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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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angeblichen Tod, über seine Macht und seinen üppigen Lebensstil in Warrington.
    Ich hatte zwar nichts von seinen Pferden gewusst und folglich auch nicht, dass eins mit dem Namen Wind einmal als letztes beim Kentucky Derby eingelaufen war und eine Million Dollar wert sein sollte. Ich war jedoch nicht überrascht. Sparkes war immer schon unternehmungslustig gewesen, sein Ego so gigantisch wie sein Stolz. Ich legte die Zeitung auf den Sitz gegenüber und stellte fest, dass Marinos Sicherheitsgurt geöffnet war und auf dem Boden als Staubfänger diente.
    »Was passiert, wenn wir plötzlich in schwere Turbulenzen geraten und Sie gerade nicht angeschnallt sind?« Ich sprach laut, um den Turbinenmotor zu übertönen.
    »Dann verschütte ich meinen Kaffee.« Er rückte die Pistole an seiner Hüfte zurecht. Sein Khakianzug spannte an ihm wie eine Wurstpelle kurz vorm Platzen. »Falls Sie es nach all den Leichen, die Sie aufgeschnitten haben, noch nicht gemerkt haben sollten, Doc, wenn dieser Vogel abschmiert, wird Sie ein Sicherheitsgurt auch nicht retten. Und Airbags auch nicht - wenn es welche gäbe.«
    In Wahrheit hasste er alles, was seine Körpermitte einschnürte, und er hatte sich angewöhnt, seine Hosen so tief zu tragen, dass ich mich wunderte, wie seine Hüften sie halten konnten. Papier knisterte, als er zwei Spritzkuchen aus einer Tüte fischte, die grau war vor Fett. Eine Zigarettenschachtel wölbte seine Hemdtasche, un d sein Gesicht hatte die charakteristische Röte von erhöhtem Blutdruck. Als ich von meiner Heimatstadt Miami nach Virginia gezogen war, war er Inspektor bei der Mordkommission gewesen, ein Mann so unerträglich wie begabt. Ich erinnerte mich an unsere ersten Begegnungen in der Leichenhalle, als er mich mit Mrs. Scarpetta ansprach, meine Mitarbeiter tyrannisierte und sich bei den Beweisstücken bediente, wie es ihm gerade passte. Er hatte Kugeln an sich genommen, noch ehe ich sie etikettieren konnte, bloß um mich wütend zu machen. Er hatte mit blutigen Handschuhen Zigaretten geraucht und Witze über Leichen gerissen, die einmal lebendige menschliche Wesen gewesen waren.
    Ich schaute aus meinem Fenster auf die vorbeigleitenden Wolken. Wie rasch die Zeit vergangen war. Marino war fast fünfundfünfzig, ich konnte es nicht glauben. Mehr als elf Jahre hatten wir uns fast täglich gegeneinander verteidigt und geärgert.
    »Auch einen?« Er hielt einen Spritzkuchen in einem Stück Wachspapier empor.
    »Ich will ihn nicht einmal ansehen«, sagte ich uncharmant.
    Pete Marino wusste, wie sehr seine gesundheitsschädlichen Laster mich beunruhigten, er versuchte einfach nur meine Aufmerksamkeit zu erregen. Vorsichtig verrührte er noch mehr Zucker in seinem Kaffee, indem er, die Turbulenzen ausnutzend auf seinen dicken Ellbogen gestützt, den Plastikbecher auf und ab bewegte.
    »Wie steht's mit Kaffee?«, fragte er mich. »Ich gieß noch welchen ein.«
    »Nein, danke. Wie wär's mit einem Update?«, kam ich zur Sache, denn meine Anspannung wuchs. »Wissen wi r seit gestern Abend schon mehr?«
    »Das Feuer schwelt noch an manchen Stellen. Vor allem in den Ställen«, sagte er. »Viel mehr Pferde, als wir dachten. Müssen zwanzig gewesen sein, die da draußen zu Tode geschmort sind, Vollblüter, Reitpferde und zwei Fohlen mit Rennpferdstammbäumen. Und natürlich haben Sie von dem einen gehört, das beim Derby gelaufen ist. Allein die Versicherungssumme! Ein so genannter Zeuge hat behauptet, sie hätten geschrien wie Menschen.«
    »Was denn für ein Zeuge?« Zum ersten Mal, dass ich davon hörte.
    »Da haben sich alle möglichen Wichtigtuer gemeldet und behauptet, sie hätten dies gesehen und wüssten das. Immer derselbe Scheiß, wenn ein Fall 'ne Menge Aufsehen erregt. Und man braucht ja wohl kein Augenzeuge zu sein, um zu wissen, dass die Pferde geschrien und die Stalltüren einzutreten versucht haben.« Seine Stimme wurde granithart. »Den Hurensohn kriegen wir, der das gemacht hat. Wollen wir doch mal sehen, wie er das findet, wenn ihm der Arsch in Flammen steht.«
    »Wir wissen doch noch gar nicht, ob es da einen Hurensohn gibt, jedenfalls ist es nicht erwiesen«, erinnerte ich ihn. »Bis jetzt hat noch niemand gesagt, dass es Brandstiftung war, obwohl ich mir natürlich denken kann, dass man Sie und mich nicht gerufen hat, damit wir mal an die frische Luft kommen.«
    Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Aussicht vor seinem Fenster.
    »Ich hasse es, wenn Tiere die Leidtragenden sind.« Er

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