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Bova Ben - Asteroiden-Trilogie 2

Bova Ben - Asteroiden-Trilogie 2

Titel: Bova Ben - Asteroiden-Trilogie 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asteroidensturm
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saß und die Steuerung überwachte. Und er hockte hier auf diesem hässlichen Felsbrocken, schwitzte in diesem Anzug wie ein Schuljunge bei seiner ersten Verabredung, und ihm knurrte der Magen, weil die Rationen so knapp bemessen waren.
    Und trotzdem war er glücklich. So frei wie ein Vogel. Er musste an sich halten, um kein Liedchen zu trällern. Er wusste, dass er den Türken damit nur erschrecken würde. Der Junge ist mit dieser Situation eh schon überfordert.
    George schüttelte den Kopf im Kugelhelm, machte sich wieder an die Arbeit und richtete den Schneidlaser ein. Er schloss das Steuergerät an den Akku an. Dann befreite er die kupfernen Sonnenspiegel gründlich vom Staub und vergewisserte sich, dass sie exakt und ohne Spiel auf den Halterungen platziert waren. Es war eine harte körperliche Arbeit, obwohl die Ausrüstung in der minimalen Gravitation des Asteroiden praktisch nichts wog. Es bedurfte aber einer bewussten Willensanstrengung, um im steifen, plumpen Raumanzug nur die Arme zu heben, sich zu bücken und zu drehen; man musste dafür mehr Muskelkraft aufwenden, als ein Flachländer sich vorstellen konnte. Schließlich hatte George alles aufgebaut: Die Zielspiegel des Lasers wiesen exakt auf den Punkt, wo er mit dem Fräsen anfangen wollte, und die supraleitende Spule des Akkus war geladen und einsatzbereit.
    George wollte ›handliche‹ Brocken aus dem Asteroiden fräsen und mit der Matilda nach Selene transportieren. Der Prospektor, der den Felsen für sich beansprucht hatte, würde keinen Penny daran verdienen, bevor George das Erz verschiffte, und George lag weit im Zeitplan zurück, weil der verdammte Laser immer wieder aussetzte. Kein Erz, kein Geld: Das war das Prinzip der Bergbaugesellschaften. Und nichts zu essen, wie George wusste. Dies war ein Rennen, bei dem es darum ging, eine ordentliche Erzladung nach Selene zu transportieren, ehe die Speisekammer der Matilda endgültig leer war.
    Bei der Arbeit schlich sich eine Erinnerung aus der Kindheit, aus der Schulzeit in Adelaide ins Bewusstsein; eine Ballade von einem Yankee, der vor fast 200 Jahren beim Goldrausch am Yukon dabei gewesen war:
    Wer je da draußen in der Öde allein
    Wer das Schweigen der Berge gefühlt
    in des Mondes eiskaltem Schein
    Wo nur einsam ein Wolf sein Geheul hören ließ
    Wer je halb tot dort verspürt, wie die Gier nach Gold ihn zerriss
    Derweil über ihm, flammend gelb, rot und grün
    Das Nordlicht erstrahlte in glühender Pracht –
    Der ahnt, was in der Musik verborgen lag…
    Hunger und Sterne und Nacht.
    George nickte bedächtig, als er den Laser überprüfte. Hunger und Dunkelheit und die Sterne, klarer Fall. Davon haben wir reichlich. Und eine öde, tote Welt bist du doch auch, oder nicht?, sagte er zu dem stummen Asteroiden. Und wo wir schon dabei sind, du hast doch sicher auch ein wenig Gold in dir versteckt, was? War schon eine verkehrte Welt, wo Wasser nun einen größeren Wert hatte als Gold. Der Preis von Gold ist auf seinen Wert als Industriemetall gefallen. Den Juwelieren auf der Erde muss der Arsch auf Grundeis gehen.
    »George?« Die Stimme des Türken im Helmlautsprecher schreckte ihn auf.
    »Hä? Was iss’ denn?«
    Der Name des Jungen war Nodon. »Irgendetwas wandert aus dem Rand des Radar-Erfassungsbereichs aus.«
    »Wandert?« George glaubte im ersten Moment, dass dieser Asteroid vielleicht noch einen kleinen Begleiter hatte, einen kleinen Mond. Aber am äußersten Rand des Suchradars? Höchst unwahrscheinlich.
    »Es hat eine beträchtliche Geschwindigkeit. Er nähert sich sehr schnell.«
    So wortreich hatte der Junge sich bisher auf dem ganzen Flug nicht geäußert. Er klang besorgt.
    »Es ist aber nicht auf Kollisionskurs«, sagte George.
    »Nein, aber es fliegt trotzdem in unsere Richtung. Und zwar schnell.«
    George versuchte im Anzug die Achseln zu zucken, was ihm aber nicht gelang. »Na gut, halt ein Auge darauf. Es ist vielleicht ein anderes Schiff.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Schon irgendeine Nachricht von ihnen?«
    »Nein. Noch nichts.«
    »In Ordnung«, sagte George irritiert. »Sag ›hallo‹ zu ihnen und bitte sie, sich zu identifizieren. Ich werde derweil hier das Erz abbauen.«
    »Jawohl«, sagte der Junge respektvoll.
    George fragte sich, was - oder wer - sich da draußen wohl herumtrieb und betätigte den Einschalter. Der Laser bohrte sich tief in den steinigen Leib des Asteroiden. In der luftlosen Dunkelheit war kein Ton zu hören; George spürte nicht einmal die

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