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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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Schuld.« Er hörte einen Augenblick auf, Harfe zu spielen, und begann dann noch einmal in einem anderen Rhythmus. Er fuhr fort: »Hör zu, Rhuawn. Ich will dir etwas erzählen, was mir eingefallen ist.«
Rhuawn hörte aufmerksam zu. Ich preßte den Mund zusammen und kaute auf meiner Unterlippe, um mich daran zu erinnern, daß ich den Mund halten wollte.
»Es handelt sich um diesen Schlachtenwahnsinn, der Gawain befällt und von dem du mir erzählt hast.« Medrauts Harfe klang beständig weiter. »Als mein Bruder noch jung war, soweit ich mich erinnere, kannte er so etwas nicht. Er hatte früher immer Streit mit Agravain, und Agravain hat ihn jedesmal geschlagen. Er hat nie ein Anzeichen von Schlachtenwahnsinn gezeigt. Das erste Mal, daß ich davon hörte, wurde es in Liedern gesungen, und es stand in Berichten aus Britannien.
Als Gawain Dun Fionn verlassen hat, ist er ganz plötzlich gegangen. In einer stürmischen Nacht nahm er sein Pferd und galoppierte über die Klippen nach Westen. Er sagte – ich habe es gehört, Rhuawn –, daß unsere Mutter versucht hätte, ihn in jener Nacht zu töten. Er hat sogar gesagt, daß ich« – er zögerte und kämpfte mit sich –, »daß ich bei ihr gewesen wäre und ihr zugestimmt hätte. Ich aber weiß, daß so etwas nie geschehen ist. Der ganze Gedanke ist Wahnsinn. Ich soll meinen Bruder umbringen wollen? Lange Zeit hat mich das verwirrt. Ich konnte einfach nicht begreifen, warum mein Bruder, der mir immer so nahegestanden hat, so etwas sagen sollte. Und dennoch glaube ich, daß er das alles für wahr hält. Weiterhin habe ich gehört, daß er erzählt, er sei in die Anderwelt gereist, nachdem er Dun Fionn verlassen hat. Er erzählt auch noch andere Unwahrscheinlichkeiten. Ich glaube, daß er vielleicht zum erstenmal einen solchen Anfall von Wahnsinn hatte, als er weggeritten ist, daß er fieberte und Visionen hatte und daß sein Hirn seit damals vom gleichen Dämon verwirrt ist. Siehst du, es ist nicht Gawains Schuld, wenn er mich für seinen Feind hält. Es ist nur diese Krankheit.«
Ich hatte nach einer Möglichkeit gesucht, durch die man beweisen konnte, daß beide Brüder die Wahrheit sprachen. Hier war meine Möglichkeit. Wahnsinn und Irrtum – und man konnte nicht bestreiten, daß Gawain in der Schlacht wahnsinnig wurde. Es war plausibel, sehr plausibel, und dadurch konnte man die Situation erklären.
Und dennoch war ich sicher, daß es eine Lüge war.
Aber Medraut glaubte ganz deutlich an seine Theorie. Er neigte den Kopf über die Harfe, und die Töne klangen weiter.
Rhuawn rieb mit einer Hand sein Schwertheft. »Meinst du das wirklich?« fragte er Medraut. »Wenn es so ist, dann hat er schrecklich zu leiden.«
»Welche andere Erklärung gibt es noch?« fragte Medraut.
»Daß damals doch etwas passiert ist«, sagte ich. Beide Krieger schauten mich an, und ich wandte meine Blicke Medraut zu. Sein Harfenspiel verstummte einen Augenblick, wurde dann fast zu einer Melodie, und dann fuhr er in einer anderen, wilderen Tonart fort zu spielen. Das Klimpern war eine höllische Ablenkung. »Es könnte ja sein, daß du nichts davon wußtest«, gab ich zu. »Oder daß du dich nicht daran erinnerst.«
»Aber ich würde es wissen«, sagte Medraut einfach. Seine grauen Augen waren groß und ernst.
»Natürlich hätte er’s gewußt«, schnappte Rhuawn. »Rhys, seine Erklärung ist vollkommen vernünftig. Ich habe den Schlachtenwahnsinn nie so gemocht, weil er nicht immer nur im Kampf vorkommt. Manchmal werden die sächsischen Berserker in einer Festhalle wahnsinnig und morden ein halbes Dutzend ihrer Kameraden hin. Wenn jemand die Berserker-Krankheit hat, dann wird sie mit der Zeit auch immer schlimmer, so habe ich gehört.«
»Mein Herr ist nicht wahnsinnig«, schnappte ich zurück. »Du mußt ihn doch im Kampf erlebt haben. Du weißt, daß er kein Berserker ist.«
Rhuawn schaute einen Augenblick lang unsicher drein. Medraut spielte weiter auf der Harfe. »Ich habe Gawain in der Schlacht gesehen«, sagte Rhuawn langsam. »Er ist ein sehr großer Krieger, aber er ist unkontrollierbar. Und hinterher bricht er zusammen, genau wie die sächsischen Berserker.«
»Ich habe nicht gesagt, daß Gawain wahnsinnig ist«, fügte Medraut eilig hinzu. »Nur… hin und wieder ergreift es ihn. Er ist krank.«
»Wenn du sein Gesicht gesehen hättest, wenn es über ihn kommt, dann könntest du das nicht glauben«, sagte ich eindringlich.
»Nun, ich habe zu solch einer Zeit noch nie sein Gesicht

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