Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 3
schnurstracks zum Krankenhaus, nur um sich dann von Selenes Sicherheitsbeamten sagen zu lassen, dass alle Leute, die vom Brandort gerettet worden waren, sich in Sicherheitsverwahrung befanden.
»Ich will ihnen nur ein paar Fragen stellen«, sagte Grigor.
Die Frau im korallenroten Overall von Selene lächelte ihn geduldig an. »Morgen, Mr. Malenkovich. Sie dürfen dabei sein, wenn wir sie befragen.«
Grigor zögerte für einen Moment und fragte dann: »Wieso nicht gleich? Wozu noch warten?«
»Die Mediziner sagen, dass sie Nachtruhe brauchen. Einer von ihnen wurde verwundet, müssen Sie wissen, und sie alle haben ziemlich viel durchgemacht.«
»Umso besser. Befragen Sie sie, solange sie müde und erschöpft sind.«
Die Frau lächelte wieder, diesmal aber gezwungen. »Morgen, Mr. Malenkovich. Sobald die Ärzte ihre Zustimmung erteilen. Wir werden morgen mit ihnen sprechen.«
Grigor ließ sich das durch den Kopf gehen. Es hatte keinen Sinn, sich mit Selenes Sicherheitsdienst anzulegen, sagte er sich. Außerdem genießt Humphries auch eine gute Nachtruhe – oder besser gute ›Nachtaktivitäten‹ …
»Sie können doch nicht ohne Genehmigung Patienten aus dem Krankenhaus holen«, sagte der jugendliche Arzt. Er hatte einen jungenhaften dunkelbraunen Pony. Wanamaker sagte sich, dass er beim weiblichen Krankenhauspersonal sicher gut ankam.
Er setzte seinen strengsten und grimmigsten Gesichtsausdruck auf.
»Das ist eine sicherheitsrelevante Angelegenheit der Astro Corporation«, insistierte er mit leiser, aber eisenharter Stimme.
Sie standen in der Aufnahme des Krankenhauses, einem wenig mehr als hüfthohen Schalter mit einem Computerterminal. Der Arzt war vom Computer angefordert worden, der das Zentrum normalerweise ohne menschliches Eingreifen führte. Wanamaker hatte bis Mitternacht gewartet, um Fuchs und seine Leute aus dem Krankenhaus herauszuholen. Die Nachtschicht war minimal besetzt. Er hatte sechs der größten und bärbeißigen Astro-Angestellten mitgebracht, die er aufzutreiben vermochte. Zwei von ihnen arbeiteten wirklich in der Sicherheits-Abteilung. Bei den anderen vier handelte es sich um zwei Mechaniker, einen Trainer von Astros privatem Fitness-Club und eine Vorstandsköchin.
Der Arzt schaute unsicher auf den Identifizierungs-Chip, den Wanamaker ihm auf Armlänge entgegenhielt. Er hatte ihn schon durchs Computerterminal der Aufnahme geführt und die Bestätigung erhalten, dass Jacob Wanamaker der Chef der Sicherheitsabteilung der Astro Corporation war.
»Ich sollte die Sicherheitsabteilung von Selene anrufen«, sagte der Arzt.
»Bewachen sie die vier denn nicht?«, fragte Wanamaker im Kasernenhofton – obwohl er ganz genau wusste, dass sie von einem seiner Leute abgezogen worden waren, der sich in ihr EDV-System gehackt hatte.
»Nicht in dieser Schicht«, sagte der Arzt. »Sie werden morgen um null acht hundert zurückkommen.«
»In Ordnung«, sagte Wanamaker. »Ich werde das morgen mit ihnen regeln. Fürs Erste habe ich die Anweisung, die vier zum Astro-Hauptquartier zu bringen.«
Wenn dieser junge Hund nicht nachgibt, werde ich ihn außer Gefecht setzen müssen, sagte Wanamaker sich. Er wollte das aber nicht tun. Er wollte, dass die Sache reibungslos über die Bühne ging.
Das Gesicht des jungen Mannes war zu glatt, um richtig die Stirn zu runzeln, aber er verzog das Gesicht und sagte: »Dieses Krankenhaus untersteht dem Regierungsrat von Selene und nicht Astro oder sonst einem Konzern.«
Wanamaker nickte wissend. »Also gut. Setzen Sie sich mit Ihrem Regierungsrat in Verbindung und holen Sie die Zustimmung ein.«
Der Arzt warf einen Blick auf die Wanduhr. »Es ist fast ein Uhr nachts!«
»Ja, stimmt!«
»Sie werden alle schlafen.«
»Dann werden Sie sie eben wecken müssen.« Wanamaker hoffte inständig, dass der Junge nicht ernsthaft erwog, Selenes Sicherheitsabteilung anzurufen. Dann hätte er wahrscheinlich ein ernstes Problem.
»Wieso rufen Sie nicht Doug Stavenger an?«, schlug Wanamaker dem unschlüssigen Arzt vor.
»Mr. Stavenger?« Der Arzt machte große Augen. »Er weiß darüber Bescheid?«
»Er hat sein Einverständnis gegeben«, log Wanamaker.
»Aber …«
»Gibt es irgendeinen medizinischen Grund, aus dem sie noch im Krankenhaus bleiben müssten?«, fragte Wanamaker.
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein, sie hätten morgen sowieso entlassen werden sollen.«
»Na bitte. Geben Sie mir die Entlassungspapiere, und ich werde sie unterzeichnen.«
»Ich weiß
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