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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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geforderten Flugstunden gemacht und als Nächstes die Fluglehrerprüfung abgelegt, weil es ihr Vergnügen machte, andere von ihren Talenten profitieren zu lassen.
    Ich brauchte keine Ankündigung mehr, dass wir das Ziel unserer Reise bald erreicht hätten, als wir Wald überflogen, in dem gefällte Bäume kreuz und quer umherlagen wie aufs Geratewohl hingeworfene Teile eines Holzbaukastens. Feldwege und schmale Straßen wanden sich durch die Landschaft, und hinter sanften Hügeln verwandelten graue Wolken sich in undeutliche Säulen müden Rauchs, die ein todbringendes Inferno zurückgelassen hatten. Kenneth Sparkes' Farm war eine erschreckende schwarze Grube; die verbrannte Erde einer immer noch schwelenden Schlächterei.
    Das Feuer hatte eine mörderische Spur gezogen, und aus der Luft folgte mein Blick den Verwüstungen, die aus prächtigen Steingebäuden, Ställen und Scheunen verkohlte Mauern gemacht und das ganze Gelände entblößt hatten. Löschwagen waren an mehreren Stellen über den weißen Zaun hinweggerollt, der das Anwesen umgab, und hatten ganze Morgen sorgfältig gepflegten Rasens aufgewühlt.
    Meilenweit zogen sich Weideland und eine schmale öffentliche Asphaltstraße dahin, dann kam ein Tochterwerk der Virginia Power und noch weiter hinten andere prächtige Wohnhäuser.
    Um kurz vor acht hatten wir Sparkes' privilegierten Wohnsitz in Virginia erreicht und landeten weit genug von den Ruinen entfernt, dass der Wind unserer Rotorblätter sie unbehelligt ließ.
    Marino stieg aus und ging ohne mich weiter. Ich wartete darauf, dass unsere Piloten den Hauptrotor abgestellt und sämtliche Hebel umgelegt hatten.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte ich zu Special Agent Jim Mowery, der heute neben Lucy gesessen hatte.
    »Sie ist geflogen.«
    Er ließ die Gepäckklappe aufspringen.
    »Ich bind ihn fest, falls ihr gleich losziehen wollt«, sagte er zu meiner Nichte.
    »Sieht so aus, als bekämst du das Ding allmählich in den Griff«, zog ich Lucy auf, während wir losgingen.
    »Ich schlag mich so durch«, meinte sie. »Komm, lass mich eine der Taschen tragen.«
    Sie nahm mir meinen Aluminiumkoffer ab, der in ihrer festen Hand nicht viel zu wiegen schien. Wir gingen nebeneinander her, gleich gekleidet, wenn ich auch weder Pistole noch Funkgerät bei mir hatte, beide in stahlkappenverstärkten Stiefeln, die schon ziemlich abgenutzt waren und sich bereits zu schälen begannen. Schwarzer Matsch saugte sich an unseren Sohlen fest, als wir uns der kleinen grauen Traglufthalle näherten, die während der nächsten paar Tage unsere Kommandozentrale sein würde. Daneben geparkt stand der große, weiße Pierce-Supertruck mit dem Siegel de s Department of the Treasury, den Warnblinklampen und der leuchtend blauen Aufschrift ATF Explosives Investigation.
    Lucy lief einen Schritt vor mir her, ihr Gesicht von einer dunkelblauen Schirmmütze überschattet. Sie war nach Philadelphia versetzt worden und würde bald von D.C. wegziehen, und allein bei dem Gedanken fühlte ich mich alt und verbraucht. Sie war erwachsen. Sie war genauso erwachsen geworden, wie ich es in ihrem Alter gewesen war, und ich wollte nicht, dass sie noch weiter wegzog. Doch das hätte ich ihr nicht gesagt.
    »Das hier sieht ziemlich übel aus.« Sie eröffnete das Gespräch.
    »Zumindest ist der Keller nicht tief, aber es gibt nur eine Öffnung. Also steht das meiste Löschwasser da unten drin wie in einem Teich. Wir haben bereits einen Laster mit Pumpen angefordert.«
    »Wie tief?«
    Ich dachte an die Tausenden von Gallonen Wasser aus den Löschschläuchen und stellte mir eine kalte schwarze Brühe vor, in der es von bedrohlichem Treibgut nur so wimmelte.
    »Kommt drauf an, wo du den Fuß hinsetzt. Wenn ich du wäre, hätte ich diesen Einsatz nicht angenommen«, sagte sie auf eine Weise, dass ich mich unerwünscht fühlte.
    »Doch, hättest du«, sagte ich gekränkt.
    Lucy hatte noch nie einen Hehl daraus gemacht, wie wenig sie davon hielt, mit mir gemeinsam einen Fall zu bearbeiten. Sie war nicht unhöflich, tat jedoch oft so, als kenne sie mich kaum, wenn sie mit ihren Kollegen zusammen war. Ich erinnerte mich noch an frühere Jahre, als ich sie an der Uni besuchte und sie nicht wollte, dass andere Studenten uns zusammen sahen. Ich wusste, das s sie sich meiner zwar nicht schämte, mich aber als einen überwältigenden Schatten wahrnahm, der auf ihr Leben fiel, obwohl ich mich sehr angestrengt hatte, das zu vermeiden.
    »Hast du schon fertig gepackt«,

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