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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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geglaubt, ich könne ihn beim Aussteigen treten, aber er hatte viel Erfahrung mit Festnahmen – er stand weit weg vom Rahmen und wartete ab, bis ich mit dem Gurt gekämpft und die Beine selbst herausbekommen hatte. Er legte in einer spöttischen Kavaliersgeste den Arm um mich und führte mich in das Gebäude.
    Ich zitterte unwillkürlich, als wir in die tintenschwarzen Flure kamen. Wir waren auf der bretterbelegten Rampe, auf der ich vor drei Wochen zu den Büros hinaufgestiegen war. Hinter den nackten Glühbirnen lag wie ein klaffendes Loch der Baustellenkomplex. Ich fragte mich, wo meine Tante sein mochte, falls sie noch lebte, welches Schicksal uns beiden bestimmt war.
    Furey hatte kein Wort mehr gesagt, seit wir zu der Baustelle gekommen waren. Ich fühlte mich von dem Schweigen so gefesselt wie von den Handschellen.
    Um die Fassung wiederzugewinnen, sagte ich im Konversationston: »Hat McGonnigal dir gesagt, daß ich das Armband habe? Bist du deshalb heute abend gekommen, um mich abzuholen?«
    Er bleckte wieder in einer wilden Parodie eines Lächelns die Zähne. »Du hast dein Halstuch bei Alma Mejicana hinterlassen, Vic. Ich habe gesehen, wie du es an dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, ausgepackt hast, Eileen hat es dir geschenkt. Du erinnerst dich nicht daran, aber ich weiß es noch gut, weil ich gedacht habe, daß du die schärfste kleine Nummer bist, die ich je gesehen habe. Ich will mein Armband wiederhaben, aber ich habe es damit nicht eilig.«
    »Das ist gut«, sagte ich ruhig, obwohl mir bei der Vorstellung, ich sei eine scharfe Nummer, die Wangen brannten. »Ich habe es in meiner Wohnung gelassen. Du brauchst einen Sturmtrupp, um hineinzukommen. Du kapierst es nicht, nicht wahr? Nicht mal als Bulle kannst du deine Spuren verwischen, wenn du erst mal ein solches Blutbad angerichtet hast. Nicht mal Bobby wird das für dich tun. Es wird ihm das Herz brechen, aber er wird dich ans Messer liefern.«
    Michael schlug mir mit dem Handrücken auf den Mund. »Du mußt noch ein paar Lektionen lernen, Vic, und dazu gehört, daß du das Maul hältst, wenn ich es dir sage.«
    Es brannte etwas, tat aber nicht weh. »Ich habe im Augenblick keine so lange Lebenslinie, Mickey, daß ich noch neue Tricks lernen müßte. Und selbst wenn es anders wäre, ich finde dich schlicht und einfach zum Kotzen.«
    Michael blieb mitten auf der Planke stehen und drückte mich gegen die Wand. »Ich hab dir gesagt, daß du die Klappe halten sollst, Vic. Muß ich dir erst den Kiefer brechen, damit du auf mich hörst?«
    Ich schaute ihn mit festem Blick an und staunte darüber, daß ich diese vor Wut dunklen Augen je anziehend gefunden hatte. »Natürlich will ich das nicht, Michael. Aber ich darf doch fragen, ob du dich stark fühlst oder ob du dich schämst, wenn du mich schlägst, während ich wehrlos bin?«
    Er packte mit der linken Hand meine Schulter und wollte mir mit der rechten direkt ins Gesicht schlagen. Als er ausholte, trat ich ihn so heftig, wie ich konnte, gegen die Kniescheibe, so heftig, daß ich sie ihm hätte brechen können. Er stieß einen lauten Schrei aus und ließ meine Schulter los.
    Ich lief die Rampe hinunter, übel behindert von den gefesselten Händen. Über mir hörte ich Furey schreien und dann Ernie Wunsch, der herunterrief, was zum Teufel los sei. Ich stürzte in das finstere Innere der Baustelle und stolperte in der Dunkelheit über Bretter. Ich machte zuviel Krach – es war für niemanden schwierig, mich zu finden.
    Ich lief nicht länger, ging vorsichtig vorwärts, bis ich einen dicken Pfeiler erreichte, Stahl mit Beton. Ich glitt seitlich dahinter und stand dort, während ich versuchte, nicht laut zu atmen, und nach meiner Pistole tastete. Meine Hände steckten jedoch in den Handschellen, und ich konnte sie nicht so weit ausstrecken, daß ich die Pistole erreichte.
    Eine starke Taschenlampe warf Lichtbündel auf den Boden um mich herum. Ich rührte mich nicht.
    »Wir wollen nicht die ganze Nacht lang Verstecken spielen«, sagte Ernie. »Hol die Tante. Die bringt sie schon auf Vordermann.«
    Ich rührte mich immer noch nicht. Kurz darauf hörte ich Elenas atemlose Stimme, piepsig vor Angst.
    »Was machen Sie da? Sie tun mir weh. Es ist nicht nötig, mich so fest anzupacken. Ich weiß nicht, wo Sie aufgewachsen sind, aber zu meiner Zeit hat ein echter Gentleman den Arm einer Dame nie so brutal gepackt, daß sie hinterher blaue Flekken hatte.«
    Gute alte Elena. Vielleicht hatte ich einen

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