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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Windschutzscheibe eisfrei, so
daß sie aus der Parklücke fahren konnte, und fuhr an. Im
letzten Augenblick sah sie die geisterhaften Umrisse eines Mannes
durch den schweren Vorhang aus Schnee und trat heftig auf die Bremse.
Der Mann, den sie beinahe überfahren hätte, umrundete den
Wagen und gab ihr durch Gesten zu verstehen, daß sie das
Fenster herunterkurbeln solle. Es war Ulric.
    Sie kurbelte das Fenster herunter. Mehr Schnee fiel ihr in den
Schoß. »Ich hatte schon Angst, Sie nie
wiederzusehen«, sagte Ulric.
    »Ich…«, begann Sally; aber er winkte ab und
schüttelte sanft den Kopf.
    »Ich habe nicht viel Zeit. Es tut mir leid, daß ich Sie
heute morgen so angeschrien habe. Ich habe gedacht… Egal; jetzt
weiß ich, daß es nicht stimmt; daß eine Menge
Zufälle dabei im Spiel waren… Egal; ich muß jetzt
sofort etwas tun, das nicht warten kann; aber ich möchte gerne,
daß Sie genau hier auf mich warten. Werden Sie es
tun?«
    Sie nickte.
    Er erschauerte und steckte die Hände in die Taschen.
»Sie werden sich hier draußen zu Tode frieren. Wissen Sie,
wo das Appartementhaus am Orientalischen Garten steht? Ich wohne im
sechsten Stock; Appartement Sechs B. Ich möchte, daß Sie
dort auf mich warten. Werden Sie es tun? Haben Sie ein Stückchen
Papier bei sich?«
    Sally kramte in ihren Taschen herum und förderte ein
zusammengefaltetes Blatt zutage, auf dem stand: »Gesucht: Junge
Dame…« Sie starrte kurz darauf und händigte es Ulric
aus. Er faltete es nicht einmal auseinander. Er kritzelte ein paar
Zahlen darauf und gab es ihr zurück.
    »Das ist meine Sicherheitsnummer«, sagte er. »Sie
müssen sie haben, um den Aufzug in Gang zu setzen. Mein
Zimmergenosse wird Sie ins Appartement lassen.« Er hielt inne
und bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Wenn ich es mir
recht überlege, warten Sie besser in der Eingangshalle auf mich.
Ich werde zurückkommen, sobald ich kann.« Er beugte sich zu
ihr hinunter und küßte sie durchs Fenster. »Ich
möchte Sie nicht noch einmal verlieren.«
    »Ich…«, fing Sally an; aber er war bereits
unsichtbar hinter dem Vorhang aus treibenden Schneeflocken. Sally
kurbelte das Fenster hoch. Die Windschutzscheibe war inzwischen
wieder dicht mit Schnee bedeckt. Sie legte die Hand auf das
Entfrostergebläse. Es kam immer noch keine Luft heraus. Sie
stellte die Scheibenwischer an. Nichts geschah.
     
    Gail kam erst nach zwei in ihr Büro zurück. Im
Anschluß an die Pressekonferenz war sie von Reportern umlagert
gewesen, die sie mit Fragen bezüglich Mr. Mowens Abwesenheit und
das Projekt Ungenutzte Emissionen gelöchert hatten. Als sie den
Rückzug in ihr Büro endlich geschafft hatte, begannen die
Anrufe, und sie konnte die Verlautbarung über die Konferenz erst
kurz vor drei in Angriff nehmen. Als es soweit war, sah sie sich
beinahe sogleich mit einem Problem konfrontiert. Ihre Aufzeichnungen
erwähnten Partikeln; und sie wußte, daß Brad
erwähnt hatte, um welche Partikeln es sich handelte; aber sie
hatte versäumt, es sich zu notieren. Wenn sie den Bericht
losließe, ohne die Partikeln zu bezeichnen, würde die
Presse sich in allen nur erdenklichen Arten alarmierender
Spekulationen ergehen.
    Gail rief Brad an. Die Leitung war besetzt. Sie stopfte ihr
gesamtes Material in einen großen Umschlag aus Manilapapier und
machte sich auf den Weg zu Brads Appartement, um ihn zu fragen.
    * * *
    »Haben Sie die Forschung schon erreichen können?«
fragte Mr. Mowen, als Janice sein Büro betrat.
    »Nein, Sir«, erwiderte Janice. »Die Leitung ist
noch immer besetzt. Ulric Henry ist hier; er möchte Sie
sprechen.«
    Mr. Mowen erhob sich, nicht ohne an den Schreibtisch zu
stoßen. Sallys Bild und ein Gefäß voll Schreibstifte
fielen um. »Sie können ihn ebensogut hereinlassen. Bei
meinem Glück hat er vermutlich herausgefunden, weshalb ich ihn
angestellt habe, und ist gekommen, um zu kündigen.«
    Janice ging hinaus, und Mr. Mowen versuchte, die Stifte
einzusammeln, die über den ganzen Schreibtisch verstreut lagen,
und sie in ihren Behälter zurückzustecken. Einer der Stifte
rollte auf die Schreibtischkante zu, und Mr. Mowen beugte sich
über den Tisch, um ihn am Herunterfallen zu hindern. Sallys Bild
fiel wieder um. Als Mr. Mowen aufsah, mußte er feststellen,
daß Ulric Henry ihn beobachtete. Er griff nach dem letzten
Stift und stieß mit dem Ellbogen den Hörer vom
Telefon.
    »Wie lange geht das schon so?« erkundigte sich
Ulric.
    Mr. Mowen straffte sich. »Es hat heute morgen

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