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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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Wasser hinunterstürzt, und sie würde es tun, und dazu würde sie lächeln. Sie stand sehr gerade da, sie trug ein tiefausgeschnittenes rotes Gewand, und ihre bleichen Arme waren nackt. Sie war außerordentlich schön, alterslos, und lächelte. Aber sie schaute niemanden an außer Gawain. Langsam, sehr langsam ging sie vorwärts, und ihr Schatten flatterte im Fackellicht, und noch immer regte sich mein Herr nicht.
»Mein Falke«, sagte sie mit dunkler, sanfter Stimme, »freut es dich nicht, deine Mutter zu sehen?«
Gawain senkte die erhobene Hand und richtete sich langsam auf, als ob es ihn Mühe kostete. Und dann verbeugte er sich voller Grazie. »Hohe Frau, ich hatte nicht erwartet, dich hier zu finden.«
Sie stieß ein dunkles Lachen aus. »Wirklich nicht. Aber jetzt sind wir in angenehmem Familienkreise. Du und dein Bruder und dein Vater und ich.«
»Mein Vater? Und mein Bruder – Agravain ist in Camlann.«
Sie lachte wieder. »Agravain! Hast du vergessen, daß du zwei Brüder hast? Dein anderer Bruder hat sich sehr danach gesehnt, dich wiederzusehen.«
»Medraut.« Gawains Gesicht war ausdruckslos. »Ach so.« Er hob den Kopf ein wenig und sprach jetzt mit anderer Stimme, stolz und kalt. »Ich bin zu Maelgwyn ap Docmail gekommen, dem König von Gwynedd, als Botschafter des Artorius Augustus Caesar, Imperator Britanniae, insularum draco.«
»In der Tat. Maelgwyn ist in der Halle und feiert mit deinem Vater. Willst du kommen und ihn jetzt begrüßen?« Sie kam noch einen Schritt auf ihn zu, und ihr Blick ließ nie sein Gesicht los. »Dein Vater wird trotz allem, was du getan hast, ohne Zweifel dennoch froh sein, dich zu sehen. Ich selbst bin froh, dich zu sehen, mein Frühlingsfalke. Sehr froh…« Ihre Stimme wurde noch dunkler. Ich konnte nicht denken und mich nicht bewegen, und das Fackellicht wirkte dämmerig und farblos. Sie kam noch einen Schritt näher, und ihre Augen starrten wie die Augen einer Katze. Dann, ganz plötzlich, stieg Ceincaled und schrie auf. Er riß seinem Herrn die Zügel aus der Hand. Einen Augenblick stand das Pferd wie ein Turm auf den Hinterbeinen, wild und weiß und leuchtend. Dann ging es mit zurückgelegten Ohren und gebleckten Zähnen auf die Frau los. Sie warf sich zur Seite, und einige der Männer, die mit ihr gekommen waren, zogen die Schwerter. Gawain rief etwas und rannte hinüber, um die Zügel seines Pferdes zu ergreifen.
Die Dame stand vom Boden auf, drehte sich um und ging zurück zur Halle, ohne ein weiteres Wort zu sagen und ohne ihren Sohn auch nur noch einmal anzusehen. Gawain hielt Ceincaleds Kopf und streichelte den Nacken des Hengstes. Sowohl das Pferd als auch der Mann zitterten.
Rhuawn riß nach einem Augenblick der Erstarrung am Zügel seines eigenen Pferdes und führte es in den Stall. Ich nahm mein Pferd und das Packpony, und Gawain folgte uns mit Ceincaled, während er noch immer dem Tier beruhigende Worte zuflüsterte.
Wir fanden Unterstände für die Tiere, rieben sie ab und gaben ihnen etwas Korn. Unsere Pferde langten sofort zu, aber Ceincaled rührte sich unruhig. Er wieherte leise, als Gawain ihn verließ, und er schrie laut auf, als wir den Stall verließen, so daß Gawain sich umdrehte und ein paar irische Worte rief, die wohl »Beruhige dich« heißen mußten. Wir schauten zur Festhalle hinüber.
»Ich verstehe nichts«, sagte Rhuawn endlich und sprach Latein, so daß Maelgwyns Männer ihn nicht verstehen konnten. »Diese Frau ist deine Mutter, die Königin der Orcades, die Tochter des Kaisers Uther?«
»Ula est«, erwiderte Gawain müde. »Sie ist es. Und der König von Gwynedd schmiedet keine Pläne mit Aengus von Dalriada oder mit irgendwelchen Leuten von Hibernia, sondern mit Lot Mac Cormac von den Orcades, meinem Vater. Oder nein, er plant etwas mit meiner Mutter. Denn als ich Dun Fionn verließ, da stammten schon fast alle Pläne von ihr, und ich kann mir vorstellen, daß sie jetzt alles macht. Mein Vater ist ein starker Mann, aber sie ist subtiler, sie wird länger dauern als er.«
»Ich habe es gehört, und jetzt glaube ich es«, sagte Rhuawn sehr langsam. »Ich habe gehört – aber sei sanft mit mir und verzeih mir, daß ich dir davon spreche –, daß die Königin von den Orcades eine große Hexe ist.«
Gawain nickte. »Das ist sie. Durch ihre Zauberkünste hat sie sich selbst zu einer Königin der Finsternis gemacht. Und sie haßt meinen Herrn Artus bitterlich, viel bitterer als Maelgwyn Gwynedd.«
Rhuawn warf Gawain einen festen Blick

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