Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
glücklichen Tod, konnte über ihre unpassende Schimpferei lachen.
    »Wir haben deine Tante hier, Warshawski.« Das war jetzt Ron Grasso. »Rufen Sie Ihre Nichte, Tantchen.«
    Er tat etwas, das sie zum Schreien brachte. Ich zuckte bei dem Laut zusammen.
    »Lauter, Tantchen.«
    Sie schrie wieder, ein Aufschrei aus echtem Schmerz. »Vicki! Sie tun mir weh!«
    »Wir haben ihr einen Finger gebrochen, Warshawski. Wir brechen ihr einen Knochen nach dem anderen, bis es Ihnen reicht.«
    Ich schluckte Galle und kam hinter dem Pfeiler hervor. »Okay, ihr starken Männer. Es reicht mir.«
    »So ist es brav«, sagte Ernie und kam auf mich zu. »Ich habe Mickey immer gesagt, daß man dich schon kirre kriegt, wenn man es nur richtig anfängt … Behalt sie mit der Taschenlampe im Auge, Ronnie. Das kleine Miststück hat Mickey möglicherweise die Kniescheibe gebrochen. Ich will nicht, daß sie mir mit den Nägeln ins Gesicht geht.«
    Er kam her und packte mich am Arm. »Jetzt versuch gar nichts mehr, Vic, denn Ron hat deine Tante im Griff.«
    »Vicki?« fragte Elena mit zittriger Stimme. »Du bist doch nicht böse auf die arme alte Elena, oder?«
    Ich hielt ihr die gefesselten Hände hin. »Natürlich bin ich nicht böse auf dich, Herzchen. Es war sehr schlau und tapfer, daß du dich so lange versteckt hast.«
    Was hätte es schon genützt, wenn ich sie beschimpft hätte, weil sie mir nicht von Anfang an die ganze Geschichte erzählt hatte – oder spätestens, als sie im Michael Reese im Bett lag.
    »Sie haben mir weh getan, Vicki, sie haben mir den kleinen Finger gebrochen. Ich wollte nicht schreien, damit sie dich nicht finden, aber ich konnte nichts dafür.« Ihr Gesicht lag im Schatten, aber ich spürte, daß die Tränen kamen.
    »Nein, nein, Herzchen, ich weiß, daß du nichts dafür kannst.« Ich tätschelte die dünnen Knochen ihrer Hand. Sie waren so dünn, so ungeschützt, leicht zu brechen wie Porzellan.
    Hinter Ron und Elena stand August Cray, der Leiter des Nachtdienstes. »Was ist mit Ihrem Nachtwächter passiert? Er hat wohl mit dem Mord nichts zu tun?« fragte ich. »Und die liebe kleine Star sehe ich auch nicht. Sie und ich haben uns heute nachmittag ganz reizend unterhalten.«
    Niemand antwortete mir. »Wir machen nur einen kleinen Ausflug, Vic«, sagte Ron. »Stell dich nicht an. Wir sind zu dritt, und wir können es ganz schön unerfreulich für euch beide machen, wenn du einen deiner netten Tricks an uns ausprobierst.«
    »Nur zu dritt? Was ist mit Furey passiert? Habe ich ihm wirklich die Kniescheibe gebrochen? Zu einem solchen Schlag gehört eine Menge Übung.« Ich war verblüfft darüber, daß ich so munter wie ein Anfeuerungschor klang. »Wißt ihr, falls er ins Krankenhaus kommt, habt ihr ein kleines Problem – ich meine, wenn meine Leiche mit seinen Handschellen gefunden wird, dann wird es schwierig für den armen Jungen, das zu erklären.«
    »Du bist nicht der einzige Mensch hier, der ein Köpfchen hat, Warshawski, mach dir also deshalb nicht in die Hose.« Ernies lautere Stimme war hinter mir. »Mickey läßt uns schon nicht die ganze Geschichte ausbaden.«
    »Stimmt«, sagte ich zustimmend. »Ihr seid alle Kumpel, und Kumpel müssen zusammenhalten bis in den Tod, jedenfalls bis zum Tod unschuldiger Zuschauer.«
    »Du bist keine kleine Unschuld, Vic, bring mich also nicht dazu, daß ich deinetwegen Tränen vergieße.«
    Wir kamen zum Bauaufzug, und sie packten uns hinein. Cray bediente die Hebel, während Ron und Ernie Elena und mich scharf im Auge behielten. Ich wünschte mir sinnloserweise, ich hätte mehr Polnisch gelernt, als meine Großmutter Warshawski zu Weihnachten zu begrüßen. Ich hätte Elena sagen können, daß ich eine Pistole hatte und daß sie die Waffe aus meinem Hosenbund ziehen sollte, ehe Ron oder Ernie sie fanden, aber wenn ich Elena das zugemurmelt hätte, hätten sie das gehört und mich entwaffnet.
    Während wir langsam nach oben fuhren, wuchsen mein Entsetzen und meine Hilflosigkeit. Ich konnte mir unser Ende vorstellen, wie wir vom Gebäude heruntergestoßen wurden, der Unfalltod einer wackeligen Säuferin und ihrer eifrigen, aber hilflosen Nichte. Ich hörte damit auf, die Jungs mit meinem fröhlichen Geplapper zu ärgern, und sackte an der Aufzugwand zusammen, den Kopf in den Händen.
    »Was hat sie vor?« wollte Ron wissen.
    »Mir ist schlecht«, ächzte ich. »Ich muß gleich kotzen.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Ernie sarkastisch.
    Ich stieß Würglaute

Weitere Kostenlose Bücher