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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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magnetisiert.«
    Ich wollte mir das alles so früh am Morgen nicht anhören und griff nach einem Kopfhörer, damit ich Marino ausblenden und stattdessen mithören konnte, was im Cockpit geredet wurde.
    »Ich möchte ja nicht gerade vor 'ner Kirche vom Blitz getroffen werden, damit da alle wer weiß was reinlesen können«, fuhr Marino fort.
    Er schenkte sich noch mal Kaffee ein, als hätte er keine Probleme mit Prostata und Blase.
    »Ich hab die ganzen Jahre eine Liste geführt. Hab ich nie wem erzählt. Nicht mal Ihnen, Doc. Man schreibt solchen Scheiß nicht auf, nur um ihn wieder zu vergessen.« Er nippte an seiner Tasse. »Ich glaube, dass es dafür einen Markt gibt. Könnte vielleicht eins von diesen Büchlein werden, die es an der Supermarktkasse zu kaufen gibt.«
    Ich setzte die Kopfhörer auf, blickte aus dem Fenster und beobachtete, wie stille Felder und ländliche Anwesen sich langsam in Häuser mit großen Scheunen und langen, geteerten Zufahrten verwandelten. Kühe und Kälber bildeten schwarz gefleckte Muster auf eingezäunten Grasflächen, und ein Schlepper wirbelte Staub auf, während er langsam an Feldern vorüberfuhr, die von Heu bedeckt waren.
    Langsam verwandelte sich die Landschaft zum wohlhabenden Warrenton, wo die Verbrechensrate niedrig war und zu den herrschaftlichen Häusern nicht nur Hunderte von Morgen Land, sondern auch Gästehäuser, Tennisplätze, Schwimmbäder und edle Reitställe gehörten. Wir flogen flach über private Landebahnen und Seen mit Enten und Gänsen. Auch Marino stierte hinaus.
    Unsere Piloten schwiegen eine Weile, warteten darauf, in den Sendebereich des Bodenfunks zu kommen. Dann hörte ich Lucys Stimme. Sie wechselte die Frequenz und begann zu sprechen.
    »Echo Eins, hier Helikopter 9-1-9 Delta Alpha. Teun, hören Sie mich?«
    »Bestätigt, 9-1-9 Delta Alpha«, ertönte die Stimme von T. N. McGovern, der Einsatzleiterin.
    »Wir befinden uns 10 Meilen südlich, fliegen ein, um zu landen.
    Passagiere an Bord«, sagte Lucy, »geschätzte Landezeit etwa 8 Uhr.«
    »Verstanden. Hier oben fühlt sich's an wie Winter und wird überhaupt nicht wärmer.«
    Lucy wechselte auf die Frequenz des Automated Weather Observation Service, kurz AWOS genannt, un d ich hörte eine lange automatische Ansage die aktuellsten Daten wie Windrichtung, Sichtverhältnisse, Bewölkung, Temperatur, Taupunkt und Luftdruckverhältnisse. Ich war nicht gerade begeistert zu hören, dass die Temperatur um 5 Grad Celsius gefallen war, seit wir von zu Hause aufgebrochen waren, und stellte mir vor, dass Benton jetzt unterwegs in den Süden war.
    »Dort drüben regnet es«, sagte Lucys Kopilot in sein Mikrofon.
    »Das ist mindestens zwanzig Meilen westlich, und der Wind kommt aus Ost«, sagte Lucy. »Tolles Juniwetter.«
    »Sieht so aus, als käme da wieder ein Chinook in unsere Richtung, unterhalb des Horizonts.«
    »Dann machen wir uns mal besser bemerkbar«, sagte Lucy und wechselte wieder die Frequenz. »Chinook über Warrenton, hier Heli 9-1-9 Delta Alpha, sind Sie auf dieser Frequenz? Wir sind in Richtung 3 Uhr von Ihnen, 2 Meilen nördlich, 1000 Fuß Höhe.«
    »Wir sehen Sie, Delta Alpha«, antwortete der Doppel-Rotor-Army-Hubschrauber, der nach einem Indianerstamm benannt war. »Guten Flug noch.«
    Meine Nichte drückte zweimal kurz den Sendeknopf. Ihre ruhige, tiefe Stimme, die durch den Äther schnitt und von den Antennen Fremder zurückgeworfen wurde, klang fremd in meinen Ohren. Ich hörte weiter mit und schaltete mich ein, sobald es ging.
    »Was höre ich da von Wind und Kälte?«, fragte ich und starrte auf Lucys Hinterkopf. »Zwanzig, in Böen fünfundzwanzig aus Ost«, hörte ich sie in meinem Kopfhörer sagen. »Wird noch schlimmer. Seid ihr okay dahinten?«
    »Uns geht's prima«, sagte ich und musste wieder an Carries wahnsinnigen Brief denken.
    Lucy flog im blauen ATF-Drillichanzug, eine Cebe-Sonnenbrille verdunkelte ihre Augen. Sie hatte sich das Haar wachsen lassen, das anmutig in Locken bis auf ihre Schultern fiel. Mit seinem exotischen Glanz erinnerte es mich an rotes Jarrah-Holz und glich so gar nicht meinen eigenen silberblonden Strähnen. Ich stellte mir den leichten Druck ihrer Hand auf den Steuerknüppel vor, während sie die Pedale betätigte, um den Hubschrauber in der Geraden zu halten.
    Sie hatte das Fliegen so leicht gelernt wie alles andere, das sie je versucht hatte. Ihre Flugscheine für den privaten und den gewerblichen Flugverkehr hatte sie mit der Mindestzahl der

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