Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1
allmähliche Erwärmung, sondern ein plötzlicher, abrupter Wechsel des Erdklimas. Die in den Weltmeeren gespeicherte latente Wärme würde schlagartig in die Atmosphäre entweichen. Die Eiskappen am Nordpol und in der Antarktis würden abschmelzen. Der Meeresspiegel würde über ein, zwei Jahrzehnte stark ansteigen. Heftige Stürme würden in schneller Folge toben. Die klimatischen Änderungen würden Ackerland in Wüste verwandeln.
Was soll’s? Wir werden die Ressourcen des Alls zur Lösung dieser Probleme nutzen. Energie? Wir werden Solarkraftwerke bauen und Energie aus dem All an jeden Ort abstrahlen, wo sie benötigt wird.
Rohstoffe? Wir werden den Mond und die Asteroiden ausbeuten; es gibt dort mehr Bodenschätze als auf der ganzen Erde.
Lebensmittelproduktion?
Nun, das wäre allerdings ein Problem. Das ist uns allen bekannt.
Aber mit genügend Energie und Rohstoffen könnten wir die landwirtschaftlichen Anbaugebiete bewässern, die durch die Klimaänderung zur Wüste geworden sind.
Ja, sicher. Und was haben wir getan, als die Hälfte der Weltstädte überflutet wurde? Was hätten wir zu tun vermocht? Was haben wir getan, als die Stromversorgung zusammenbrach? Als Erdbeben und Springfluten Japans industrielle Kapazität zerstörten, was haben wir da getan? Rein gar nichts. Und als dieses Erdbeben den Mittleren Westen platt gemacht hat, was taten wir da? Wir versuchten den Überlebenden zu helfen, und Jane ist bei diesem Versuch ums Leben gekommen.
Die Tür zum Büro wurde aufgestoßen, und ein hünenhafter rotbärtiger Mann kam herein. Er trug ein mit kunstvollen Schnitzereien verziertes Teakholztablett, das mit dampfenden Speisen beladen war. In seinen Pranken wirkte das Tablett wie ein Utensil aus einer Puppenküche.
»Teresa sagt, dass du was essen musst«, vermeldete er in einem lieblichen Tenor und stellte das Tablett auf Dans Schreibtisch ab.
»Ich sagte ihr doch, dass ich keinen Hunger habe.«
»Du kannst dich nicht zu Tode hungern. Iss was.«
Dan warf einen Blick aufs Tablett. Eine Schüssel mit dampfender Suppe, ein Salat, ein Hauptgang, der sich unter einer Edelstahlglocke verbarg, und eine Kanne Kaffee. Kein Wein. Nichts Alkoholisches.
Er schob dem rothaarigen Riesen das Tablett zu. »Iss du das, George.«
Big George zog einen Stuhl an den Schreibtisch, schaute seinem Boss in die Augen und schob das Tablett wieder zu Randolph.
»Iss«, sagte er. »Das tut dir gut.«
Dan erwiderte den Blick von George Ambrose. Er kannte Big George, seit es ihn als Flüchtling auf den Mond verschlagen hatte und er sich mit einer Schar Renegaten, die sich selbst ›Mond-Untergrund‹ nannten, vor den Behörden von Selene-City versteckt hatte. Big George war nun Dans Leibwächter und trug maßgeschneiderte Anzüge statt geflickter Overalls, aber er wirkte noch immer wie ein halbwilder Grenzer: Er sah aus wie Rübezahl, wie die Art von Mann, der einem mit einem Lächeln den Kopf zwischen die Schultern klopft und das nicht einmal persönlich meint.
»Ich sag dir was«, sagte Dan, wobei ein Lächeln sich in sein Gesicht stahl. »Ich teile es mit dir.«
George erwiderte das Grinsen. »Gute Idee, Boss.«
Die nächsten Minuten aßen sie stumm, wobei George sich das ganze Hauptgericht einverleibte, das sich als eine dicke Scheibe Rippensteak erwies. Dan aß ein paar Löffel Suppe und knabberte am Salat.
»Besser als in den alten Zeiten, eh?«, sagte George mit vollem Mund. »Abgefuckte Soyaburger und recycelte Pisse zum Trinken.«
Dan ignorierte den Versuch des jüngeren Manns, ihn aufzuheitern. »Hat Teresa schon Feierabend gemacht?«, fragte er.
»Nee.«
Verärgert warf Dan einen Blick auf die Armbanduhr. »Sie ist nicht meine Haushälterin, gottverdammt. Ich will nicht, dass sie um mich rumscharwenzelt wie…«
»Dieser Dödel von Humphries wartet noch immer draußen«, sagte George.
»Immer noch? Er wartet immer noch? Es ist fast neun Uhr, um Himmels willen. Was hat er für ein Problem? Sitzt er wegen des Sturms hier fest? Wieso ist Teresa nicht auf die Idee gekommen, ihn in einer Gästesuite einzuquartieren?«
George schüttelte den struppigen Kopf. »Er sagte, dass er so lang warten würde, bis du ihn empfängst. Er hätte nämlich einen Termin, lässt er dich wissen.«
Dan stieß einen müden Seufzer aus. »Ich komme gerade von der Beerdigung zurück, und ich soll einen Termin einhalten, der schon vor Wochen vereinbart wurde.«
»Teresa sagt, er macht sie nervös.«
»Nervös?«
»Er macht
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