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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beginnen.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Boots’ Anwesen gefunden hätte, wenn ich nicht Michael hinterhergefahren wäre, bestimmt nicht beim ersten Versuch. Die Einfahrt lag an einer kurvenreichen, nicht beschilderten Straße und war nichts weiter als eine diskrete Lücke in der Hecke, die das Grundstück gegen profane Blicke schützte. Michael hatte die Kurven mit fast hundert genommen. Er bremste die Corvette und wendete ohne Vorwarnung, so daß ich ein Stück hinter der Einfahrt mit quietschenden Reifen zum Halten kam und mir einen Platz zum Wenden suchen mußte. Jungen werden nie erwachsen.
    Er wartete vor einem Tor auf mich, das einige Meter von dem Loch in der Hecke entfernt war, das ich verpaßt hatte. Im Gebüsch, das die Einfahrt säumte, verbarg sich ein drei Meter hoher Zaun, der mit dem Tor verbunden war. Hätte man dennoch versucht, diesen Schutzwall zu durchbrechen, waren da noch zwei Deputies des Sheriffs, die einen erschossen hätten.
    »Tut mir leid, Vic«, sagte Furey reuig. »Ich hab gedacht, die Abzweigung wäre achthundert Meter weiter oben. Hätte auf einem so gefährlichen Straßenstück nicht so angeben dürfen.« Als einer der Deputies meine Einladung sehen wollte, fügte Furey hinzu: »Ach, belästigen Sie die Dame nicht – sie begleitet mich.«
    »Davon merkt man nicht viel.« Ich grub in der Hosentasche nach der Einladung und hielt sie hoch, aber der Wächter winkte mich durch, ohne sie anzuschauen. Diese Einschätzung meiner Beziehung zu Michael trug zu meiner schlechten Laune bei. Ich stieg wieder in den Chevy, während Michael mit den Männern herumalberte, manövrierte mich um die Corvette herum und ließ beim Anfahren etwas Kies hochspritzen. Ehe die Straße eine Biegung machte, konnte ich sehen, wie Furey wieder in die Corvette stieg, aber dann fuhr ich um die Kurve und war allein auf einer von Bäumen gesäumten Zufahrt.
    Welchen Schaden der Sommer auch den Maisfeldern angerichtet haben mochte, Boots war nicht besonders davon betroffen. Die Bäume hier trugen üppig dichtes Laub, und das Gras darunter war satt und grün. In der Ferne konnte ich ein Maisfeld ausmachen. Ich nehme an, für den Vorsitzenden des County Board gibt es immer Mittel und Wege, um an Wasser für seine Farm zu kommen.
    Ich bog um die nächste Kurve und war schon mitten in der Party. Seit ich das Vordertor passiert hatte, hatte ich aus der Ferne Musik gehört. Jetzt sah ich hinter dem Haupthaus ein großes Orchesterpodium, auf dem eine Kapelle in Strohhüten und Marineblazern ihr Bestes gab. Auf der anderen Seite des Hauses hing träger Rauch in der Luft, vermutlich über dem Grill. Boots opferte für Roz’ Kampagne eine seiner Kühe.
    Ein Deputy, der mit einer riesigen Taschenlampe herumfuchtelte, dirigierte mich zu einem Haufen Autos auf einem großen Platz nordöstlich vom Haus. Vielleicht war das eine Koppel – ich erinnerte mich daran, daß ich als Elfjährige bei einem Pfadfinderausflug einmal eine Koppel gesehen hatte. Trotz der Deputies – oder ihretwegen – schloß ich den Chevy sorgfältig ab.
    Furey holte mich ein, als ich auf das Podium zuging, um das sich die meisten Partygäste versammelt hatten. »Gottverflucht noch mal, Vic, warum bist du so sauer?«
    Ich blieb stehen und schaute ihn an. »Michael, ich habe für das zweifelhafte Vergnügen, an diesem Remmidemmi teilnehmen zu dürfen, zweihundertfünfzig Dollar bezahlt. Ich bin nicht deine Begleiterin und auch nicht das süße kleine Frauchen, das du unter den Arm klemmen und an den Wächtern vorbeischmuggeln kannst.«
    Sein gutgelauntes Gesicht verzog sich zu einer finsteren Miene. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Du hast mich da draußen wie eine Null behandelt – erst läßt du mich auf der Straße stehen, und dann erzählst du den Deputies, sie sollen mich ignorieren, weil ich dein Anhängsel bin. Das gefällt mir nicht.«
    Er wedelte entnervt mit den Händen. »Ich habe versucht, dir einen Gefallen zu tun, wollte nicht, daß die Jungs am Tor dich belästigen. Wenn ich gewußt hätte, daß du das für eine tödliche Beleidigung hältst, hätte ich mir die Luft sparen können.«
    Er schlenderte davon, auf die Menge zu. Ich folgte ihm langsam, über mich genauso verärgert wie über Furey. Mir hatte der kleine Trick, den er an der Abzweigung vorgeführt hatte, nicht gefallen, aber das rechtfertigte nicht, daß ich mit gleichen Mitteln zurückschlug. Vielleicht machte mich der Frust über Elenas Verschwinden so empfindlich. Oder

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