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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Prolog
    Kelly Hartford ließ ihren Blick aus dem Taxifenster schweifen. Um sie herum breitete sich die windzerzauste, wildromantische Moorlandschaft von Schottland aus. Doch trotz ihrer Bemühungen konnte sie nichts entdecken, das ihr bekannt vorgekommen wäre und darauf hingewiesen hätte, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand: kein markanter, einzeln stehender Baum, kein Zierbau, der zum beeindruckenden Anwesen ihrer Freundin hätte gehören können. Es war exakt zehn Jahre her, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war, und sie hatte ganz vergessen, wie abgelegen ihre Freundin hauste. Sie waren seit dreißig Meilen an keiner menschlichen Siedlung mehr vorbeigekommen. Abgesehen von dem einen oder anderen abgelegenen kleinen Gehöft war die weite Landschaft menschenleer. Keine Ahnung, wie Cassie das aushielt.
    Die Sonne knallte blendend durchs Fenster, und Kelly kramte fahrig in ihrer Tasche nach ihrer Sonnenbrille. Noch so etwas, das sie vollkommen vergessen hatte: wie lange die Sommertage hier oben im Norden waren. Es war bereits sieben Uhr abends, aber die Sonne schien immer noch so hell wie am Mittag. Es würde elf werden, bevor sie sich endlich verabschiedete und hinter den schottischen Highlands verschwand.
    Der Taxifahrer bog nach links in eine Art Feldweg ein, der inmitten der unendlichen Weite von der gewundenen Landstraße abzweigte. Kelly wedelte knackend mit ihren Daumen, so wie sie es von ihrer Physiotherapeutin eingetrichtert bekommen hatte, ehe sie sich wieder eifrig ans Speed-Texten machte. Allerdings nicht für lange. Die Fahrt wurde ungemütlich holprig, ein Schlagloch jagte das andere, und sie musste sich unwillkürlich an der Kopfstütze festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Menschenskind«, brummte sie verärgert, während sie von den überbeanspruchten Stoßdämpfern hin und her geschleudert wurde, »so eine Schaukelei! Da könnte ich mich ja gleich auf ein Kamel setzen!«
    Der mürrische Taxifahrer gab dazu keinen Kommentar ab, doch nun wusste sie immerhin, dass sie auf dem richtigen Weg waren: An diese holprige Zufahrtsstraße konnte sie sich nur zu gut erinnern. Tatsächlich tauchten weiter vorne auch schon die von Adlern bekrönten Säulen des Eingangstors nebst Pförtnerhäuschen, das die Zufahrt zu dem umfangreichen Anwesen bildete, auf. Endlich angekommen. Sie war schon fast den ganzen Tag lang unterwegs, hatte vom Heathrow Airport einen Anschlussflug nach Edinburgh genommen. Jetzt wollte sie nur noch duschen und sich ein wenig hinlegen, bevor es mit der Party losging. Sie hätte auch drei Stunden früher von Newark abfliegen, sich den Nachmittag über ausruhen und nachher in Ruhe alles Versäumte mit den Freundinnen bequatschen können, aber sie war nun mal ein JFK Girl – ein anderer Flughafen kam ihr gar nicht in die Tüte. Außerdem stand Bebe am Rande eines Nervenzusammenbruchs: Die Kollektion würde in Kürze auf den Laufsteg gehen. Sie hatte fast einen Herzinfarkt bekommen, als Kelly ihr beibrachte, sie müsse mal eben nach Schottland fliegen, um auf eine Party zu gehen. Erst in letzter Minute abzudüsen war das mindeste, was sie für die gestresste Modedesignerin hatte tun können.
    Sie passierten das Eingangstor, und die braunlila Heidelandschaft wich abrupt einer Allee von hoch aufragenden, majestätischen Kiefern, deren Nadeln die Auffahrt wie einen Teppich bedeckten. Das Taxi schlängelte sich an weichen, mit magentafarbenem Klee bewachsenen Rasenhöckern vorbei, unterbrochen von rostrotem Ahorn und purpurnem Rhododendron. Diese rauschende Farbenpracht bildete nur den Auftakt: Hinter einem Torbogen aus zwei mächtigen Eiben tauchte nun das prächtige Herrenhaus auf. Kelly fand es noch beeindruckender als beim letzten Mal. Aus Naturstein gebaut wirkte es im vorherrschenden Regenwetter meist braun und trübe, aber heute hatte die langsam untergehende Sonne einen rosa Hauch auf das altehrwürdige Gemäuer gezaubert. Hoch ragte es auf, mit spitzen Giebeln, sechs an der Zahl, so hoch und schlank wie Hexenhüte. Steinstufen führten hinauf zum Eingangstor, Bleiglasfenster zierten die Fassade, darunter ein prächtiges großes Panoramafenster, das die Eingangshalle mit Licht durchflutete und von der Galerie aus einen herrlichen Ausblick über die Lammermuir Hills bot.
    Das Taxi hielt vor der Eingangstreppe an. Kelly schaltete rasch den Klingelton an ihrem iPhone auf die maximale Lautstärke – sie wollte in dem riesigen Haus keinen Anruf verpassen.

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