal für ein paar kurze Tage. Und ich sah seine Seele in seinen Augen – eine Seele, die schon dem Satan gehörte. Sie schienen sagen zu wollen: »Vergeben Sie mir, aber ich habe keine Wahl. Es gibt keinen Weg mehr zurück.« Laut sagte er: »Irgendwann heute abend.«
    Ich nickte. Ich wußte, daß ich irgendwie meine Dankbarkeit hätte ausdrücken sollen, denn ich  mußte  doch glauben, daß sie mich vor der Bande in Sicherheit bringen wollten. Aber ich konnte nicht. Wie Totenglocken klangen die Worte in meinen Ohren:  »Irgendwann heute abend.«  Nur noch ein paar Stunden hatte ich also Zeit, um einen Weg zu meiner Rettung zu finden. Sonst würde ich morgen schon in einer von Dolores’ langen, schweren Truhen liegen oder sonstwo begraben sein. Einer der Monteras würde freundlich zu Dona Isabella sagen: »Jetzt ist Sally bestimmt schon in Oklahoma.«
    Dona Isabella erhob sich langsam. »Stella soll Teresa das Frühstück bringen. Sie wird jetzt sicher bald aufwachen.« Zu mir gewandt fuhr sie fort: »Kommen Sie mit mir, Sally. Ich möchte Ihnen einen meiner Fächer schenken.«
    »O nein!« Wieder reagierte ich viel zu heftig, und wieder achtete niemand darauf.
    »Aber natürlich. Sie müssen etwas mitnehmen, was Sie an uns erinnert«, sagte Carlos. Er versuchte, charmant zu sein, schaffte es aber nicht. »Zu Hause können Sie ihn Ihren Freunden zeigen.«
    Ich kann mich damit begraben lassen, dachte ich. Vielleicht kehrte er dann wieder in Abuelas große Sammlung zurück. »Dieser Fächer«, würde die alte Dame vielleicht später einmal murmeln, »hat seine eigene Geschichte. Aber mein Gedächtnis ist schon nicht mehr sehr gut.«
    Als auch ich mühsam aufstand, erhoben sich die Monteras höflich. Ich bezweifelte nicht, daß sie auch ihren Opfern das Lebenslicht auf äußerst höfliche Art ausblasen würden – vielleicht sogar mit entschuldigenden Worten. »Unser Bedauern ist grenzenlos, Señorita Terrill, aber Sie wissen ja, wie es ist.  Verdad?«
    Meine kleine, frivole Abschweifung half mir nicht viel. Als wenn sie schon Trauerkleidung trüge, dachte ich, als Abuela in ihrem langen, schwarzen Gewand vor mir herging.
    Teresa schlief noch, jung und verwundbar, und ich fragte mich, ob sie die nächste sein würde. Aber das war wohl doch nicht zu befürchten, denn sie bewunderte ja diese gemeinen Verbrecher; sie ahnte ja nichts. Außer – Rosa hatte ihr etwas gesagt. Ich folgte der schwarzgekleideten, gebeugten Gestalt, die in der Dunkelheit wie ein Schatten aussah. Sicher hatten die Monteras Rosa gefürchtet, weil sie etwas argwöhnte – vielleicht sogar schon lange etwas wußte. Andererseits wollte sie wohl nichts sagen, weil die Monteras sie und Teresa aufgenommen hatten. Ich dachte an den seltsamen, verlorenen Blick in Rosas Augen, als sie flüsterte: »… in den Karten stehen Dinge, die ich nicht zu erklären versuche, denn selbst ich – Rosa Morena –

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