Brandhei
Hütte gegangen. Wird Sierra wieder gesund?«
»Ja.«
Amy nickte, holte einen Servierlöffel und legte ihn in die Kasserolle. Unwillkürlich und trotz ihrer Schmerzen und blauen Flecken lief Callie das Wasser im Munde zusammen. Vorgestern, als sie Amy eingestellt hatte, hatte sie ihre Kochfertigkeiten erstmals bewundern können, als sie mit den Vorräten aus dem Vorratsraum im Handumdrehen einen großartigen Eintopf gezaubert hatte. »Sie hätten doch nicht bis zum Abend kochen müssen.«
»Ich weiß. Aber mir ist gestern aufgefallen, dass alle zum Frühstück nur Junk Food gegessen haben, und da dachte ich, dass ihr vielleicht etwas Schmackhafteres möchtet …«
Die Küchentür ging auf. »Gott, Allmächtiger«, rief Tucker. »Ich würde alles geben, wenn ich auf einer Ranch arbeiten könnte, wo jemand richtig kochen kann.« Er folgte seiner Nase zur dampfenden Kasserolle. »Herrlich, das hier wird mich für einen richtig schlimmen Vormittag entschädigen.«
Amy, die ihm kaum bis zur Schulter reichte, wich vor ihm zurück, aber er packte sie am Handgelenk.
Mehr brauchte er nicht zu tun, dass Amy mit der freien Hand seinen Arm packte, sich blitzartig umdrehte und ihn aufs Kreuz legte.
Callie stockte der Atem.
Tucker landete mit einem Knall rücklings auf dem Küchenboden und blinzelte ein wenig verwirrt zur Decke hinauf.
»O mein Gott«, sagte Amy und schlug die Hände vor den Mund.
Callie beugte sich über Tucker, der, alle viere von sich gestreckt, dalag, und hielt ihm die Hand entgegen. »Ich denke, man könnte sagen: Hände weg von der Köchin – und zwar zu allen Zeiten.«
»Ja.« Tucker erhob sich unsicher, dann blickte er zu Amy hinüber, die sich, die Hände immer noch vor den Mund geschlagen, mit dem Rücken vor den Herd gestellt hatte. Über den Händen wirkten ihre Augen groß wie Untertassen. Es schien fast so, als wäre ihr übel.
Callie verging jedes Gefühl der Belustigung. Als sie zu Tucker hinüberschaute, sah sie, dass er dasselbe dachte.
»Tut mir leid«, sagte er leise. »Ich habe das Essen gerochen, und da habe ich den Kopf verloren. Ich wollte gerade sagen, dass du meine neue beste Freundin bist.«
»Sie haben mich gepackt.« Die Worte klangen gedämpft, weil Amy noch immer die Hände vor dem Mund hatte.
»Ja. Ich wollte dich in den Arm nehmen und sogar küssen. Wenn man mir gutes Essen vorsetzt, werde ich so.« Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln, was Callie fast das Herz brach, weil ihr klar wurde, dass sie Tucker nicht allzu oft lächeln sah.
Amy nickte, es schien, als wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. »Es tut mir leid.«
»Wir können ihm ja eine Glocke um den Hals hängen«, sagte Callie und versuchte, Amy zuliebe die spannungsgeladene Atmosphäre zu entschärfen. Sie konnte den rosafarbenen Schimmer der Demütigung auf den Wangen des
Mädchens einfach nicht ertragen. »Ich war früher schon selbst mal in der Versuchung, das zu tun, glauben Sie mir.«
»Eine Glocke wäre gut.« Amy drehte sich um und betrachtete die Kasserolle, die dampfend vor ihr stand. »Habe ich Sie verletzt, Tucker?«
Er rieb sich das Kinn und schaute die zierliche Amy an. Er wusste genau, wie er jetzt reagieren musste. Wenn er sagte, dass sie ihm nicht wehgetan habe, könnte sie nächstes Mal, wenn sie sich verteidigen müsste, vielleicht Selbstzweifel bekommen. Aber wenn er zugab, verletzt worden zu sein, würde das seinem törichten männlichen Stolz einen Stich versetzen und vielleicht dazu führen, dass Amy ein noch schlechteres Gewissen bekäme.
Außerdem hatte Amy sich derart widerwillig entschuldigt, und es hatte so unaufrichtig geklungen, dass es fast komisch gewesen wäre – wenn denn überhaupt etwas an der Sache komisch war.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Amy.« Callie blickte Tucker an. »Ich glaube nicht, dass Sie diesem Burschen wehtun können.« Wie um das zu beweisen, schlug sie mit den Fingerknöcheln gegen seinen Kopf. »Sehen Sie? Hart wie Ziegelstein.«
»Deiner ist es aber auch, wie ich gehört habe«, murmelte Tucker leise.
Amys Schultern blieben starr.
»Ich bin mir sicher, wenn Sie ihm schnell etwas zu essen geben«, sagte Callie, »wird er die ganze Sache bestimmt schnell wieder vergessen.«
Tucker nickte. »Das Wichtigste ist dabei das ›schnell‹.«
Amy gab einen Ton von sich, der ihren Abscheu vor dem gesamten männlichen Geschlecht derart vollkommen zum Ausdruck brachte, dass Callie lachen musste.
Tucker war glücklich und zufrieden, dass
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