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GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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1945
    Zweiter Weltkrieg
    Auf Neuguinea tobten erbitterte Kämpfe. Der Urwald war in Aufruhr. Am schlimmsten wütete der Krieg in der Nähe von Lae. Hier standen sich amerikanische und japanische Soldaten gegenüber. Der Dschungel war erfüllt vom ohrenbetäubenden Peitschen der Schüsse. Pausenlos hämmerten die Maschinengewehre. Granaten explodierten. Es gab auf beiden Seiten große Verluste. Jede Armee kämpfte verbissen um den Sieg. Die Amerikaner forderten Verstärkung an. Als diese eintraf, mußten die 1500 Japaner dem gewaltigen Druck des Feindes weichen. Sie zogen sich in die Stollen eines Bergwerks zurück und igelten sich ein.
    Ein amerikanischer Sturmangriff nach dem anderen scheiterte. Die Japaner verteidigten ihre Stellung mit heldenhaftem Mut. Es war den Amerikanern unmöglich, den Feind aus dem Bergwerk herauszuholen. Der Befehlshaber der US-Truppen beriet sich mit seinem Stab.
    »Es hat keinen Sinn, die Kerle weiter anzugreifen«, sagte der große, schlanke Mann mit grimmiger Miene. »Solange sie sich in diesem verdammten Bergwerk befinden, können wir kaum etwas gegen sie ausrichten. Ich warte auf Ihre Vorschläge, meine Herren.«
    »Die Japaner haben kaum Proviant bei sich«, sagte ein drahtiger Mann aus dem Mittelwesten der Vereinigten Staaten. »Wir brauchen meiner Meinung nach nichts weiter zu tun, als darauf zu warten, bis sie nichts mehr zu beißen haben. Dann kommen sie ganz von selbst aus den Stollen.«
    »Soviel Zeit haben wir nicht«, erwiderte der Befehlshaber und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Vielleicht sollte man ihnen über Lautsprecher die Ausweglosigkeit ihrer Lage klarmachen«, sagte ein anderer Offizier. »Unser Dolmetscher soll ihnen erklären, daß sie keine Chance mehr haben. Vielleicht lassen sich die Japs überreden, die Waffen zu strecken.«
    »Die?« rief der Mann neben dem Offizier, der soeben gesprochen hatte, mit einem gallbitteren Lachen aus. »Die ergeben sich in hundert Jahren nicht. Diese Japaner gehen lieber gemeinsam in den Tod, als sich zu ergeben.«
    »Wir sollten es trotzdem versuchen«, verteidigte der andere seinen Vorschlag.
    »Okay«, nickte der Truppenbefehlshaber. Er wandte sich an Captain George Bragg, der die Idee mit den Lautsprechern gehabt hatte. »Wir geben den Japanern diese Chance. Machen Sie die Sache mit dem Dolmetscher klar. Zwei Stunden Bedenkzeit. Das sollte reichen. Sollten die Japaner bis dahin ihre Waffen nicht gestreckt haben, gibt es kein Pardon mehr für sie.«
    Captain Bragg salutierte. »Ich bin sicher, daß die Japaner Vernunft annehmen werden, Major.«
    Die Lautsprecher wurden so nahe wie möglich an die Stolleneingänge herangefahren. Captain Bragg leckte sich nervös die Lippen. Er schob seinen Stahlhelm aus der Stirn und holte tief Luft. Der Dolmetscher, ein wendiger Bursche mit Fuchszähnen, stand neben ihm. Er hielt das Mikrophon in der Rechten und wartete auf Braggs Befehl.
    Eine eigenartige Stille lastete über dem verfilzten Urwald, von dem das Bergwerk eingeschlossen war. Bragg wischte sich mit der Hand den feuchten Nacken trocken, nickte dem Mann neben sich zu und knurrte: »Okay, Minsky. Legen Sie los. Reden Sie diesen verdammten Dickschädeln ins Gewissen. Sagen Sie ihnen klipp und klar, daß sie nur auf eine Weise aus diesem Bergwerk lebend herauskommen: unbewaffnet und mit erhobenen Händen.«
    Minsky sprach zehn Minuten in sein Mikrophon. Zehn Lautsprecher ließen seine Stimme in die Tiefe des Berges hineindröhnen. Nichts sonst war zu hören. Nur Minskys hallende Worte in dieser abgehackten, fremden Sprache, die Captain Bragg nicht erlernen konnte.
    Als Minsky fertig war, nahm ihm der Captain das Mikrophon aus der Hand. »Jetzt wissen sie, wie sie dran sind. Ich wünsche ihnen einen Vorgesetzten, der in der Lage ist, weise Entscheidungen zu treffen.«
    Bragg gab Befehl zum Abrücken.
    Nun fing das lange, nervenzermürbende Warten an. Jede Minute dauerte eine kleine Ewigkeit. Die Soldaten starrten mit kantigen Gesichtern auf ihre Uhren. Sie hockten in Gruppen beisammen und schwiegen.
    1500 Japaner!
    Wofür würden sie sich entscheiden? Für das Leben oder für den Tod?
    1500 Japaner!
    Auf viele von ihnen warteten Frau und Kind zu Hause in Tokio, Osaka, Nagasaki, Yokohama…
    War es denkbar, daß sie sich gegen ihre Familien entschieden? Eine Stunde war endlich um. Bei den Stollen keine Reaktion. Der Major knetete nervös seine Finger. Captain Bragg nahm den Stahlhelm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

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