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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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lavendelfarben. Ich war müde genug von der Reise, um hellwach zu sein, aber ich fühlte mich wie ein Seil, das zu straff angezogen ist und das bei jeder Berührung zittert. Bei jeder Kurve in der Straße erwartete ich fast, daß ich aus der Welt hinausritt und feststellte, daß der Schnee auf den Bergen von Arfon zu Apfelblüten wurde und die Bäume zu Silber. Endlich umrundeten wir einen Knick in der Straße und sahen Degganwy weit in der Ferne liegen. An dieser Festung war nichts Römisches. Es war erbaut worden, ehe Claudius den Osten von Britannien eroberte, ja sogar ehe Julius Caesar seine Invasion gestartet hatte. Die Legionen von Rom hatten die Berge von Arfon niemals wirklich erobert, trotz all der Jahrhunderte und all der Legionen, die in Britannien gewesen waren, trotz all ihrer Straßen und Städte und all ihrer Disziplin. Während ich die grünen, im Zwielicht dunkel gefärbten Hänge um mich her anschaute, wollte mir einfach nicht in den Kopf gehen, daß irgend jemand, selbst Artus, mit Gedanken des Krieges nach Arfon einreiten und seine Truppe intakt und lebendig wieder herausführen konnte. Ohne Zweifel war auch Maelgwyn Gwynedd dieser Gedanke gekommen und hatte ihn dazu gebracht, seine königliche Festung aus der römischen Hafenstadt von Caer Segeint hier hinauf in die Berge zu verlegen.
Es war völlig dunkel, als wir Degganwy erreichten und an den Toren Einlaß verlangten. Die Wachen ließen uns warten und beobachteten uns mit genau demselben bösartigen Blick, den ich jetzt in Gwynedd schon erwartete. Einer von ihnen trabte zurück zur Festhalle, um dem König Maelgwyn zu melden, daß ein paar Botschafter des Pendragon gekommen seien. Die Sterne strahlten schon, als der Wachposten zurückgeschlendert kam und den anderen sagte, sie sollten die Tore öffnen und uns einlassen. Wir ritten auf unseren stolpernden Pferden den Hügel hinauf zur Halle mit ihren Lichtern und ihrer Musik. Die Ställe waren eine niedrige Masse am Boden angekauerter Gebäude, eine kurze Strecke unterhalb der Halle.
Gawain schwang sich vor den Ställen von Ceincaled herab und ergriff den Zügel des Hengstes, während er mit einem von Maelgwyns Pferdeknechten zu reden begann. Rhuawn und ich saßen auch ab. Wir streckten unsere steifen Beine, und ich fing an, das Gepäck des Pferdes zu überprüfen, das wir von Caer Legion mitgebracht hatten. Eine Gruppe Männer kam mit Fackeln von der Festhalle herunter, und ich freute mich darüber, denn jetzt hatte ich Licht, um sehen zu können, ob noch alles in Ordnung und fest auf dem Rücken des kleinen Tieres festgeschnallt war. Ich drehte mich zu Gawain um und erwartete seine Anweisung.
Der beendete seine Unterhaltung mit dem Pferdeknecht und wandte sich der Gruppe mit den Fackeln zu. Er war bereit, zu fragen und zu erklären, in seiner ruhigen, redegewandten Art. Aber, noch halb in der Bewegung, erstarrte er und stand bewegungslos wie ein Waldtier, das ein Raubtier gesehen hat. Das Licht der Fackeln glühte auf seinem roten Mantel und seinem goldenen Schmuck, aber ein unheimlicher Ausdruck lag plötzlich auf seinem Gesicht, so daß er kaum noch menschlich aussah. Seine Augen waren sehr groß, seine Lippen hatten sich halb geöffnet. Mit einer Hand hielt er noch immer den Zügel seines Pferdes, die andere war erhoben und vorwärts gestreckt, in einer eingefrorenen Geste. Mir wurde kalt, und ich war erschüttert, ihn plötzlich so verändert zu sehen. Aber ich wollte mir nicht das anschauen, was er anschaute. Ich warf einen Blick auf Rhuawn, der verwirrt aussah, dann auf die anderen mit den Fackeln und endlich auf das, was Gawain anstarrte.
Während ich meinen Blick auf die Frau heftete, die dort im roten Glanz der Fackeln stand, war mein erster Gedanke, daß sie Gawain sehr ähnlich sah. So sehr, wie eine Frau einem Mann ähnlich sehen kann. Die Verwandtheit der Züge muß noch deutlicher gewesen sein, als er jünger war. Sie hatte den gleichen zierlichen Knochenbau, die gleiche hochrückige, gerade Nase und den gleichen schmalen, ausdrucksvollen Mund. Ihr Haar, das mit Gold in ihrem Nacken festgesteckt war, hatte das gleiche tiefe Schwarz, und ihre Augen… Aber als ich ihre Augen sah, da hatte ich das Gefühl, daß sie ihm doch nicht allzu ähnlich sah. Wie Gawains Augen waren sie schwarz, aber es war ein Schwarz, das alles Licht um sich her zu trinken schien und allem die Farbe nahm, das sie umgab. Sie waren schwarz genug, um das Leben zu trinken, wie ein durstiger Mann einen Becher

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