Brandhei
hier abläuft.«
»Wir haben schon alles vorbereitet.«
»Sieh mal, wenn ein Haufen Geschäftsleute so scharf darauf ist, Cowboy zu spielen, dass sie den weiten Weg hierher mitten aufs Land machen, dann werden sie auch bereit sein, eine Woche zu warten. Wir könnten diese Zeit dazu nutzen, ein paar Dinge zu reparieren und auszubessern. Jedenfalls die Sachen, die nicht allzu viel kosten.« Er kratzte sich am Kinn. »Wirklich nicht viel kosten. Zum Beispiel streichen. Die Pferdestallung sieht furchtbar aus.«
»In der nächsten Woche haben wir auch Buchungen.«
»Dann müssen die Gäste eben warten...«
»Nein, das werden sie nicht, Jake. Wenn du Geld verdienen willst...«
»Du weißt, dass ich das will.«
»Dann geht der Betrieb hier weiter. Das ist unser Job, unser Leben, und es bedeutet uns alles. Alles «, sagte Callie, obwohl ihr durchaus bewusst war, dass sie etwas zu sehr auf diesem Punkt beharrte; aber die Gefühle des Tages schlugen durch, und sie konnte nichts dagegen tun. »Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber …«
»Nun mal nicht so eilig, ich wollte doch nur …«
»Ich weiß.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gedacht, dass dir diese Ranch angesichts der Tatsache, dass du sie von deinem Vater geerbt hast, etwas bedeutet.«
»Das hatten wir schon einmal«, erwiderte Jake knapp.
»Genau. Richard hat dich nicht gemocht. Die Ranch ist dir gleichgültig.«
»Es interessiert mich, wie viel sie wert ist. Das heißt, gar nichts, wenn wir keine Gäste hier auf der Ranch haben. Es interessiert mich, all die Jobs hier zu erhalten, selbst wenn ich nicht mehr hier bin. Es interessiert mich eine ganze Menge, Callie, sag mir also nicht, was ich denke.«
»Na gut.« Wütend, frustriert, verletzt – und ohne den Grund dafür zu kennen – ging Callie die Treppe hinunter. In ihr widerstritten so viele Gefühle miteinander, dass es einen Augenblick dauerte, bis sie lautes Bellen hörte.
Sie folgte dem Bellen um das Haus herum bis zum Eingang des Kellers. Es war aber nicht Shep, der da bellte, auch wenn er dort stand.
Oder saß, denn Shep war zwölf und stand nie, wenn er sitzen konnte, und saß nie, wenn er sich hinlegen konnte. Mit heraushängender Zunge hechelte er glücklich den schlammverkrusteten Hund neben sich an, den Callie noch nie gesehen hatte.
Es war eine recht große Hündin, auch wenn sie unterernährt war. Doch es lag nicht an der Körpergröße der Hündin, dass Callie nicht in den Keller ging, sondern an den gebleckten Zähnen und dem bedrohlichen Knurren, das sie zwischen ihrem ohrenbetäubend lauten Gebell ausstieß, das jetzt geradewegs gegen Callie gerichtet war.
5
Nachdem Callie gegangen war, stand Jake noch einen langen Augenblick auf der Veranda und schaute hinaus auf den Hof. Er hörte, wie ein Hund wie verrückt kläffte, aber der Laut drang nicht zu ihm durch. Er hing seinen Gedanken nach – dass Callie wollte, dass die Ranch ihm etwas bedeutete, dass er begriff, wie viel sie ihr und allen, die hier arbeiteten, bedeutete.
»Aber wie soll ich das anstellen?«, sagte er in die Morgenluft hinein, zum Geist seines Vaters, zu niemandem. Wenn Richard vielleicht nicht so störrisch und dickköpfig gewesen wäre, wenn er vielleicht bereit gewesen wäre, Jake auf halbem Weg entgegenzukommen, dann wäre es vielleicht, vielleicht, vielleicht …
Aber es war viel zu spät für solche »Vielleichts«, denn sein Vater lag tot unter der Erde.
Doch warum hatte ihm Richard diese gottverlassene Ranch überhaupt vererbt? In Jakes Augen war sie nichts anderes als ein Geldgrab. Vielleicht war es eine grausame Erinnerung daran, dass Jake nie der Sohn gewesen war, den sein Vater sich gewünscht hatte. Vielleicht war es auch ein Scherz gewesen. Oder vielleicht die Art seines Vaters, sich einem Sohn anzunähern, dessen Nähe er im Leben nie
besonders stark gesucht hatte. Und wie erbärmlich, dass Jake sich wünschte, das Letztere möge der Fall sein.
Er gehörte nicht hierher, in dieses Land von Oz, dessen Menschen alle einander hatten und ihn ansahen, als wäre er von einem anderen Stern. Das war ihm auf schmerzliche Weise klar geworden, als er sie wegen der Sache mit Sierra befragt hatte. Sie hatten alle zusammengehalten, mit aufrichtiger Fürsorge und Zuneigung; Eddie hatte den Kater seines Bruders gedeckt, Stone hatte Tuckers Jähzorn gedeckt, und Tucker hatte gedeckt, dass Eddie sich allein im Pferdestall aufgehalten hatte.
Und jeder hatte für Amy die Hand ins Feuer
Weitere Kostenlose Bücher