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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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geöffnet, dass Jane, die sich angelehnt hatte, in das Zimmer stürzte und mit ihm zusammenstieß. Sie brauchte gar nicht erst aufzublicken, um zu wissen, mit wem sie da kollidiert war. Er war so groß und so muskulös, muskulöser, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Er fing sie auf und sagte nur: »Was zum Teufel!« Sie schnappte nach Luft und schaute zu ihm auf. Seine Hände lösten sich so rasch von ihren Schultern, als ob er sich verbrannt hätte. Sie sahen sich kurz an – seine Augen so hell und dunkel zugleich. Er war verärgert.
    »Oh, tut mir leid«, stammelte sie. Bereits jetzt bereute sie zutiefst, dass sie ihm nachgestellt hatte. Genauso gut hätte sie in eine Wolfshöhle eindringen können. Ihr Herz raste.
    »Ich vermute, dass du etwas von mir willst«, sagte er, die Arme verschränkt.
    »Können wir sprechen?«
    Er nickte, wandte ihr den Rücken zu, ging zu seinem Schreibtisch und nahm dahinter Platz. Jane bewegte sich langsam Richtung Schreibtisch. Sie war so nervös, dass sie kaum etwas von der Größe des Raumes mitbekam oder von den edlen Teppichen, der schweren matt glänzenden Mahagoni-Vertäfelung. Auch der Schreibtisch war riesig – passte zu ihm. Das Einzige, was sie bemerkte, waren die immensen Papierstapel, die zahllosen Akten und Bücher. Sie kam sich vor wie eine Bittstellerin vor einem Königsthron.
    Sie wusste nicht, ob sie stehen bleiben oder sich setzen sollte, also blieb sie stehen. – »Und?«
    »Euer Lordschaft.« Sie holte tief Luft und blickte ihm in die Augen. »Ich kann nicht heiraten.«
    Auf seinem Gesicht war keine Gefühlsregung zu erkennen. »Nein?« – »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich bin Schauspielerin, Sin«
    Sie sprach mit solchem Ernst, solcher Überzeugung, dass Nick sich Mühe geben musste, nicht zu lächeln. »Tatsächlich?«
    »Ja.« Inzwischen etwas ruhiger, wagte Jane ein Lächeln so süß, dass es dem Earl durch Mark und Bein ging. Das alles gefiel ihm gar nicht. Er biss die Zähne zusammen.
    »Ihr wisst doch sicher, dass meine Mutter eine berühmte Schauspielerin war: Sandra Barclay. Und ich selbst habe zum ersten Mal mit zehn Jahren im Lyceum Theatre auf der Bühne gestanden.« Ihre Augen leuchteten. »Und dann war ich bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr beinahe jeden Abend auf der Bühne«, erklärte sie, als ob damit alles gesagt wäre.
    Der Earl sah sie erstaunt und ungläubig an. »Deine Mutter war Schauspielerin? Ich kann mir kaum vorstellen, dass die blaublütigen Westons so eine Frau in ihren noblen Kreis aufgenommen hätten.«
    Jane errötete leicht.
    »Aber du bist doch eine Weston?«
    Sie stand schweigend da und verfärbte sich noch etwas mehr.
    »Du bist mit der Familie doch irgendwie verwandt. Man hat mir berichtet, dass du die Enkelin des verstorbenen Herzogs bist.«
    »ja, das stimmt«, quietschte sie.
    »Verstehe«, sagte er und lehnte sich zurück. In seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, wie wütend er war. »Ein Bas …, ein illegitimes Kind?«
    Sie war jetzt tiefrot. »Mein Vater war der Viscount Stanton, der dritte Sohn des Herzogs. Er hat meine Mutter wahnsinnig geliebt. Und sie hat ihn ebenfalls sehr geliebt.«
    »Aber die beiden waren nicht verheiratet?«
    Jane war über seine indiskreten Fragen ebenso verunsichert wie verärgert. »Er konnte sie nicht heiraten, Sir«, erklärte sie geradeheraus.
    Er hob eine Augenbraue.
    »Er hatte schon eine Frau«, brachte sie mühsam hervor.
    »Ah«, sagte Nick. »Verstehe.«
    Jane schluckte heftig. Einige Zeit vor dem Tod ihres Vaters hatten ihre Eltern ihr vorsichtig beigebracht, dass sie nicht verheiratet waren, obwohl sie sich in absoluter Liebe zugetan seien. Ihr Vater sei schon verheiratet gewesen, als er Sandra kennen gelernt und sich in sie verliebt hatte. Jane wusste, dass die beiden sich liebten, war sich dessen so sicher, dass die Wahrheit sie nicht weiter beunruhigte. Erst viel später, nach dem Tod ihrer Mutter, war es plötzlich wichtig gewesen, dass ihr Vater verheiratet gewesen und sie selbst unehelich geboren war. Ans Licht gekommen war das alles erst, als sie zum neuen Liebling des Londoner Theaterpublikums aufgestiegen war.
    Der Earl hatte Mitleid mit dem Mädchen. Er versuchte sich davon jedoch nicht beeinflussen zu lassen und konzentrierte sich stattdessen auf seinen schwelenden Zorn. Man hatte ihn hinters Licht geführt, regelrecht getäuscht. Das junge Ding zu verheiraten würde gar nicht so einfach werden. Es würde sogar fast

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