Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
stieß.
    Als ich den
Herald-Star
beiseite legte, ohne etwas über Elena gefunden zu haben, war es Zeit, zu duschen und mich für mein Zweihundertfünfzig-Dollar-Barbecue anzuziehen. Ich ahnte, daß Marissa in einem seidenen Abendpyjama oder etwas ähnlich Ausgefallenem erscheinen würde, aber wenn sich Rosalyn Fuentes nicht drastisch verändert hatte, würde sie Jeans tragen. Der gute Ton schrieb meiner Meinung nach vor, daß man bei einer Spendenparty den Ehrengast nicht ausstechen durfte. Außerdem hatte ich keine Lust, mir bei einem Riesenpicknick Sorgen um Kleider machen zu müssen, die nur chemische Reinigung vertrugen. Ich zog Khakihosen und eine weite olivgrüne Bluse an. Bestens – Essensflecken würden nicht auffallen, und vor allem war das bequem an einem Nachmittag in der Sonne.
    Michael kam kurz vor drei. Das blonde Haar und die dunklen Augen bildeten einen lebhaften Kontrast zu einem marineblauen Blazer und hellblauem Polohemd. Seine immer gute Laune hatte sich zu überschäumender Hochstimmung gesteigert – er mochte große Partys, er war liebend gern mit seinen Kumpeln zusammen und er war altmodischer Demokrat genug, sich auf einen Nachmittag in Gesellschaft der Parteigrößen zu freuen.
    Ich machte ein großes Tamtam über seine Eleganz. »Bist du sicher, daß du in meiner Begleitung bei Boots ankommen willst? Das schadet deinem Image bestimmt.«
    Er gab mir einen spöttischen Klaps auf die Nase. »Du sorgst schon dafür, daß ich gut aussehe, Warshawski. Deshalb möchte ich, daß du heute nachmittag in meiner Nähe bleibst.«
    »Der Slum neben dem Vorort? So etwa komme ich mir bei diesem ganzen Spektakel vor.« Seine strahlende Laune reizte mich.
    »Ach, mach halblang, Warshawski. Lebst du wirklich gern mitten in dem ganzen Müll und den Graffiti? Insgeheim, ganz tief im Innern, würdest du nicht ganz gern draußen im Freien wohnen, wenn du es dir leisten könntest?«
    »Du wohnst immer noch in Norwood Park«, erinnerte ich ihn.
    »Bloß weil diejenigen von uns, die dich vor den Graffitikünstlern schützen, in der Stadt wohnen müssen. Und die Verbrechen in Chicago sind interessanter als die in Streamwood.«
    »Siehst du, das glaube ich auch. Deshalb kann ich es mir nicht vorstellen, dort draußen zu wohnen.« Ich nahm meinen Geldbeutel aus der Handtasche und steckte ihn mit der Einladung zu der Party in die Hosentasche – ich hatte keine Lust, bei dem Picknick einen Nachmittag lang eine Handtasche mit mir herumzuschleppen.
    »Aber du machst eine Menge Ermittlungen in den Vororten«, wandte Michael ein, als wir meine Wohnung verließen.
    »Eben deshalb gefallen mir die Großstadtverbrechen besser.« Ich verriegelte beide Schlösser. »Jemand haut einem auf den Kopf und klaut die Handtasche. Die Leute hier sitzen nicht in Konferenzräumen und schimpfen auf die Nigger in Chicago, während sie eine oder zwei Millionen vom Firmengeld verschieben.«
    »Ich könnte dich mit ein paar Straßendieben bekannt machen«, schlug Michael vor, als wir auf die Straße traten. »Die brauchen etwas PR – vielleicht bist du genau die Richtige für sie.« Er deutete mit den Händen eine Werbetafel an. »Ich sehe es schon vor mir – sauberes, ehrliches Verbrechen, wie es schon Ihr Opa begangen hat.«
    Wider Willen mußte ich lachen. »Okay, okay. Straßendiebe sind Abschaum. Ich habe nun einmal einen Rochus auf die Vororte, das ist alles. Und ich kann es mir nicht leisten, dort zu wohnen. Ich wüßte ganz gern, was es Boots gekostet hat, aus dem Viertel zwischen Division Street und Central Avenue nach Streamwood zu ziehen.«
    Michael legte die Hände um mein Gesicht und küßte mich. »Tu mir einen Gefallen, Vic – frag ihn nicht danach heute nachmittag.«
    Ich löste mich von ihm und stieg in den Chevy. »Keine Sorge – meine Mama hat mir beigebracht, wie ich mich in der Öffentlichkeit zu benehmen habe. Bis gleich beim großen Ball.«
    Er sprang in die Corvette, blinkte ein paarmal mit den Scheinwerfern und fuhr mit quietschenden Reifen in Richtung Belmont Avenue.

6 Picknick auf dem Land
    Als wir auf dem Kennedy Expressway waren, verlor ich Michael aus den Augen. Er konnte es sich leisten, hundertdreißig zu fahren – die Verkehrsstreife würde ihm nur kollegial zuzwinkern, was sie mir nicht gönnen würde. Er wartete auf der Ausfahrt zum Northwest Tollway auf mich; ich hatte ihn die meiste Zeit im Blick, während wir uns in die Berge hinaufschlängelten, die am nordwestlichen Stadtrand von Chicago

Weitere Kostenlose Bücher