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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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verschüttete Kaffee auf sein Knie. »Mist.« Wütend starrte er mich an, als ob mich irgendeine Schuld träfe. »Tiere und Kinder. Schon der Gedanke lässt mich kotzen.«
    Der berühmte Mann, der vielleicht im Feue r umgekommen war, schien ihn nicht weiter zu kümmern, doch ich kannte Marino gut genug, um zu wissen, dass er seine Gefühle immer so ausrichtete, wie er sie am besten ertragen konnte. Er verabscheute Menschen nicht halb so sehr, wie er andere glauben machen wollte, und als ich mir konkret vorstellte, was er gerade eben geschildert hatte, sah ich Vollblüter und Fohlen, denen die nackte Angst in den Augen stand.
    Ich fand es unerträglich, mir Schreie vorzustellen, panisches Hufeschlagen und splitterndes Holz. Flammen waren wie Lava über die Farm in Warrenton mit dem herrschaftlichen Haus, den Ställen, dem fassgereiften Whiskey und der Waffensammlung hinweggewalzt. Das Feuer hatte nichts übrig gelassen als die nackten Mauern.
    Ich blickte an Marino vorbei ins Cockpit, wo Lucy ins Funkgerät sprach und Kommentare an ihren ATF-Kopiloten abgab, während beide mit einem Kopfnicken auf einen Chinook-Hubschrauber unterhalb des Horizonts und ein Flugzeug wiesen, das so weit weg war, dass es aussah wie ein Glassplitter. Die Sonne stieg langsam höher, und es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, während ich meine Nichte beobachtete und der alte Schmerz zurückkehrte.
    Sie hatte das FBI verlassen, weil es das FBI so wollte. Sie hatte ihr selbst entwickeltes Computersystem, das mit künstlicher Intelligenz arbeitete, aufgegeben, und die Roboter, die sie programmiert hatte, und die Hubschrauber, die sie für ihr geliebtes Bureau zu fliegen gelernt hatte. Lucy hatte sich von ihrem eigenen Herzen getrennt und war für mich seither nicht mehr erreichbar gewesen. Mir war nicht danach, mit ihr über Carrie zu sprechen.
    Stumm lehnte ich mich zurück und begann, meine Notizen zum Warrenton-Fall durchzusehen. Schon vo r langer Zeit hatte ich gelernt, mich ohne Rücksicht auf meine Sorgen oder Stimmungen auf einen Punkt zu konzentrieren. Ich spürte, wie Marino wieder zu mir rüberstarrte, während er die Zigarettenschachtel in seiner Hemdtasche berührte, um sich zu vergewissern, dass er nicht ohne sein Suchtmittel war. Das Knattern und Flattern der Rotorblätter wurde laut, als er sein Fenster aufschob und eine Zigarette aus der Schachtel klopfte.
    »Lassen Sie's«, sagte ich, während ich umblätterte, »denken Sie nicht mal dran.«
    »Ich sehe kein Rauchverbot«, sagte er und schob sich eine Marlboro in den Mund.
    »Das sehen Sie doch nie, und wenn alles damit voll gepflastert ist.« Ich widmete mich weiter meinen Notizen und stutzte bei einer Äußerung, die der Fire Marshal gestern am Telefon gemacht hatte.
    »Brandstiftung zum eigenen Vorteil?« Ich blickte auf. »Soll heißen, der Besitzer, Kenneth Sparkes, wäre dann vielleicht aus Versehen von seinem selbst gelegten Feuer überwältigt worden? Worauf stützte sich diese Behauptung?«
    »Sparkes - Funken - wenn so kein Brandstifter heißt?«, sagte Marino. »Er muss der Schuldige sein.« Lustvoll inhalierte er den Rauch. »Und wenn er es ist, hat er bekommen, was er verdient.
    Sie wissen doch, man kriegt sie zwar von der Straße runter, die Straße aber nicht aus ihren Köpfen raus.«
    »Sparkes ist nicht auf der Straße aufgewachsen, und übrigens war er Rhodes-Stipendiat.«
    Marino ignorierte meine Antwort. »Ich weiß noch, wie dieser Scheißkerl nichts Schöneres kannte, als in seinem Presse-Imperium die Polizei runterzuputzen. Jeder wusste, dass er in Kokain und Frauen machte. Bloß dass wir e s nicht beweisen konnten, weil keiner gewagt hat, den Mund aufzumachen.«
    »Ganz richtig, keiner konnte es beweisen«, sagte ich. »Und Sie können doch nicht jemanden bloß wegen seines Namens oder seiner Verlagspolitik der Brandstiftung verdächtigen.«
    »Zufällig haben Sie's hier aber mit einem Experten in Sachen komische Typen und deren Namen zu tun. Sag mir, wie du heißt, und ich sage dir, welchen Hau du hast.« Marino schenkte sich Kaffee nach und nahm einen tiefen Zug. »Butcher der Serienkiller. Childs der Pädophile. Mr. Bury, der seine Opfer auf Friedhöfen verbuddelte. Und dann Dr. Gay - hat fünf Schwule ermordet. Hat denen die Augen ausgestochen. Erinnern Sie sich an Cross?« Er sah mich an. »Vom Blitz getroffen.
    Der Blitz hat sämtliche Kleidungsstücke von dem über den Parkplatz vor der Kirche geblasen und ihm die Gürtelschnalle

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