Bradshaw Gillian - Artus 02
nach Caer Gwent. Aber dort waren Feuer, und es gab heiße Bäder und heißes Essen, warme Betten und einen warmen, höflichen Willkommensgruß.
Am nächsten Morgen präsentierten wir Cynyr, dem Herrn von Caer Gwent, Artus’ Geschenk, und er bedankte sich sehr hübsch. Er bat uns, doch ein paar Tage zu bleiben. Gawain lehnte die Einladung für uns ab, und so versorgte man uns nur mit frischen Pferden – außer Gawain, der keins wollte und keins brauchte. Über die große römische Straße ritten wir nach Westen, nach Gwar Uisc. Mein neues Pferd neigte dazu, Unsinn zu machen. Von Llwyd hatte ich mich nur mit leisem Bedauern getrennt. Ich wußte, Cynyr würde ihn gut behandeln lassen, und irgendwelche Arbeiten, die er dem faulen Tier abringen konnte, durfte er auch gern mit Llwyd verrichten. Auf dem Heimweg würde ich mein Pferd dann wieder abholen.
An diesem Tag ritten wir nicht so weit, denn wir konnten erst in Caer Legion, im Norden, wieder die Pferde wechseln. Wir überquerten den Uisc-Fluß an der Brücke bei Gwar Uisc, und dann ritten wir durch Powys nach Norden. Die Nacht verbrachten wir auf einem Bauernhof in der Nähe eines Flusses, und früh am nächsten Morgen ging es weiter. Drei Tage, nachdem wir Caer Gwent verlassen hatten, erreichten wir Caer Guricon, direkt hinter der Grenze von Gwynedd. Sowohl Caer Gwent als auch Caer Guricon sind alte römische Städte, aber die Unterschiede zwischen ihnen sind erstaunlich. In Caer Guricon waren weniger Menschen als in jeder anderen römischen Stadt, die ich schon gesehen hatte, und die wenigen, die dort lebten, hausten dicht gedrängt um das Gebäude herum, das der örtliche Herr als Festhalle benutzte. Aber der größte Unterschied bestand nicht darin, sondern in der Feindseligkeit. Der Herr gab uns die Gastfreundschaft, die wir forderten, denn das war unser Recht als Krieger des Kaisers. Aber er gab sie mit wütenden Blicken und widerwilliger Miene. Niemand in der Stadt, von den Kriegern des Herrn bis zu den Dienern in der Halle, richtete ein Wort an uns, und sie starrten uns alle still und bösartig an, so daß wir die Zähne zusammenbissen. Der Herr wollte, daß wir blieben und mit seinen Kriegern in der Festhalle schliefen, aber Gawain bestand auf einem eigenen Haus. Schließlich gab man uns ein kleines, schmales Stadthäuschen, dessen Dachziegel zerbrochen waren und das seit langer Zeit nicht mehr gekehrt oder gereinigt worden war.
Gawain schaute sich darin um und lachte. »Nun, Vetter«, sagte er zu Rhuawn – Mitglieder von Artus’ Familie nennen einander Vetter, wenn sie sich nicht gerade Bruder nennen – , »wir sind wieder in Gwynedd.«
»Und ärgerlich ist es auch«, erwiderte Rhuawn. »Sollen wir Wache halten?«
Am Ende hielten wir keine Wache, sondern ließen uns im mittleren Raum des Hauses nieder. Gawain zerrte seine Schlafmatte vor eine der Türen, während Rhuawn seine Matte zu der anderen hinüberruckte, und niemand schlief mitten im Raum, falls die Feinde sich entschlossen, irgend etwas auf uns fallen zu lassen. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, dann hätte ich, glaube ich, überhaupt nicht schlafen können, und so, wie es war, brauchte ich eine Stunde, um endlich einzudösen. Die ganze Zeit erwartete ich heimliche Schritte, die sich ins Haus schlichen. Aber nichts geschah. Niemand erwartete das auch eigentlich. Es war nur klug, in Gwynedd gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
So früh wir konnten, verließen wir den Ort am nächsten Morgen. Es folgte ein harter Tagesritt, und nach Einbruch der Dämmerung erreichten wir Caer Legion. Die Stadt war ein wenig gastfreundlicher als Caer Guricon, und wir wechselten dort die Pferde – alle, außer Gawain, der Ceincaled behielt. Am nächsten Morgen, unserem sechsten Tag, seitdem wir Camlann verlassen hatten, ritten wir nach Westen, nach Arfon. Die Höhen der Berge waren noch immer weiß vom Winterschnee, während ihre Flanken grün und grau schimmerten. Die Sonne berührte ihre Gipfel, die vom Eis blitzten, und die Strahlen glühten auf Nebeln, glitzerten auf Bächen und Wasserfällen. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Von Arfon erzählen sie die gleichen Geschichten wie vom Königreich des Sommers, und man sieht leicht warum.
Am Spätnachmittag verließen wir die römische Straße. Wir trieben unsere Pferde hart an und folgten einem Bergpfad nach Süden. Es war der letzte Schritt unserer Reise, die Straße nach Degganwy selbst. Die Sonne ging schon unter und färbte die Berge rosa und
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