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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nicht hören!« Er hämmerte gegen das Lenkrad, während seine Stimme lauter und brüchig wurde.
    Es gelang mir schließlich, die Metallzunge in die Halterung einzurasten. »Vor zwei Wochen, als du mir erzählt hast, daß Elena auf Freierfang geht, war das gelogen, nicht wahr? Deshalb hast du darauf bestanden, daß ich Bobby nicht anrufe und mit ihm darüber spreche.«
    Er bog in die Diversey Avenue ein und fuhr auf die entgegenkommende Spur, um den Verkehr zu umgehen, der sich vor der Ampel an der Southport Avenue staute. »Du bist so klug, Vic. Das hat mich immer angezogen an dir. Warum kannst du nicht gleichzeitig schlau und lieb sein?«
    »Einfach Pech, nehme ich an.« Ich versuchte, das jähe Abbremsen zu parieren, als er auf die richtige Spur zurückfuhr. »Du hast gesagt, du hast meine Tante. Wo hast du sie gefunden? In einem leerstehenden Gebäude an der Cermak Road?«
    Er lachte. »Sie war direkt vor meiner Nase. Ist das zu fassen? Gleich um die Ecke in meiner Gegend. Eileen hatte sie gesehen und es meiner Mutter erzählt, und Mutter hat es beim Essen gestern abend erwähnt. Sie hatte sich bei ihren alten Freunden versteckt, aber sie bekam Durst – sie mußte sich einfach eine Flasche besorgen. Ich wußte, daß sie früher oder später, wenn sie nicht tot war, den Durst nicht mehr aushalten würde. Ich hatte bloß nicht erwartet, daß das gleich bei mir um die Ecke passieren sollte. Also habe ich den ganzen Nachmittag lang gewartet, und richtig, gegen acht kam sie. Ich habe ihr bloß ins Auto geholfen. Sie hat versucht, mich anzumachen. Es war widerlich.«
    Durch den Park zum Lake Shore Drive fuhr er hundert. Ich nehme an, die Streifenpolizisten kannten sein Nummernschild oder erfuhren wenigstens, wenn sie es meldeten, daß es einem Detective gehörte. Die anderen Verkehrsteilnehmer hatten keine solchen Beziehungen und hupten wütend, wenn sie ihm ausweichen mußten.
    »War sie widerlich wegen ihres Alters oder wegen ihrer Sauferei oder wegen beidem?« fragte ich.
    »Frauen, die glauben, sie verfügen über eine sexuelle Anziehungskraft, die sie nicht haben, sind ekelhaft.«
    »Auf manche Männer wirkt sie. Daß sie nicht dein Typ ist, heißt noch nicht, daß jeder sie abstoßend findet.«
    Er bog so schnell in den Lake Shore Drive ein, daß ich gegen ihn geschleudert wurde. Als ich wieder aufrecht saß, sagte ich im Konversationston: »Mir kommt es widerlich vor, dich zu berühren, aber manche Frauen wären da bestimmt anderer Meinung.«
    Er sagte gar nichts, beschleunigte die Corvette nur auf hundertvierzig, wechselte die Spuren, wich anderen Wagen aus; es schien, als stünden sie still im diffusen Licht. Ich befürchtete, jeden Moment zu kotzen, als er in der Kurve der Ausfahrt zur Michigan Avenue abbremste. Danach fuhr er langsamer – der Verkehr war zu dicht für ein derart wahnsinniges Tempo.
    »Du hast einen Knall, Michael. Du hinterläßt eine kilometerbreite Spur. Selbst wenn Roland Montgomery dich deckt, vor dem Chaos, das du heute anrichtest, kann er dich nicht schützen.«
    Im Licht der Straßenlampen am Drive sah ich Schweißperlen auf seiner Stirn. Er machte eine heftige Geste mit der rechten Hand, aber das Auto rutschte weg; er bremste und brachte uns durch ein Wunder auf die Spur zurück.
    »Was schuldet Roland Boots?« Ich hielt meinen Ton neutral. »Und warum hat er dich gebraucht, um das Feuer zu legen – warum konnte er das nicht selbst tun?«
    Furey bleckte die Zähne. »So scheißschlau bist du nun auch wieder nicht, Vic.
Ich
bin zu Montgomery gegangen. Ich habe ihn für Boots gefunden. Er brauchte mir nur den Brandbeschleuniger zu geben und dafür zu sorgen, daß nicht besonders sorgfältig ermittelt wurde.«
    »Was für ein braver Junge«, sagte ich staunend. »Haben sie dir daraufhin die Corvette geschenkt?«
    »Du verstehst gar nichts, nicht wahr? Ich war entschlossen – ich war bereit – du hättest leben können wie LeAnn und Clara – hättest haben können, was du willst – aber du –«
    »Ich habe, was ich will, Michael. Meine Unabhängigkeit und mein Privatleben. Du hast einfach nie verstanden, nicht wahr, daß dieser ganze Krempel, diese Diamanten und das ganze Zeug, mich einfach nicht anmachen.«
    Er bog an der Ausfahrt zur Grand Avenue ab und raste um die Kurven zur Rapelec-Baustelle. Er parkte die Corvette ein gutes Stück von der Straße entfernt, hinter einem Holzzaun, der die Baustelle absperrte.
    Er sprang aus dem Auto und kam zur Beifahrertür herum. Ich hatte

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