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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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unmöglich sein, egal wie hübsch die Kleine auch sein mochte. Sie war das uneheliche Kind einer Schauspielerin – nicht einmal auszuschließen, dass ihre Mutter sogar Prostituierte gewesen war, was in der vornehmen Gesellschaft durchaus nicht als Bagatelle galt. Er musste sie mit einer immensen Mitgift ausstatten, vielleicht konnte er sie dann …
    Auch sein eigener Ruf war nicht eben der allerbeste. Er hätte fast angefangen zu lachen: Wie absurd! Ausgerechnet dem Mann, der in einem der spektakulärsten Gerichtsverfahren des Jahrhunderts des Mordes an seiner eigenen Frau angeklagt worden war, hatte das Schicksal die Aufgabe zugedacht, für die uneheliche Tochter einer Schauspielerin eine »respektable« Heirat zu arrangieren. Wie passend.
    »Er hat sie sehr geliebt«, sagte Jane. Sie blickte zu Boden. »Das ist die Wahrheit.«
    Er sah sie an.
    »Wir hatten eine wunderbare Zeit damals.« Sie blickte auf, Tränen in den Augen. »Papi und ich haben Mami auf der Bühne zugesehen. Er hat mich hochgehoben, damit ich besser sehen kann. Er hat immer wieder gesagt, wie wundervoll sie ist und wie schön. Dann hat er sich einen Spaß erlaubt und gesagt, dass ich sie eines Tages sogar noch übertrumpfen werde. Und sie war wirklich wundervoll, sie war schön. Das Publikum hat sie Abend für Abend endlos gefeiert – die Leute konnten einfach nicht genug von ihr bekommen. Und die Männer. jeder war in sie verliebt. Aber sie wollte nur einen: meinen Vater.«
    Selbst wenn das alles richtig sein mochte, für Nick änderte das zunächst einmal gar nichts. Die drei hatten wahrscheinlich Glück gehabt und eine kurze, aber wunderbare Zeit miteinander verbracht. Er dachte an Patricia. Er dachte an den Tag, als er die Wahrheit erfahren hatte – den Tag, als sie ihn und Chad verlassen und mit ihrem Liebhaber durchgebrannt war. Er blickte das zerbrechliche Mädchen an, das vor ihm stand. »Du warst erst vierzehn, als deine Mutter gestorben ist, nicht wahr? Und dann hat man dich zu deiner Tante geschickt?«
    »Mutter ist gestorben, als ich zehn war. Robert – der Impresario – hat dafür gesorgt, dass ich bei der Truppe bleiben konnte, bis ich vierzehn war.« Plötzlich errötete sie und blickte auf den mit Blumenmustern verzierten Teppich. »Damals ist etwas passiert«, murmelte sie. Dann fing sie sich wieder und beschied seinen Blick mit einem Achselzucken. »Und er war der Meinung, dass ich am besten bei Verwandten aufgehoben bin.«
    Einfach unglaublich – ein Kind, das von einer Schauspielertruppe aufgezogen wurde. »Und was ist passiert?«
    Wieder errötete sie. »Einer der Schauspieler, der neu in der
    Truppe war …«
    Der Earl beobachtete sie. Selbst mit ihren siebzehn Jahren war sie noch blutjung. Er versuchte sie sich mit vierzehn vorzustellen: ein geschlechtsloses Wesen, ein Kind, ein Geist. Er verspürte einen Stich, keine Wut. »Hat er dir etwas getan?«
    Jane schüttelte den Kopf. »Nein, er hat mir nur Angst gemacht, sonst nichts. Er hätte niemals … Ich bin mir ganz sicher, dass er es niemals … Er hat mich nur geküsst und berührt. Er hätte mir nie etwas getan. Er war doch mein Freund.«
    Anscheinend glaubte sie das wirklich. Der Kerl, der ihr damals zu nahe getreten war, war natürlich ein Schuft gewesen, aber für sie war er bis heute ein Freund. Das Mädchen war in der Tat die Unschuld in Person. Er wagte sich gar nicht vorzustellen, was mit ihr geschehen würde, wenn er sie wieder nach London ans Theater gehen ließe. Ein Lamm in der Wolfshöhle. Alle würden über sie herfallen. Der Earl erhob sich abrupt von seinem Stuhl. »Es ist schon spät.«
    Ein scheues Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ihr versteht mich also? Dann werdet Ihr mich also nicht verheiraten?«
    Der Earl verstand nur, was die Pflicht ihm gebot, die Verantwortung. Und das Mädchen war jetzt sein Mündel. »Sobald ich einen passenden Kandidaten gefunden habe, heiratest du«, sagte er bestimmt, ging zur Tür und öffnete sie.
    Sie sah ihn mit großen unglücklichen Augen an.
    »Gute Nacht, Jane.« Er blickte sie an. Sie wollte es immer noch nicht akzeptieren. Er wartete, und dann sagte sie es.
    »Ich will aber nicht heiraten.« Dabei bebte ihre Oberlippe.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Wir werden sehen.« Damit war die Sache für ihn vorerst erledigt. Er sah ihr nach, versuchte den Aufruhr in seinem Innern zu besänftigen. Was hatte er denn für eine Wahl? Er musste sie verheiraten, sie unbedingt aus seinem Haus entfernen. Das

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